Landeshauptstadt: Früher war mehr Lametta
Für den „Weihnachtswald im Kutschstall“ haben bekannte Potsdamer Weihnachtsbäume geschmückt
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Dutzende weiße Papierengel schweben im Baum der Potsdamer Künstlerin Annette Paul, die dem Landtagsschloss am Alten Markt die goldene Klarstellung „Ceci n’est pas un château“ verpasste. Geige, Klavier, Fagott oder Harfe im Miniformat sind im Weihnachtsbaum von Nikolaisaalchefin Andrea Palent zu finden und Hartmut Dorgerloh, Direktor der Schlösserstiftung, hat einen echten Bilderbuchweihnachtsbaum gezaubert: Blank polierte rote Schneewittchenäpfel, Strohsterne, Schokokringel und buntes Gelee-Naschwerk hat er in den grünen Zweigen verteilt.
Insgesamt 17 Weihnachtsbäume, geschmückt von bekannten Potsdamern, sind ab dem morgigen Samstag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) im Kutschstall am Neuen Markt zu bewundern. Um 16 Uhr eröffnet dort die Ausstellung „Weihnachtswald im Kutschstall“ – zu sehen ist sie bis zum 4. Januar bei freiem Eintritt.
Kein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum – wie verschieden aber so ein geschmücktes Bäumchen aussehen kann, davon vermittelt die Schau einen Eindruck. „Wir wollten uns mit einem netten Thema, das auch die Emotionen anspricht, aus dem Jahr verabschieden“, erklärt Initiatorin Brigitte Faber-Schmidt, die Chefin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH.
Die Bäume werden ergänzt durch zwei Leihgaben aus dem Berliner Museum Europäischer Kulturen: Eine erzgebirgische Riesenpyramide mit vier Etagen, die sich lange in Kunersdorf immer zum Weihnachtsmarkt drehte, und eine sogenannte Weihnachtsspinne aus Polen – so heißt das mit unzähligen bunten Papierschnipseln und Strohhalmen geschmückte Gebilde, das an der Decke hängt; ein polnischer Brauch zur Weihnachtszeit.
So allgegenwärtig der Weihnachtsbaum während der Festtage ist – er ist gleichzeitig auch etwas sehr Privates, das wird beim Rundgang durch die Schau schnell klar. Die Ausstellung erlaubt einen Blick dorthin, wo normalerweise nur Familie und gute Freunde Zutritt haben: das heimische Wohnzimmer. Und jeder Baum verrät auch etwas über den, der ihn geschmückt hat.
So gibt es im „Weihnachtswald“ etliche Kunstwerke in eigener Sache: Der Künstler Rainer Sperl etwa hat gleich ein Baumpaar präpariert, buchstäblich auf die Beine gestellt – und zwar die von einer Dame und die von einem Herren – und die Tannen mit seiner Keramikkunst in einen Baummann und eine Baumfrau verwandelt. Die Modehändlerin Karin Genrich hat mit Hilfe ihrer Mitarbeiterinnen Christina Kriegelstein und Christine Milster ihren Baum mit eigens geschneiderten Miniaturkleidchen auf Miniaturkleiderbügeln, gestrickten Minischals in Gold und Rot sowie Posamenten geschmückt.
Am Baum von Kunsthistoriker Heinz Schönemann, dem Vorsitzenden der Hedwig-Bollhagen-Gesellschaft, hängen natürlich die kugeligen Keramikweihnachtsmänner aus den HB-Werkstätten – sie sind anlässlich der Ausstellung auch im Museumsshop des HBPG zu erwerben. Auch die Bastelanleitung für Annette Pauls weiße Engel soll es für die Besucher geben, sagte Brigitte Faber-Schmidt.
Nach Lametta muss man in der Schau aber etwas suchen: Nur ein Baum ist mit den glänzenden Fäden geschmückt – von Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos). Zu den Erinnerungen an die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit gehöre Lametta einfach dazu, habe die Ministerin beim Schmücken in dieser Woche erzählt, berichtet Brigitte Faber-Schmidt.
Erinnerungen an die eigene Kindheit: Auch das ist beim Rundgang durch die Ausstellung inbegriffen. Man vergleicht unwillkürlich mit dem, was man von zu Hause kennt, kommt ins Gespräch über Weihnachtsbräuche, die mitunter so verschieden wie die Bäume sind: Wann wird der Baum geschmückt, woher kommt der Schmuck, wie wird der Heiligabend gefeiert? Stoff für viele Gespräche. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte plant bereits eine Neuauflage der Schau für das kommende Jahr – mit neuen „Baumpaten“.
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