Potsdams Innenstadt: Frostbeulen
Dem Pflaster in Potsdams Mitte bekommt der Winter nicht. Minusgrade lassen die Steine zerbröseln. Angaben der Stadt zufolge sind fünf Prozent der Fläche mangelbehaftet.
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Potsdam - Es bröckelt. Fast bei jedem Schritt kann man die zerfallenden Steine sehen. Auf dem Gehweg entlang der Friedrich-Ebert-Straße scheinen sich immer mehr Pflastersteine aufzulösen. Auf einem Quadratmeter kann man oft eine Handvoll davon zählen. Bei manchen ist nur die Oberfläche brüchig, andere haben sich offenbar komplett aufgelöst. Dabei ist das Pflaster an dieser Stelle nicht mal alt. Es wurde erst 2009 im Zuge des Umbaus der Tramtrasse verlegt. Die Gewährleistung ist abgelaufen.
Verkehrssicherheit vollumfänglich gewährleistet
Die Schäden sind auch der Stadtverwaltung aufgefallen. „Es ist erkennbar, dass sich in den Gehwegflächen, die mit Bernburger Mosaikpflaster befestigt wurden, einzelne Steine auflösen beziehungsweise abfrieren“, so Stadtsprecher Markus Klier. Zurzeit seien schätzungsweise bis zu fünf Prozent der Fläche mangelbehaftet. Noch sei die Verkehrssicherheit vollumfänglich gewährleistet. Kleinteilige Reparaturen soll es erst geben, wenn sich Gefahrenstellen entwickeln.
Ursache des bröselnden Pflasters in der Mitte ist, dass die verwendeten Steine keinen Frost vertragen. Das bestätigte die Stadtverwaltung auf PNN-Nachfrage. Gemäß Lieferschein seien jedoch geeignete Steine verwendet worden. Die Einsatzfähigkeit im Straßenbau sei durch ein Materialzertifikat bestätigt worden, so Klier. Allerdings handele es sich um einen Naturstein. Man könne also nicht davon ausgehen, dass ein Stein wie der andere ist, weil das Material aus verschiedenen Steinbrüchen beziehungsweise Gesteinsschichten stamme. Ein geringer Prozentsatz des Materials könne minderer Qualität sein. „Die Steine, bei denen dies offensichtlich der Fall ist, werden vor dem Einbau üblicherweise aussortiert“, sagte Klier. Dabei sei ein gewisses Augenmaß beim Pflasterer und dem Polier erforderlich.
225 000 Euro soll die Sanierung kosten
Nötige Reparaturen muss nun der städtische Bauhof übernehmen, insofern entstehen zunächst keine zusätzlichen Arbeitskosten. Die Stadtverwaltung hat auch schon eine Idee, woher sie kostengünstig Ersatz für die kaputten Steine in der Mitte bekommen kann. In der Bornimer Rückertstraße soll im Frühjahr 2016 der Gehweg saniert werden, wie in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses verlautete. Der westliche Gehweg zwischen der Potsdamer Straße und der Marquardter Chaussee sei in einem desolaten Zustand, hieß es. 225 000 Euro soll die Sanierung kosten. Die Hälfte der Kosten soll auf die 54 Anlieger umgelegt werden. Dafür sollen die Bornimer künftig einen zwei Meter breiten Weg aus Betonsteinpflaster bekommen. Das bisherige Bernburger Kleinsteinpflaster werde aufgenommen und an geeigneter Stelle in der Innenstadt verlegt.
Die Bornimer Steinchen könnten künftig an vielen Stellen gebraucht werden. Denn Schäden gibt es nicht nur in der Friedrich-Ebert-Straße: „Im gesamten Innenstadtbereich, speziell bei Mosaikpflaster aus Grauwacke, wurden in den letzten Jahren vermehrt Zerfallserscheinungen des Materials erkennbar“, so Stadtsprecher Klier.
In der Einkaufsmeile Brandenburger Straße gibt es immer wieder lockere Steine
Potsdam hat mit Pflastersteinen schon in der Vergangenheit Probleme gehabt. In der Einkaufsmeile Brandenburger Straße gibt es immer wieder lockere Steine und Schäden an den Fugen. Das Pflaster dort war von 1991 bis 1999 verlegt worden. Das Pflaster entspreche mit seiner Oberflächenstruktur nicht mehr den heutigen Erkenntnissen und technischen Standards, hatte die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr erklärt. Doch eine grundlegende Sanierung wird dort nicht geplant.
Neben dem Landtag am Alten Markt musste die Stadt im vergangenen Jahr erkennen, dass die auf der Nahverkehrstrasse verwendeten Pflastersteine offenbar nicht geeignet waren, um jeden Tag Dutzende tonnenschwere Linienbusse darüber fahren zu lassen. Daher wurde asphaltiert.
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