Landeshauptstadt: Freie Träger am Limit
Kultur wird teurer, auch wegen des Mindestlohns
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Die freien Träger von Kultureinrichtungen brauchen mehr Geld. Vor der anstehenden Haushaltsdebatte trugen am Donnerstagabend im Kulturausschuss Vertreter von Chören, Orchestern und Theaterensembles ihre Wünsche und Sorgen vor. Um die Qualität der Angebote zu halten und eventuell auszubauen, so die Quintessenz, muss die Förderung aufgestockt werden. Eine Kürzung würde bisweilen sogar bedeuten, dass die Arbeit stark eingeschränkt werden müsse, so Martina König vom Theaterschiff Potsdam. „Die Stadt muss sich fragen – wollen wir das Schiff oder nicht?“
Noch gibt es keine verlässlichen Zahlen, heißt es von der Stadt. Unumgänglich ist aber, dass es für Hans Otto Theater und Potsdam Museum mehr Mittel geben muss. „Wir sind tarifgebunden“, so Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU). „Die freien Theater müssen auch haushalten und leben nicht von Luft und Liebe“, entgegnete Ausschussmitglied Frank Reich, Geschäftsführer des Landesverbands Freier Theater Brandenburg. Auch die Freien müssen demnächst Mindestlohn zahlen und sind mit der Steigerung der laufenden Betriebskosten konfrontiert, so Reich weiter.
Der Diskussion vorausgegangen war ein Antrag der Linken, die Tarifanpassung der städtischen Einrichtungen abzusichern sowie die Förderung der Freien mindestens auf dem Stand von 2014 zu halten. Das Bürgerbündnis stellte den Ergänzungsantrag, jede Bezuschussung unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit zu betrachten und deshalb die geförderten Einrichtungen zu evaluieren. Beide Anträge wurden auf die nächste Sitzung verschoben. Klar ist: Trotz Haushaltssperre soll der Fachbereich Kultur im kommenden Jahr mehr Mittel bekommen. 2014 waren es 15,57 Millionen Euro, für 2015 sind 16,87 Millionen eingeplant. „Das ist eine Steigerung von 8,3 Prozent“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow.
Möglicherweise gibt es aber ein internes Verteiler-Problem, so Ud Joffe in einem leidenschaftlichen Vortrag. Der Kantor und Chorleiter ist Mitglied im Forum Chorsinfonik. Das Gremium entscheidet seit mehr als zehn Jahren über die Verteilung von Geldern, mit denen die sechs großen sinfonischen Chöre Potsdams Begleitorchester für ihre Aufführungen einkaufen. Auf Stadtverordnetenbeschluss arbeitet das Forum dabei mit einer Expertenjury zusammen.
Deren Arbeit lasse jedoch kein Konzept erkennen, so Joffe: „Ich lasse mich im Februar nicht fragen, wie viele Streicher in einem längst für März geplanten Konzert mitspielen.“ Auch seien die kalkulierten Beträge – 12 500 Euro Orchesterpauschale pro Konzertprogramm – völlig ungenügend. „Hier fehlt jeglicher Bezug zu Realität.“ Die Potsdamer Kammerakademie einzukaufen koste beispielsweise fast doppelt so viel. Das größte Potsdamer Orchester, das Collegium Musicum, wäre indes schon glücklich, aus der Projektförderung in die institutionelle zu wechseln. „Wir brauchen Planungssicherheit und eigentlich auch Mittel für eine unserer umfangreichen Arbeit angemessene Geschäftsführung“, so Orchestermitglied Barbara Scholz. Steffi Pyanoe
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