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Landeshauptstadt: Friedliche Zäsur

Speer nahm Abschied – und dankte für „Toleranz“

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Aus seiner Gemütslage machte Rainer Speer keinen Hehl. „Mir ist komisch“, gestand das als Raubein der Brandenburger SPD bekannte Politik-Schwergewicht. Am Samstag nahm Speer Abschied von der Potsdamer SPD. Nach 14 Jahren an ihrer Spitze will der Finanzminister 2009 in Falkensee für ein Landtagsmandat kandidieren. Seine Rückschau geriet melancholisch, gleichsam versöhnlich. So sehr, dass selbst Ministerpräsident Matthias Platzeck staunte: „So eine väterliche Rede von Rainer Speer, das allein war schon das Herkommen wert.“

Speer erinnerte an „nicht immer leichte Zeiten“, die von der SPD forcierte Abwahl des SPD-Oberbürgermeisters Horst Gramlich, die Entscheidung gegen ein Kohle-Kraftwerk für Potsdam, das Ja zur Bebauung des Glienicker Horns. „Ich schäme mich heute noch, wenn ich vom Babelsberger Park auf die Bauten der Bayrischen Hausbau gucke.“ Die Entscheidung für den Bau des Potsdam-Centers verteidigte Speer allerdings. „Es ist ein guter Bahnhof, ich steh“ dazu.“ Potsdam habe sich „irre entwickelt“, er sei aber auch stolz auf „den Zustand der Potsdamer SPD“. Der Unterbezirk sei mit 750 Mitgliedern der größte in Brandenburg, der weiblichste – rund 27 Prozent der Mitglieder sind Frauen – und mit einem Altersdurchschnitt von 45 Jahren der jüngste. Loyalität und Vertrauen habe auch er, wegen seines Führungsstils zeitweise umstritten, erfahren: „Ich möchte mich auch für die Toleranz bedanken, die ihr mir gegenüber aufgebracht habt.“ Als sein politisches Vermächtnis appellierte er an die Genossen, die Geschlossenheit zu wahren. Den Generationswechsel ohne äußere Machtkämpfe lobte auch Platzeck: Da könne Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg glatt ein „bisschen Schiss“ bekommen, bald gefragt zu werden: „Sag mal, Hans-Jürgen, wie lange willst Du in dieser Stadt eigentlich noch “rumätzen?“

Die Hauptrollen in der Potsdamer SPD spielen jetzt Speer-Nachfolger Mike Schubert und Oberbürgermeister Jann Jakobs. Der Abschied Speers und die Entscheidung Platzecks, bei der Landtagswahl 2009 nicht mehr in Potsdam, sondern in der Uckermark anzutreten, bedeute eine „Zäsur“ für die Partei in Potsdam, räumte Jakobs ein. Doch die SPD habe gezeigt, dass „sie sich verjüngen kann“. Die direkte Verbindung in die Landesregierung werde dennoch nicht fehlen, so Schubert. S. Schicketanz

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