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Landeshauptstadt: Froschwarnung: Vorsicht, wir sind giftig!

Dr. Ulrich Thieme züchtet seit über 40 Jahren Reptilien und trifft heute auf Kollegen aus aller Welt

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Hübsch blau-gelb gefärbt sitzen sie in den Terrarien von Dr. Ulrich Thieme und signalisieren: Lasst uns in Ruhe. Wir sind giftig. Das tun all die meist nur fünf Zentimeter großen Pfeilgift- oder Färberfrösche, von denen es mehr als zehn Gattungen und über 160 Arten gibt. Doch giftig sind sie nur in den Tropenwäldern Mittel- und Südamerikas durch die Nahrungsaufnahme von bestimmten Insekten. Im Terrarium bleibt ihnen lediglich die kräftige Warnfarbe. Es gibt hier eben nur völlig ungiftige Obstfliegen zum Mittagessen. In der geschützten Welt hinter Glas müssen sich die Frösche ja auch nicht mehr gegen Fress-Feinde wehren.

Vom Züchter haben sie ohnehin nichts zu befürchten. Ulrich Thieme schaut nur darauf, dass sie es gut haben, lässt es wegen der Luftfeuchtigkeit zweimal pro Tag regnen und sammelt die Froscheier ab, um die Nachzucht zu sichern. Denn Frösche sind Kannibalen. Auch Eidechseneltern ist nicht unbedingt zu trauen. Die Eier der Zierschildkröten, die er ebenfalls züchtet, kommen deshalb in den Brutkasten. „Wenn die Tiere Eier legen“, meint Thieme, „dann fühlen sie sich wohl und ich habe bei der Haltung alles richtig gemacht.“

Der Gynäkologe im Ruhestand gehört zu den etwa 8000 Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V., die ab heute in Potsdam tagt. Thieme freut sich schon auf das Wiedersehen mit alten Bekannten, mit Züchtern aus ganz Europa und Fachleuten aus Asien und Südafrika. Man lerne von einander und die Hobbyzüchter trügen durch ihre Beobachtungen viel zu wissenschaftlichen Erkenntnissen bei, meint er.

Thieme hält seit fast 60 Jahren Reptilien und hat sich vor allem einen Namen mit der Zucht von Weichschildkröten mit lederartigem Panzer gemacht. Im Detmolder Reihenhaus gab es vor Jahren auch Krokodile, aber nur kleinere Arten, sagt er, höchstens 1,50 Meter lang. Seit dem Umzug nach Potsdam – das Rentnerehepaar wollte in der Nähe der Tochter sein – hat er sich auf Frösche und nordamerikanische Schildkrötenarten spezialisiert, sich aber sozusagen zum Ausgleich ein neues Hobby zugelegt – die Haltung von Salzwasserfischen in einer Unterwasserwelt voller Korallen. Die ersten Fische dafür hat er übrigens eigenhändig mit Genehmigung im Orinoko (Südamerika) gefangen . Und noch immer lässt der engagierte Freund tropischer Wasserwelten das Tauchen nicht. Trotz Bypass und Herzschrittmacher stieg der 70-Jährige 2008 in Thailand in die Fluten. Mit Erlaubnis seines Hausarztes. „Und nicht tief“, sagt er, „höchstens fünf bis zehn Meter.“ Thieme betont, dass er ohne seine Frau Edeltraut niemals hätte jahrzehntelang sein Hobby hätte pflegen können. „Sie war von Anfang an mit bei der Sache.“

Für Fische und Reptilien interessierte sich Ulrich schon als Junge. Mit 12 Jahren hatte er sein erstes Terrarium. Jetzt verwende er pro Tag zwei bis drei Stunden für Pflege und Haltung. Die Zucht sei eines der wichtigsten Anliegen der Gesellschaft, sagt er. „Wir Züchter wollen so viel Tiernachwuchs heranziehen, dass Wildfänge unnötig werden.“ Er selbst gibt Tiere nur an ihm bekannte Halter ab und wehrt sich vehement dagegen, dass mit den Tieren Schindluder getrieben wird. „Wer sich ein Tier anschafft muss wissen, was er tut.“ Es dürfe nicht sein, dass zum Beispiel Schildkröten massenhaft ausgesetzt werden, weil man ihrer überdrüssig geworden ist. Hella Dittfeld

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