
© Lutz Hannemann
Landeshauptstadt: Furcht vor einer überfüllten Grundschule
Eltern und Stadtpolitiker kritisieren die Schul-Planungen der Stadtverwaltung für das Bornstedter Feld
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Bornstedter Feld - Die Proteste von Eltern und die Bedenken von Stadtverordneten haben nichts bewirkt: Die Schulverwaltung hält an ihrem Plan fest, an der neuen Grundschule am Bornstedter Feld jahrelang Container-Klassenräume für bis zu 250 Kinder aufzustellen. Das geht aus einer Mitteilung aus dem Rathaus hervor, die am Dienstagabend den Stadtverordneten im Bildungsausschuss vorgestellt wurde. Für die Containerlösung spreche unter anderem die „großzügige Grundstücks- und Flächenbemessung“ an der Schule an der Pappelallee, erklärt die Schulverwaltung in dem Papier wörtlich. Die Schule ist für 500 Kinder ausgelegt.
Dagegen laufen Eltern im Potsdamer Norden Sturm. In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Elternkonferenz der Grundschule heißt es, die Konsequenz dieser Lösung wäre sinkende Lernqualität wegen Überfüllung – und zwar für mindestens sechs Jahre. „Eine nach den gesetzlichen Vorgaben gerade neu errichtete Schule würde nur drei Jahre nach Eröffnung den eklatanten Planungsfehlern der Potsdamer Verwaltung zum Opfer fallen“, fürchten die Eltern. Denn die Container neben der Schule würden sowohl den geplanten Hort, die Sporthalle und den Schulhof überlasten. Stattdessen fordern die Eltern eine sogenannte temporäre Schule in Modulbauweise – also auch Container – auf einer anderen Fläche am Bornstedter Feld. Dies sei auch anderswo in Deutschland möglich. „Nur dadurch kann den Kindern eine hochwertige Lernumgebung in einer eigenständigen Schule geboten werden“, so die Elternvertreter.
Hintergrund des Streits ist der Schulentwicklungsplan, der seit einigen Monaten heftig diskutiert wird. Die Stadtverwaltung hat mit dem Planwerk auf die massiv steigenden Schülerzahlen – speziell im Potsdamer Norden – reagieren müssen. Bis 2022 sollen wie berichtet rund 160 Millionen Euro für neue Schulen und die Erweiterung bestehender Einrichtungen ausgegeben werden. Neben der Finanzierung dieser Pläne noch strittig ist auch die genaue Umsetzung – etwa die Frage, wie kurzfristig auf die wachsende Schülerzahl in Zuzugsgebieten wie dem Bornstedter Feld reagiert werden soll.
Die Stadtverwaltung zweifelt dabei daran, ob die von den Eltern favorisierten temporären Schulbauten eine tragfähige Lösung sein könnten. In der Stellungnahme für den Bildungsausschuss hieß es, so eine Schule könnte frühestens im Frühjahr 2016/2017 in Betrieb gehen; wenn noch Baurecht geschaffen werden müsse, sogar noch zwei Jahre später. Wegen dieser langen Vorbereitungszeit müssten ohnehin Übergangslösungen für Schüler – also die besagten Container an der Pappelallee – geschaffen werden, argumentiert die Stadtverwaltung. Zugleich könnte die favorisierte Container-Lösung in nur einem Jahr realisiert werden, so die Schulverwaltung – zudem würden lediglich Kosten von 1,2 Millionen Euro entstehen. Ein kompletter temporärer Bau würde dagegen laut Schulverwaltung bis zu 12,8 Millionen Euro kosten.
Unterstützung erhalten die Eltern von SPD, CDU und Linken. SPD-Chef Mike Schubert sagte am Dienstag auf Anfrage, die für die Container geplante Fläche neben der Grundschule sei viel zu klein und befinde sich direkt an der viel befahrenen Pappelallee, sei daher auch zu laut. „Ich rate dringend, dass sich Eltern, Verwaltung und Politik an einen Tisch setzen, um die Standortfrage im Bornstedter Feld zu klären.“ Zudem kritisierte Schubert, dass die Schulverwaltung bisher nur rudimentär und nicht nachvollziehbar erklären könne, warum temporäre Schulbauten an anderer Stelle nicht möglich sein sollten.
Auch die CDU will sich mit den Verwaltungsangaben nicht abfinden und hat einen Antrag für die nächste Sitzung des Stadtparlaments eingebracht, in dem sie die Prüfung eines Baus einer Grundschule in Modulbauweise nördlich der Esplanade fordert. Solche Schulen in Modulbauweise hätten auch den Vorteil, dass sie bei abnehmenden Schülerzahlen wieder zurückgebaut werden könnten, so die CDU.
Kritik am Rathaus kommt auch von der Linken. Deren Bildungsexperte Stefan Wollenberg sagte den PNN, seine Fraktion werde sich nicht mit Varianten zufriedengeben, bei denen bestehende Schulstandorte überlastet werden. Die Stadt sei überdies in der Pflicht, für auch von ihm favorisierte temporäre Neubauten den kommunalen Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld heranzuziehen – dieser müsste zugunsten eines neuen Schulstandorts im Zweifelsfall auch einstweilig auf den geplanten Verkauf von Grundstücken verzichten. Das forderten im Bildungsausschuss auch Daniel Wolkenstein, Elternsprecher der Grundschule: „Wir fordern, den geplanten Wohnungsneubau auf Eis zu legen und die letzten Grundstücke im Bornstedter Feld vorerst nicht zu veräußern.“ Weitere Diskussionen gab es im Ausschuss nicht – eine Arbeitsgruppe aus Stadtverordneten und Verwaltung soll nun weiter planen. Das Ergebnis dieser Gespräche soll demnächst bei einer Sondersitzung des Ausschusses vorgestellt werden, um weiteren Zeitverzug vermeiden. Stadtsprecherin Christine Weber sagte nach der Ausschusssitzung, auch die Argumente der Eltern würden in die Planungen mit einbezogen.
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