
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Frühe Diagnose verbessert die Behandlungschancen
HIV-Infektionen werden zu oft erst spät erkannt, sagt der Infektiologe Güthoff vom Bergmann-Klinikum
Stand:
Innenstadt – Eigentlich ist alles so viel besser geworden. Eigentlich gibt es seit 15 Jahren wirksame Medikamente. Eigentlich ist die HIV-Diagnose heute kein Todesurteil mehr. Doch die Praxis sieht oft noch immer ganz anders aus, wie Doktor Wolfgang Güthoff, der Leiter der Infektionsabteilung des Ernst-von-Bergmann-Klinikums, gestern Nachmittag bei der Montagsvorlesung im Klinikum berichtete. Denn wenn das Virus zu spät erkannt wird und Patienten bereits mit zusammengebrochenem Immunsystem ins Klinikum kommen, dann sind die Erfolgschancen für eine Behandlung nach wie vor miserabel.
Und das passiert in Potsdam überdurchschnittlich oft: 14 Mal hat Güthoff in den vergangenen neun Monaten eine HIV-Diagnose gestellt – darunter waren acht sogenannte „Late Presenter“, also Patienten, bei denen das Aids bereits ausgebrochen ist. Deutschlandweit liegt ihr Anteil nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 40 Prozent.
Mit Weiterbildungen will Güthoff die brandenburgischen Ärzte verstärkt darauf schulen, die sogenannten „aidsdefinierenden Krankheiten“ – dazu zählen unter anderem schwere Lungenentzündungen und verschiedene Krebsarten – als mögliche Anzeichen für das Virus zu erkennen und die Patienten dann auf HIV zu testen. „Die HIV-Infektion ist nach wie vor eine Bedrohung der Menschheit“, sagt Güthoff. Aber rechtzeitig erkannt, könne sie wirksam behandelt werden, betont er auch.
Nicht nur in Brandenburg, sondern auch im karibischen Staat Belize kämpft Güthoff seit mittlerweile mehr als zehn Jahren gegen Aids. Von einem wirksamen Präventionsprojekt des von ihm mitbegründeten HIV-Projekt Belize e.V. berichteten gestern der Sozialarbeiter Stephan Güthoff und der angehende Kulturarbeiter Sebastian Völker: Sie haben 2010 einen Song-Contest für belizianische Musiker veranstaltet. Teilnehmen konnte jeder, der einen eigenen Song zum Thema HIV/Aids aufnahm. Aber in Belize ist Aids immer noch „Tabuthema“, wie Völker berichtete – „so einfach war das also nicht“.
Aus den 42 eingereichten Songs entstand die CD „Safe and Sound“ mit 16 Titeln, die die Deutschen an Schulen und Radiostationen, in Kneipen, Clubs und Diskos kostenlos verteilten – und die sich jeder im Internet herunterladen kann. Auch eine Fortsetzung ist geplant: So soll es unter anderem einen DJ-Remix-Wettbewerb geben. jaha
www.safeandsoundbelize.de
Weitere Aktionen anlässlich des 20. Geburtstags der Aidshilfe Potsdam in dieser Woche: Am heutigen Dienstag ist die Aidshilfe von 14 bis 21 Uhr im UCI-Kino in den Bahnhofspassagen mit einem „Wunschbaum“ vor Ort. Am Mittwoch, 19 Uhr, liest Matthias Gerschwitz aus seinem Buch „Endlich mal was Positives“ im Literaturladen Wist, Brandenburger Straße/Ecke Dortustraße. Am Donnerstag sind Ehrenamtler und Mitarbeiter der Aidshilfe in Straßenbahnen und am Brandenburger Tor aktiv. Freitag ab 11 Uhr ist Tag der offenen Tür bei der Aidshilfe, Kastanienallee 27. Am Sonntag wird der Geburtstag ab 17 Uhr im UCI-Kino gefeiert. Der Eintritt ist frei.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: