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Freiland-Initiator Dirk Harder: Auch mit seinem Votum gewann das Vorhaben gestern die erste Abstimmung.

© Manfred Thomas

Von Henri Kramer: „Freiland“ besteht erste Abstimmung

Kultur- und Jugendhilfeausschuss votierten gestern für geplantes Jugendzentrum / Emotionale Debatte

Stand:

Das geplante „Freiland“-Jugendzentrum hat die erste Abstimmung überstanden. In einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse für Kultur- und Jugendhilfe stimmten gestern Abend die Stadtverordneten von SPD, Linke und Grünen dafür, die von CDU/ANW und FDP dagegen.

Vorausgegangen war eine rund 90-minütige Diskussion, während der Befürworter und Kritiker von „Freiland“ erneut heftig miteinander über Bedarf und Finanzierung des Vorhabens stritten. Schon die ersten Redebeiträge nahmen den Verlauf der Debatte vorweg. So lobte Birgit Morgenroth (SPD), „Freiland“ sei ein „innovatives Projekt“, das nun als „Modell“ begleitet werde. Dagegen geißelte Martina Engel-Fürstberger (FDP) die „Selbstherrlichkeit“, mit der bei diesem Thema „mit Geld um sich geworfen wird“. Die Mittel für „Freiland“ würden anderswo fehlen.

Vor der Diskussion hatte die Stadtverwaltung ein Konzept zur Umsetzung von „Freiland“ vorgelegt. Auf einem Gelände der Stadtwerke in der Friedrich-Engels-Straße sollen ein Veranstaltungshaus für den Spartacus e.V., ein Domizil für den Jugendklub S13, Graffiti-Flächen und Bandprobenräume geschaffen werden. „Freiland“ ist zunächst als Modellprojekt für drei Jahre angelegt. Über nötige Erfolgskriterien soll sich der Hauptausschuss am 24. Februar verständigen.

Für Freiland wollen die Stadt 300 000 Euro und die Stadtwerke 440 000 Euro beisteuern, dazu kommen begleitende Arbeiten von Jugendlichen im Wert von 100 000 Euro. Den größten Teil der Ausstattung des Areals muss der künftige Betreiber stellen. Der jährliche Zuschuss der Stadt liegt bei 125 000 Euro.

Woher genau dieser Zuschuss kommt, darüber gibt es erneut Streit. Die Verwaltung will 50 000 Euro über jeweils eine halbe Stelle im Stadtjugendring und im derzeit geschlossenen Jugendklub „Nowawes“ finanzieren. Jedoch beschloss der Jugendhilfeausschuss mit knapper Mehrheit, dass die 50 000 Euro aus anderen Quellen kommen müssten. Darüber sollen nun das Stadtparlament befinden.

Auch wer der Betreiber von „Freiland“ wird, ist unklar. „Wir gehen derzeit von einem Interessenbekundungsverfahren aus, prüfen aber noch“, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller. Endgültig entscheiden soll der Hauptausschuss im März. Als aussichtsreich gilt die angekündigte Bewerbung einer Projektgruppe um Stadtjugendring-Chef Dirk Harder, der als Privatmann „Freiland“ konzipiert hat. Während der Sitzung warb Harder noch einmal für das Vorhaben: Die Rentabilität sei gesichert. Dem FDP-Vorwurf, bei „Freiland“ sei die nächste Jugendkultur-„Pleite“ absehbar, nannte Harder „böswillig“.

Unterdessen haben die Stadtwerke ihre Planungen für „Freiland“ fast abgeschlossen. Prokurist Wilfried Böhme sagte, die Baugenehmigung käme wohl in den kommenden Wochen. Der Aufsichtsrat des Unternehmens habe dem Vorhaben bereits zugestimmt, hieß es weiter.

Vor Journalisten stellte Müller gestern zudem klar, dass sich die Stadt in Bezug auf „Freiland“ nicht von den Jugendlichen erpresst fühle. Vergangene Woche hatte die Potsdamer CDU-Chefin Katherina Reiche erklärt, das Projekt sei „Spielwiese einer radikalen Linken“. Es habe Drohungen und Versuche gegeben, „das Projekt mit aller Gewalt zu erpressen“. Müller dagegen sagte, die Jugendlichen hätten viel Geduld gezeigt und trotz „Enttäuschungen“ stets sachlich diskutiert.

Über „Freiland“ wird in Potsdam seit fast einem Jahr gestritten, über fehlende Räume für Jugendkultur noch länger. Vor einer Woche hatte ein Workshop mit Stadtpolitik, Verwaltung, Kulturschaffenden und Jugendlichen den Durchbruch für „Freiland“ gebracht.

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