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Baukultur als Selbstversuch: Gestern wurde Richtfest gefeiert für den künftigen Sitz der Bundesstiftung.

© Andreas Klaer

Von Guido Berg: Für eine mutige Architektur

Richtfest für Sitz der Bundesstiftung Baukultur in der Schiffbauergasse / Jakobs übt Kritik am Sparpaket

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Berliner Vorstadt - Zu einer Kritik am Sparpaket der Bundesregierung hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern das Richtfest für das neue Domizil der Bundesstiftung Baukultur genutzt. Vor der „Roten Villa“ am Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse erklärte Jakobs, so wichtig es sei, mit der Stiftung Baukultur gesellschaftliche Debatten über Städtebau und Architektur zu befördern, so wichtig sei es auch, selbiges finanziell zu fördern. „Über Städtebau kann man viel diskutieren“, so der Oberbürgermeister, der Bund habe aber auch „für die Umsetzung in ausreichender Weise Fördermittel zur Verfügung zu stellen“. Aufgrund der Sparpläne der Bundesregierung im Reaktion auf die Griechenland-Krise habe der Bund die Städtebauförderung „um die Hälfte gekürzt“. Jakobs: „Ich würde mich freuen, wenn es zu einer Änderung der Haltung der Bundesregierung kommt.“

Deutlich reagierte Bundesbaustaatssekretär Rainer Bomba (CDU) auf die Kritik von Jakobs: „Wir können nicht wie in Amerika die Druckerpresse schneller laufen lassen.“ An den Auswirkungen der Krise „werden nicht nur unsere Enkel, sondern unsere Urenkel zu knabbern haben“, sagte Bomba. Die Kürzung der Bundesmittel verdeutliche, „wie prekär die Situation ist“. Sukzessive werde der Bund aber wieder Mittel „aufbauen“.

Die Bundesstiftung Baukultur war 2005 per Gesetz gegründet worden. 2006 fiel die Entscheidung für Potsdam als Sitz der Stiftung. Von 2006 bis 2007 stellte der Bund rund sieben Millionen Euro für den Aufbau der Stiftung zur Verfügung. 2008 lobte der Bund einen Architektur-Wettbewerb zum Umbau des auch „Husarenvilla“ genannten roten Klinkergebäudes von 1895 aus. Sieger war das Berliner Büro des Architekten Jörg Springer. Zuletzt saß die Intendanz des Hans Otto Theaters in dem Haus. Die Umbaukosten gibt die Stiftung mit 1,5 Millionen Euro an. 300 000 Euro stammen aus dem Konjunkturpaket II für die energetische Optimierung des Gebäudes.

Dass der Bund für die Förderung der Baukultur in Deutschland eine Stiftung finanziert, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Prof. Michael Braum, so: „Das ist nicht normal.“ Ziel der Stiftung sei es, Baukultur in den Alltag einziehen zu lassen, wofür der Umbau der roten Villa ein schönes Beispiel gebe: „Baukultur als Selbstversuch“. Gezeigt werden solle mit dem Haus, dass eine Balance zwischen alt und neu möglich ist. Im Erdgeschoss des Stiftungssitzes sollen künftig Ausstellungen gezeigt werden, weshalb die Villa einen gläsernen Eingangsbereich erhält. Das Dachgeschoss ist neu aufgebaut und zeichnet sich durch einen zeitgenössischen Glasaufbau aus. Ein Teil werde mit Klinkern verblendet, die eine „transluzente“ – lichtdurchlässige – Wirkung entfalten, wie Braum den PNN sagte. Für Potsdam, sagte der Stiftungschef, sei es wichtig, der „zeitgenössischen Architektur den ihr erforderlichen Raum zu geben“. Diese müsste aber „so mutig sein“, wie es die großartigen historischen Potsdamer Gebäude in ihrer Entstehungszeit waren. Braum: „Mit Durchschnitt kriegt man in Potsdam nichts auf die Reihe.“ Allerdings sei dies kein Plädoyer gegen das Leitbauten-Konzept und die Fassaden-Rekonstruktionen: „In Maßen tut es der Stadt gut.“

Gleichsam brach der Stiftungsvorstand eine Lanze für die geplante Synagoge des Architekten Jost Haberland. Das Gebäude sei „gut durchdacht“. Häufig seien Synagogen keine Einzelgebäude, wie etwa christliche Kirchen, sondern seien eingefügt in den Bestand. Die Bibliothek am Kanal nannte Braum „ein anständiges Gebäude der Ost-Moderne“.

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