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Landeshauptstadt: Fotografische Reise ins Nichts Alzheimer-Ausstellung

im Stadthaus eröffnet

Stand:

Innenstadt – Der Blick ist starr, das Gesicht ausdruckslos. Die alte Frau schaut in den Spiegel, unfähig, das, was sie dort sieht, mit sich selbst in Verbindung zu bringen. Ein paar Meter weiter eine andere alte Dame, die genüsslich an einer Zigarette zieht und zufrieden lächelt. Momentaufnahmen einer Krankheit, die im wahrsten Sinne des Wortes viele Gesichter hat.

Seit gestern sind diese und über 20 andere Fotografien an Alzheimer erkrankter Menschen im Foyer des Stadthauses in der Friedrich-Ebert-Straße zu sehen. Die Ausstellung „Alzheimer - Eine andere Welt?“, die zum ersten Mal in Brandenburg gezeigt wird, gibt auf ebenso ausdrucksstarke wie einfühlsame Weise Einblick in die Welt von Menschen, die sich selbst verloren haben.

Die Hamburger Fotografin Claudia Thoelen arbeitet schon seit zehn Jahren mit Alzheimerkranken. Was als Auftragsarbeit für ein großes Nachrichtenmagazin begann, ist der 48-Jährigen inzwischen zur Lebensaufgabe geworden. Mehrere Wochen im Jahr verbringt sie mit ihrer Kamera in Pflegeheimen, die besondere Konzepte für die Betreuung von Demenzkranken entwickelt haben. Eine Aufgabe, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert: „Ich integriere mich völlig in die Abläufe im Heim. Ich esse mit den alten Menschen, reiche das Brötchen oder den Kaffee. Im Laufe der Zeit entwickelt sich so eine persönliche Beziehung. Die Person, die ich fotografieren möchte, spürt, dass da jemand ist, der es gut mit ihr meint“, erzählte Claudia Thoelen.

Ihre Arbeit mit den dementen alten Menschen, die begleitenden Gespräche mit den Angehörigen und dem Pflegepersonal sieht die Fotografin als Bereicherung auch für ihr eigenes Leben. „Auf der Suche nach dem Verstehen der Krankheit und der Kranken habe ich viel über das Menschsein und über zwischenmenschliche Beziehungen gelernt.“

Darüber hinaus will Thoelen mit ihren Bildern zu einem Umdenken im Umgang mit Alzheimer anregen. „Bei meiner ersten Ausstellung erntete ich empörte Reaktionen. Ich wurde oft gefragt, wie ich denn so etwas zeigen könne“, sagte Thoeln. Aus ihrer Sicht ist das Thema Altersdemenz oft auch heute noch ein Tabuthema, mit dem man sich nur ungern auseinander setzt, solange man nicht unmittelbar betroffen ist. Ein Verdrängungsmechanismus, der der Wirklichkeit einer alternden Gesellschaft nicht gerecht wird: Schon heute leben in Potsdam 1500 Demenzkranke, in den nächsten Jahren wird die Zahl weiter ansteigen. am

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