
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Flick-Stiftung verleiht „Steh-auf-Preis“
10 000 Euro gehen aus Potsdam an „Arbeit und Begegnung“ in Rheinsberg
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Brandenburg und Potsdam können für sich verbuchen, dass hier viel für ein tolerantes Miteinander und gegen Fremdenfeindlichkeit getan wird. Das und der Einsatz des prominenten Potsdamers und ehemaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) führten vor zehn Jahren dazu, dass die „Friedrich Christian Flick“-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz ihren Sitz in Potsdam nahm. Das Jubiläum war für die Stiftung Anlass, erstmals den „Steh-auf-Preis“ zu verleihen. Er wurde am Dienstag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vergeben.
Der mit 10 000 Euro dotierte Preis ging an das Projekt „Arbeit und Begegnung“ aus Rheinsberg. Juryvorsitzende Monika Griefahn nannte es eine schwierige, aber auch schöne Wahl, aus 40 engagierten Bewerbern den Preisträger herauszufinden. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) lobte, dass es sehr viele gute Initiativen gegeben habe. Er machte aber klar, dass Demokratie und Toleranz kein Zustand, sondern eine tägliche Herausforderung seien.
Beim Projekt „Arbeit und Begegnung“ haben seit 2002 mehr als 200 junge Leute, die in Bauberufen ausgebildet werden, acht Dorfkirchen restauriert. Den Rahmen dafür schuf die DGB-Jugendbildungsstätte Flecken Zechlin in Kooperation mit Oberstufenzentren und Berufsbildungseinrichtungen. Letztlich aber haben es die Jugendlichen selbst geschafft, über die Arbeit zueinanderzufinden und Gemeinsamkeiten zu entdecken, auch wenn Herkunft und kulturelle Wurzeln ganz unterschiedlich waren. Die Jugendlichen überzeugten sogar die Dorfbewohner von ihrem Engagement und so gab es nicht nur Zuspruch, sondern auch „Spenden“ in Form von Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Die fachliche Anleitung hatte der pensionierte Malermeister und Berufsschullehrer Horst Mark übernommen, den der jugendliche Elan und das gute Miteinander zu der poetischen Äußerung hinriss: „Da setzt man ein Korn hin und plötzlich blüht das.“ Das Preisgeld wird dazu verwendet, das unterbrochene Programm neu aufzulegen.
Der „Steh-auf-Preis“ soll alle drei Jahre vergeben werden. Friedrich Christian Flick, der zur Preisverleihung anwesend war, erklärte, dass er mit einem persönlichen jährlichen Beitrag die Stiftung noch stärker unterstützen will, um weitere Projekte zu fördern. Dazu könnte auch die Rosa-Luxemburg-Schule in Potsdam gehören, die seit Jahren mit der Flick-Stiftung zusammenarbeitet. Stiftungsgründer Flick ist Enkel eines deutschen Rüstungsfabrikanten. Sein Großvater wurde in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen unter anderem wegen der Ausbeutung von Sklavenarbeit und Beziehungen zur SS verurteilt. Der Enkel sieht sich deshalb besonders in der Verantwortung, gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aktiv zu werden.Hella Dittfeld
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