Landeshauptstadt: „Freiland war ein Fehler“
Lucas Oldag, der wiedergewählte Chef der Jungen Liberalen Potsdam, über die FDP und Jugendpolitik
Stand:
Herr Oldag, Sie sind als Chef der Jungen Liberalen Potsdam gerade wiedergewählt worden. Ist es wirklich erstrebenswert, derzeit FDP-Mitglied zu sein?
Da die Jungen Liberalen eine unabhängige politische Jugendorganisation sind, stellt sich vor dem Hintergrund meiner Wahl diese Frage so eigentlich nicht.
Aber Sie wissen schon, was gemeint ist: Die FDP und damit auch ihre Jugendorganisation sind in einer Krise. Macht es da noch Spaß, für die Liberalen Politik zu machen?
Die FDP Potsdam und auch deren Jugendorganisation sind zunächst einmal in keiner Krise. Die Arbeit im Kreis macht Spaß und motiviert gerade vor dem Hintergrund des schlechten Bildes der Bundespartei. Klar ist aber auch, dass sich die FDP in der Bundesregierung endlich bewusst werden muss, dass ihr Wahlergebnis den klaren Positionen im Wahlprogramm geschuldet war. Nur eine konsequent liberale FDP kann erfolgreich sein, daran arbeiten wir.
Wie können denn die jungen Parteimitglieder die FDP wieder auf Kurs bringen?
Die FDP Potsdam ist bereits auf dem richtigen Kurs. Wir haben in den letzten sechs Jahren eine richtig gute Aufbauarbeit geleistet und setzen immer wieder Akzente in der Stadtpolitik.
Warum haben Sie sich überhaupt entschieden, in die Politik zu gehen – und dann auch noch in die FDP?
Weil es für Liberale gar keine Alternative gibt. Wer denkt, dass jeder selbst am besten weiß, wie er sein Leben gestalten will und sich nicht in jeder Situation vom Staat hineinreden lassen möchte, kommt nicht an der FDP vorbei. Andere Parteien glauben oft, dass sie den richtigen Weg für die Bürger haben, wir sagen, jeder Bürger muss diesen Weg für sich finden und die Freiheit dazu haben.
Viele andere in ihrem Alter engagieren sich für Umweltschutz oder linke Projekte. Warum Sie nicht?
Es gibt viele Menschen, die sich nicht für Umweltschutz oder „linke“ Projekte engagieren – und einer davon bin ich. Und was die „linken Projekte“ angeht: Es wäre schön, wenn solche Projekte durch eigenes Engagement realisiert werden könnten, statt stets die Hand in Richtung Staat aufzuhalten. Wir müssen uns eben eines klar vor Augen führen – Potsdam macht Schulden und diese Schulden belasten vor allem junge Menschen. Die Stadt braucht klare Prioritäten und muss zunächst ihre Pflichtaufgaben erfüllen, statt hier und da potenzielle Wähler zu beglücken. Eine Familie mit wenig Geld kauft ihren Kindern ja auch nicht teures Spielzeug, sondern sorgt zunächst für ordentliche Ernährung, Bildung und Erziehung.
Demnächst steht die Freiland-Eröffnung an, die Julis haben das neue Jugendzentrum stets kritisch gesehen. Wie wollen Sie sich nun in das Projekt einbringen?
Freiland war ein Fehler. Die Stadt ist blauäugig und ohne klare Analyse in das Projekt gestolpert und wiederholt nach den Insolvenzen von Waschhaus und Lindenpark dieselben Fehler. Wir werden also weiterhin auf die Konsequenzen verweisen. Gegenwärtig fehlt in etablierten Einrichtungen der Stadt genau das Geld, das nun in Freiland gesteckt wurde. Die Konsequenz sind weitere Schulden. Das ist weder nachhaltig noch gerecht, sondern schlicht fahrlässig.
Aber viele Jugendliche haben sich für Freiland engagiert, weil andere Klubs geschlossen wurden. Was wäre denn ihre Lösung gewesen?
Zunächst hätte es für die soziokulturelle Landschaft Potsdams eine echte Bedarfsanalyse geben müssen. Hier reicht es sicher nicht, nur mit denen zu reden, die gerne ihre individuellen Wünsche erfüllt haben wollen. Ich denke man hätte schon mit diesem Verfahren alte Strukturen überdenken und bei Bedarf neue Strukturen aufbauen können. Zur Wahrheit gehört auch, dass man solche Projekte nicht über Schulden finanzieren sollte, wenn Aufgaben wie Bildung, Infrastruktur, Sicherheit nicht gewährleistet werden können und mit dem Standort Schiffbauergasse eine Alternative bestanden hätte. Es ist schon dreist zu sagen – wie bei Freiland passiert – man könne sich mit der Schiffbauergasse nicht identifizieren und möchte lieber ein eigenes Areal haben.
Welche anderen politischen Akzente wollen Sie mit den Julis in diesem Jahr in Potsdam setzen?
Die aktuellen Haushaltsdiskussionen haben gezeigt, dass Potsdams Politik nicht die Kraft und den Mut hat, den Haushalt zu konsolidieren. Die Julis werden hier weiter deutlich machen, dass es Alternativen gibt. Dazu werden wir uns weiter aktiv dafür einsetzen, dass staatliche Regulierungswut, wie beispielsweise bei den Ladenöffnungszeiten, ein Ende hat.
Die Fragen stellte Henri Kramer
Lucas Oldag ist 29 Jahre alt und arbeitet als Business Developer. Am Wochenende haben ihn die Jungen Liberalen (Julis) in Potsdam einstimmig als ihren Kreischef wiedergewählt.
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