Landeshauptstadt: Fritsch: Jury ohne Mitteschön
Landtagspräsident gegen Sitz für Bürgerinitiative in Landtagsneubau-Gremium
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Innenstadt - Im Streit um die Jury für den Landtagsneubau in der Potsdamer Mitte hat Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) es abgelehnt, zusätzlich Mitglieder des Vereins Potsdamer Stadtschloss und der Bürgerinitiative Mitteschön in das Gremium zu berufen.
Er werde sich nicht für das Anliegen der Initiativen einsetzen, heißt es in einem Schreiben des Landtagspräsidenten an die Bürgerinitiative. Fritsch betont darin, dass das Bewertungsgremium für den Landtagsneubau „ausgezeichnet“ besetzt sei. Die berufenen Architekten seien international erfahren und stünden „der städtebaulichen Vergangenheit von Potsdam aufgeschlossen“ gegenüber. Über die Besetzung der Jury habe Finanzminister Rainer Speer (SPD) – sein Ministerium ist offiziell Bauherr des Landtags – in „enger Abstimmung mit dem Landtag“ entschieden, so Fritsch weiter. Er werde „schon aufgrund meines Amtes dafür Sorge tragen“, dass der Landtagsbeschluss zum Neubau eingehalten werde.
Der Verein Potsdamer Stadtschloss und Mitteschön hatten den Landtagspräsidenten Ende vergangener Woche in einem offenen Brief aufgefordert, je ein Mitglied ihrer Vereine in die Jury zu berufen. Sie kritisierten, dass alle Fachpreisrichter in der Jury der modernen Architektur verpflichtet seien und sich bisher nicht wissenschaftlich mit der Potsdamer Stadtbaukunst beschäftigt hätten. Damit widerspreche die Jury-Besetzung dem Landtagsbeschluss vom 20. Mai 2005, wonach der neue Landtag in den „Um- und Aufrissen des ursprünglichen Gebäudes“ – des Knobelsdorffschen Stadtschlosses – und mit „Putz- und Fassadengliederungsflächen nach historischem Vorbild“ gebaut werden solle. Die Bürgerinitiativen setzen sich für eine möglichst historische Gestalt des Neubaus ein.
Die Absage des Landtagspräsidenten sei „sehr enttäuschend“, sagte gestern Barbara Kuster, Sprecherin von Mitteschön, auf PNN-Anfrage. Damit sei das Anliegen der Bürgerinitiative „einfach weggewischt“ worden. Dies sei bedauerlich. Gleichzeitig nannte Kuster es unverständlich, dass „nicht einer von hier eine Stimme bekommen soll“. Sie glaube nicht, dass ein Architekt, der Potsdam nicht kenne, „das Fluidum des Alten Markts erfassen kann“. Kuster kündigte an, dass die Initiative Mitteschön die Absage des Landtagspräsidenten „nicht einfach hinnehmen“ werde.
Die insgesamt 18-köpfige Jury soll die Entwürfe von sechs Konsortien für den Landtagsneubau prüfen und bewerten. Bis Ende September sollen die Vorschläge vorliegen. Zu den 13 stimmberechtigten Jury-Mitgliedern gehören der britische Architekt David Chipperfield, der jüngst seinen neuen Entwurf für das Empfangsgebäude der Berliner Museumsinsel vorgestellt hat, die Cottbuser Architektin Ulla Luther, Jo Coenen aus den Niederlanden, Matthias Sauerbruch aus Berlin, der ebenfalls renommierte Architekt Marc Angélli und sein Hamburger Kollege Peter P. Schweger. Für die Stadt sind Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Birgit Müller (Die Linke) in der Jury vertreten.
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