
© Johanna Bergmann
Research Center Sanssouci für Wissen und Gesellschaft: Friedrichs Nachlassverwalter
Die Universität Potsdam und die Schlösserstiftung haben ein neues Institut gegründet. Hier sollen künftig international tätige Forscher arbeiten.
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Mit „Friederisiko“ fing alles an. Zur Vorbereitung der vielbeachteten Sonderschau zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen vor vier Jahren hatte die Schlösserstiftung eng mit der Potsdamer Universität zusammengearbeitet. Einzelne Abschnitte der Ausstellung wurden sogar von Professoren der Alma Mater kuratiert. „Das war so eine gute Zusammenarbeit, dass wir gesagt haben, wir müssen das institutionalisieren und fortsetzen“, erzählt Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Jetzt, mehr als drei Jahre nach dem Ende von „Friederisiko“, hat der Gedanke der institutionalisierten Zusammenarbeit eine konkrete Frucht getragen: Die Schlösserstiftung und die Potsdamer Universität haben ein gemeinsames Institut gegründet.
Internationale Forschung in Potsdam
Research Center Sanssouci für Wissen und Gesellschaft (RECS) – so lautet der Name des neu gegründeten Instituts. Die entsprechende Kooperationsvereinbarung zwischen Uni und Stiftung unterzeichneten Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, und Hartmut Dorgerloh bereits im Dezember. Am gestrigen Sonntag, dem 304. Geburtstag von Friedrich II., wurde das neue Institut feierlich im Potsdamer Schloss Lindstedt der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie schon der Name der neuen Forschungseinrichtung andeutet, soll es in ihr künftig international zugehen. So ist beispielsweise geplant, sogenannte RECS Voltaire Fellowships, also Forschungsstipendien, an ausländische Wissenschaftler zu vergeben. Schon in diesem Jahr soll der erste Stipendiat seine Forschungen am RECS aufnehmen. „Das wird international ausgeschrieben“, sagt Jürgen Luh, einer der beiden Direktoren des RECS.
Bereits bei der Vorstellung des neuen Instituts am gestrigen Sonntag ging es international zu: Der Historiker Avi Lifschitz vom University College London hielt den Festvortrag der Veranstaltung. Er referierte über die philosophischen Schriften Friedrichs des Großen und die Unterschiede zwischen dem politischen Handeln Friedrichs einerseits und seinen philosophischen Texten andererseits. Lifschitz, der eigens für seinen Vortrag aus London angereist war, wird dieses Forschungsthema für das neu gegründete RECS weiterhin bearbeiten. Denn zu den ersten Projekten des neuen Forschungszentrums zählt eine englischsprachige kommentierte Studienausgabe der philosophischen Schriften Friedrichs des Großen, die der König auf Französisch abgefasst hatte. Die Arbeit an der Studienausgabe steht momentan noch am Anfang. Lifschitz hoffe, dass die Ausgabe im Herbst nächsten Jahres veröffentlicht werden könne. Zwar gebe es bereits eine vollständige Übersetzung der philosophischen Schriften Friedrichs ins Englische – diese stamme allerdings aus dem Jahr 1789.
Studenten aus aller Welt zur Summer school
Frühestens ab dem nächsten Jahr soll am RECS jährlich eine Summer school starten, in der sich die Studenten beispielsweise mit der Geschichte der europäischen Aufklärung, mit Fragen der Erhaltung historischer Bauwerke oder dem Wirken preußischer Monarchen beschäftigen können. Jeden Sommer könnten dann etwa 20 Studenten an der Summer school teilnehmen, blickte RECS-Direktor Luh am gestrigen Sonntag schon einmal in die Zukunft. Hier gebe es bereits Gespräche zur Kooperation mit den Universitäten von Southampton und Bordeaux, sagte Luh. Die Studenten sollen nicht nur von diesen Universitäten, sondern aus aller Welt zur Summer school kommen.
Das RECS ist nach Angaben von Uni-Präsident Günther zunächst als Forschungsinitiative für drei Jahre im Finanzhaushalt der Universität verankert. 80 000 Euro sind pro Jahr dort vorgesehen. Das Zentrum soll aber eine Dauereinrichtung werden. „Wir wollen zusammen mit der Stiftung diese Struktur nachhaltig und langfristig anlegen“, so Günther. Das RECS solle als Marke in der internationalen Wissenschaftslandschaft bekannt werden. „Ich denke schon, dass wir da ein echtes Juwel haben“, erklärte der Uni-Präsident. Das Zentrum wird – zumindest vorerst – eine schlanke Forschungseinrichtung sein. Direktor Luh sprach von einem „internen Stamm von vier Leuten“. Die jährlichen 80 000 Euro aus dem Universitätshaushalt sind laut Hartmut Dorgerloh für einzelne Projekte vorgesehen. Daneben unterstützen Schlösserstiftung und Universität die Arbeit des RECS dadurch, dass sie die beiden – zusätzlich von Stiftung und Uni bezahlten – Direktoren des Instituts stellen. Außerdem sollen Drittmittel eingeworben werden.
Momentan, so Dorgerloh, befinden sich die Räumlichkeiten des RECS im Berliner Schloss Charlottenburg. Ein Umzug nach Potsdam ist aber fest eingeplant. Ende des Jahres soll es so weit sein. Wo genau dann die neu gegründete internationale Forschungseinrichtung residieren wird, ist laut Dorgerloh noch nicht entschieden. Möglichst nahe der Universität soll ein Standort gefunden werden, „in einem der Nebengebäude hier im Park von Sanssouci“, erklärte der Generaldirektor.
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