TÖPFER-INSTITUT: Forschung in der alten Bankfiliale
Im ehemaligen Bundesbank-Gebäude arbeiten heute Wissenschaftler am Thema Nachhaltigkeit.
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Berliner Vorstadt - Der Raum bleibt fensterlos. Das steht definitiv fest. „Wir haben mit drei Diamantbohrern drei Tage lang gebohrt“, erklärte Wolfgang Hadlich während einer Urania-Führung durch die ehemalige Bundesbank-Filiale in der Berliner Vorstadt am gestrigen Montag. Das Ergebnis der Bohrung ist lediglich ein Loch von einer Elle Tiefe – etwa ein halber Meter – in der 1,20 Meter dicken Tresor-Wand. Damit ist klar: Der Bundesbank-Tresor, wo nach 1996 Bargeld in Millionenhöhe aufbewahrt wurde, um damit die Geschäftsbanken der Region zu versorgen, wird künftig lediglich als Lagerraum genutzt werden können. Seit 2010 wird das Bundesbankareal, bestehend aus der Villa von Kleist sowie dem Tresor-Neubau, durch das Klima-Institut genutzt, dem „Institute for Advanced Sustainability Studies“ (IASS), zu deutsch „Institut für fortgeschrittene Nachhaltigkeitsstudien“. Dennoch, erklärte Hadlich, „wir sind zufrieden“. Drei Millionen Euro hat das vom Bund und dem Land Brandenburg finanzierte Institut investiert, um seinen Wissenschaftlern auf den 3000 Quadratmetern Nutzfläche gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Die Villa von Kleist dient vor allem als Tagungshaus, im Dachgeschoss ist die Institutsverwaltung untergebracht. Ein Remisengebäude, ehemals Kutscherhaus, hat das Institut denkmalgerecht umbauen lassen. „Das hat schon ein paar Taler gekostet“, so Hadlich gegenüber den etwa 20 Interessierten. Hadlich leitete bis zu seinem Wechsel an das IASS das Büro des Potsdamer Oberbürgermeisters.
Die Villa von Kleist wurde 1824 für den Kommandeur der Garde-Ulanen-Kaserne, Oberst von Malachowski, errichtet. Einen großen Ausbau erfuhr das Haus nach dem Verkauf an den königlichen Kammerherren, Baron Ewald von Kleist, im Jahr 1910. Den Umbau leitete der Architekt Otto Rehnig, der unter anderem das Grand Hotel Esplanade in Berlin entwarf. Der beeindruckende Holzfußboden im Festsaal der Villa von Kleist stammt aus dem Jahr 1914. Nun, nach mehr als 100 Jahren der Nutzung, soll er im Sommer dieses Jahres saniert werden, kündigte Hadlich an. Zu DDR-Zeiten war die Villa Sitz der Deutschen Investitionsbank.
Die mittlerweile fast 100 Wissenschaftler des IASS arbeiten durchweg in neu geschaffenen Büroräumen des Bundesbank-Neubaus, „einem umgebauten Tresor“ mit dem Charme einer „Schachtel“, wie Hadlich durchaus wohlmeinend erläuterte. Das Haus, entworfen durch das Berliner Architekturbüro Ortner & Ortner, signalisiere „eine gewisse Abwehr“, so Hadlich, solle aber auch vermitteln, dass „das Geld dort sicher ist“. Eine Betonkonstruktion vor der Glasfassade des in der Berliner Vorstadt beispiellosen kubischen Moderne-Baus könnte leicht für eine überdimensionierte Sitzbank gehalten werden. Es handelt sich Hadlich zufolge aber um eine „Panzersperre“, um auch Durchbruchsversuche stark motorisierter Einbrecher von vornherein zu vereiteln. Letztlich wären diese wohl am Tresor selbst gescheitert: Die stählerne Tresortür hat eine Breite von etwa einem Meter. „Ein Dietrich hätte nicht gereicht“, stellte ein Teilnehmer der Führung sehr beeindruckt fest.
Die Finanzierung des Instituts mit einem Jahresetat von neun Millionen Euro ist bis 2016 gesichert, erklärte der IASS-Verwaltungsleiter. 2014 wird das Institut evaluiert, so Hadlich weiter. Dann werde sich zeigen müssen, ob der interdisziplinäre Forschungsansatz zu Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfolgreich war. Exekutiv-Direktor ist der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU). Dieser, so Hadlich, habe einen Neubau in der Speicherstadt als Institutssitz abgelehnt – weil der 71-Jährige keine Zeit hatte, um auf die Entwicklung der Speicherstadt zu warten. Daher sei dem IASS die heute dem Land gehörende leere Bankfiliale gerade recht gewesen.
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