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Analog unterwegs. Die beiden Potsdamer Pfadfinder Yvonne Rose und Max Jeutner wurden am Samstag mit dem Brandenburger Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

© J. Bergmann

Ehrenamtspreis für Potsdamer Pfadfinder: Für Sippen und Meuten

Yvonne Rose und Max Jeutner leiten in Potsdam Pfadfindergruppen. Dafür wurden sie nun als Ehrenamtler ausgezeichnet.

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Potsdam - Sie wandern gern gemeinsam mit Gleichgesinnten durch die Natur, bereiten Gruppenfahrten von jungen Leuten vor – und sie singen viel. Yvonne Rose und Max Jeutner engagieren sich seit mehreren Jahren bei den Potsdamer Pfadfindern. „Wir sind die Stammesführung“, sagt der 19-jährige Jeutner über sich und seine ein Jahr jüngere Mitstreiterin. Beide führen sie den Pfadfinder-Stamm der Alanen an, der in der Potsdamer Mendelssohn-Bartholdy-Straße seine Heimstatt hat.

Für dieses Engagement wurden Rose und Jeutner am vergangenen Samstag von Bildungsminister Günter Baaske (SPD) mit dem Ehrenamtspreis des Brandenburgischen Bildungsministeriums ausgezeichnet. Gemeinsam mit den beiden Pfadfindern erhielten 38 weitere Brandenburger diese Ehrung im Tagungshaus der Hoffbauerstiftung auf Hermannswerder. „Ohne sie wäre dieses Land um vieles ärmer“, sagte Baaske über die unermüdlichen Ehrenamtler in Brandenburg. Der Minister hob in seiner Ansprache besonders die Arbeit der unzähligen Helfer bei der Unterstützung von Flüchtlingen hervor. Dass ehrenamtliche Arbeit auf ganz vielfältige Weise geschehen kann, wurde bei den Laudationes deutlich: Das Engagement der Ausgezeichneten reichte vom Flugsport über die katholische Arbeiterjugend bis hin zur Jugendfeuerwehr.

Pfadfinder: Nicht nur ein Hobby, sondern eine Einstellung

Und bis zu den Potsdamer Pfadfindern, die sich regelmäßig im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Babelsberg in der Mendelssohn-Bartholdy-Straße treffen. So ungefähr 50 junge Leute gehören derzeit dazu, erzählt Yvonne Rose – die meisten von ihnen im Alter von sieben bis 19 Jahren. Wer zu den Pfadfindern gehe, für den sei das nicht irgendein Hobby, sondern regelrecht eine Einstellung, sagt Rose. „Das ist einfach etwas, worauf man richtig Bock hat.“ Dabei stehe die Gemeinschaft im Vordergrund. Am liebsten ist man unter freiem Himmel. „Immer wenn's geht, sind wir draußen“, berichtet Roses Mitstreiter Max Jeutner. Zelten zum Beispiel ist bei den Pfadfindern beliebt. Aber was ist, wenn es richtig kalt ist? „Im Winter basteln wir ganz oft was“, sagt Rose. Also Basteln im Haus. Auf winterlichen Mehrtagesfahrten schlafe man dann auch in festen Häusern.

Den Pfadfindern geht es schließlich nicht um ein Arktis-Überlebenstraining, sondern um eine gute gemeinsame Zeit. Doch wer bei ihnen mitmachen möchte, sollte wohl lieber nicht so ganz aus Pappe sein: Einmal, erzählt Jeutner, da sind sie – es waren nur Jungen dabei – einfach querfeldein gelaufen. Und irgendwann standen sie dann mit ihren Rucksäcken vor einem Arm der Havel. Wie nun dort rüberkommen, ohne dass die Rucksäcke nass werden? „Auf jeden Fall gab es halt keine Brücke“, erinnert sich Jeutner. So schwamm er los und zog ein Seil hinter sich her. Darüber brachten sie schließlich die Rucksäcke trocken ans andere Ufer.

Sie können noch etwas mit der analogen Welt anfangen

In Zeiten von Tablet und Smartphone wissen Pfadfinder also auch noch etwas mit der analogen Welt anzufangen. „Letzte Woche haben wir eine Schnitzeljagd durch Potsdam gemacht“, so Rose. Eine Gruppe ging voraus und malte Zeichen auf den Boden, andere versuchten, anhand der Zeichen zu folgen. „Zum Schluss im Garten sind dann Gummibärchen versteckt worden.“ Eigentlich habe man danach noch gemeinsam Singen wollen – wie so oft, wenn Pfadfinder zusammenkommen. „Dafür hatten wir nicht mehr genug Zeit“, sagt Rose, die einst über ihre Schwester zu den Pfadfindern fand.

Natürlich bedürfen die Aktionen der Pfadfinder immer einer guten Vorbereitung. Bei dem Potsdamer Pfadfinder-Stamm der Alanen – der Name rührt von einem alten Volk her – kümmern sich Rose und Jeutner um diese organisatorischen Dinge. Und hierfür wurden sie nun ausgezeichnet. „Jetzt müssen wir für die Winterfahrt planen“, berichtet Yvonne Rose über die nächste anstehende größere Aufgabe. Die 18-Jährige, die derzeit eine Ausbildung zur Kauffrau absolviert, leitet bei den Pfadfindern eine sogenannte Meute an. Das sind die Sieben- bis Zwölfjährigen. Die Mitglieder einer Meute heißen Wölflinge. Mädchen und Jungen treffen sich in Roses Gruppe gemeinsam. Anders sieht es bei den Sipplingen – den Zwölf- bis 16-Jährigen – aus, wo Jungen und Mädchen in getrennten Gruppen zusammenkommen. Wer älter ist als 16 Jahre, der gehört dann zu den sogenannten Rangern und Rovern. Ab diesem Alter treffen sich beide Geschlechter wieder gemeinsam.

Was das gelbe und das blau-gelbe Tuch bedeutet

Ein Kennzeichen der Pfadfinder sind ihre Halstücher. Auch zur Preisverleihung hatten Jeutner und Rose ein Tuch um. Jeutner trug ein blau-gelbes – weil er zu den Rangern und Rovern gehört und auch Sippenleiter ist, erläutert er die Bedeutung der Farben. Rose hingegen schmückte ein durchgehend gelbes Halstuch. Dies stehe für die Zugehörigkeit zur Meute, die sie leitet. Aber auch ein blau-gelbes Halstuch nennt sie ihr Eigen. Dies besitze sie, weil sie einst der Sippe angehörte und nun auch bei den Rangern und Rovern sei.

Obwohl der Pfadfinder-Stamm der Alanen in einem kirchlichen Gemeindehaus beheimatet ist, verstehe man sich als eine religionsunabhängige Gruppe, sagt Jeutner, der durch einen Klassenkameraden auf die Pfadfinder aufmerksam wurde und derzeit sein Fachabitur vorbereitet. Es gebe allerdings durchaus andere Pfadfinder-Stämme, die einen christlichen Hintergrund haben. Aber Religion ist bei Jeutners Pfadfindern freilich auch nicht tabu: „Man kann natürlich über alles sprechen.“

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