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Von Henri Kramer: „Freiland“ kommt

Jugendkultur-Workshop entscheidet, Mehrheit steht / 740 000 Euro von Stadtwerken und aus Haushalt

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Potsdam leistet sich das geplante „Freiland“-Jugendzentrum. Damit können auf einem Areal der Stadtwerke eine Veranstaltungshalle für den Spartacus e.V., ein neuer Standort für den Jugendklub S13, Bandproben- und Lagerräume, Büroflächen für Jugendprojekte und Wandflächen für legale Graffiti entstehen. Das Modellprojekt soll zunächst für drei Jahre befristet sein und dann auf Erfolg überprüft werden.

Das ist das Ergebnis des Jugendkulturworkshops von Verwaltung, Stadtpolitik und Jugendszene, der bis gestern Abend getagt hat. Mit dieser Entscheidung sei der noch zu fällende Beschluss der Stadtverordneten fast schon „vorweggenommen“, kommentierte Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) das Ergebnis nach dem Treffen. Im Workshop – der unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagte – hätten sich Linke, SPD, die Grünen und die Wählergruppe Die Andere für „Freiland“ ausgesprochen. Einzig die CDU habe sich enthalten, so die Beigeordnete – und die FDP habe sich noch nicht erklärt. Der Beschluss soll im März im Stadtparlament fallen.

Über das von Stadtjugendring-Chef Dirk Harder vorgestellte „Freiland“ wird seit einem Jahr diskutiert. Die gestern vorgestellte Fassung unterscheidet sich von einem im Sommer von der Stadtverwaltung vorgestellten Konzept in zwei Punkten: Die Investitionskosten sind etwas billiger, das Vorhaben aber etwas größer.

Die Stadtwerke stellen dafür das Grundstück des ehemaligen Wasserbetriebs in der Friedrich-Engels-Straße 22 zur Verfügung und sponsern das Vorhaben mit 440 000 Euro. Aus dem Potsdamer Haushalt kommen 300 000 Euro. Ursprünglich hatte die Stadt 500 000 Euro veranschlagt, davon aber 200 000 Euro für Brandschutzmaßnahmen im alternativen Jugendzentrum „Archiv“ abgezogen. Zusätzlich sollen Jugendliche in Eigenleitung für rund 100 000 Euro bauen können – unter anderem soll laut Jugendamtschef Norbert Schweers das Regionalbudget der Stadt dort für Jugendberufshilfe-Projekte eingesetzt werden. Zusätzlich zu den Verwaltungsplänen im Sommer stellen die Stadtwerke ein weiteres Haus auf ihrem Areal „zur Hälfte“ für vermietbare Büroflächen zur Verfügung, hieß es. Dort könnte sich unter anderem der Drogenpräventionsverein Chill Out e.V. ansiedeln, sagte Schweers.

Die Einnahmen von solchen Mietern sollen in den Betrieb von „Freiland“ fließen. Die Stadt will das Areal mit 125 000 Euro stützen: 75 000 Euro sollen über eingesparte halbe Stellen im Stadtjugendring und im derzeit geschlossenen Jugendklub Nowawes finanziert werden. Weitere 25 000 Euro kommen aus Projektmitteln für Kultur, 30 000 Euro von Kämmerer Burkhard Exner (SPD) aus „allgemeinen Deckungsmitteln“. Wer Betreiber wird, ist noch offen. „Möglicherweise kommen wir um eine Ausschreibung herum“, so Sozialbeigeordnete Müller. Es hieß, vieles deute auf Projektinitiator Harder hin.

Die Entscheidung für dieses Modell fiel, nachdem die Verwaltung im Workshop zwei weitere Varianten für eine Unterbringung nur des Spartacus e.V. vorgestellt hatte. So hätten die Spartacisten ins Waschhaus gemusst – diese Variante sei laut Magdowski sehr klar abgelehnt worden. Als zweite Möglichkeit hatten die Workshopteilnehmer einen neuen Modellbau in der Babelsberger Johannsenstraße zur Auswahl, der dort nach dem Abriss von maroden Häusern für 750 000 Euro als neues Domizil für den Spartacus errichtet werden sollte. „Auch das fand keine Zustimmung“, so Magdowski.

Obwohl der Workshop entschieden hat, haben nun die Stadtverordneten das Wort: Heute im Finanzausschuss und am 21. Januar bei einer Sitzung des Kultur- und Jugendhilfeausschusses. Mit dem Beschluss für „Freiland“ soll auch eine regelmäßig tagende Arbeitsgruppe „Jugendkultur“ eingerichtet werden, in der Verwaltung, Politik und Jugendszene sitzen.

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