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Landeshauptstadt: „Fußball ist nicht kopflos“

58 Mannschaften zum WM-Schulfinale in Potsdam / Ausstellung im Alten Rathaus / Über 100 000 Euro gesammelt

Stand:

Innenstadt – Vor Spielbeginn rücken die vier Spieler zum engen Kreis zusammen: „Hasta la vista - olé! Uh - Ah - Cha Cha Cha, Kuba - olé!“, so der energische Schlachtruf. Den Anstoß für das Eröffnungsspiel Deutschland - Kuba der WM Schulen im Lustgarten gab gestern Punkt 15 Uhr Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Geteilte Sympathien im Publikum: „Kuba vor, noch ein Tor“-Rufe wechselten ab mit „Deutschland“-Sprechchören. Kuba, das sind Daniel, Nathalie, Pascal, Rebecca, Saskia und Tung von der Grundschule am Pappelhain. Deutschland, das ist eine Mannschaft aus Pretoria. Als das erste Tor fällt, stellt der Kommentator fest: „Ein Mädchentor“.

Spätestens da wird klar, dass Street-Football eigenen Regeln folgt. Es ist nämlich das Finale eines Straßenfußballwettbewerbs, zu dem gestern neben den etwa 1000 Kindern auch Ministerpräsident Matthias Platzeck, Oberbürgermeister Jann Jakobs, Ewald Lienen von der Stiftung Jugendfußball und Ex-Hertha-Spieler Michael Preetz in den Lustgarten kamen. Von den zehn mal 15 Meter großen Spielfeldern haben auf dem dortigen „WM-Gelände“ vier gut Platz. Der Wettkampf wird parallel ausgetragen. Sieben Minuten dauert eine Partie, jeweils vier Spieler pro Team sind auf dem Feld, mindestens zwei Mädchen. Die Anzahl der gefallenen Tore sagt nichts über das Gesamtergebnis: Für jedes Spiel werden Spiel- und Fairnesspunkte vergeben. Und Tore zählen nur dann, wenn mindestens eines von einem Mädchen geschossen wurde.

Die „kubanische“ Mannschaft absolvierte das Eröffnungsspiel jedenfalls souverän mit 6:4. Entsprechend gut gelaunt die Spieler: Daniel freut die „geile Stimmung“. Saskia findet es „cool, dass wir die Gastgeber sind“. Wesley Rhulani Ngobeni, Manager des „deutschen“ Teams bleibt trotz der Niederlage gelassen: „Die Atmosphäre ist sehr gut, die Kinder sind aufgeregt, aber haben auch ihren Spaß.“ Der endgültige Sieger wird erst heute Nachmittag gekürt.

Bei dem Projekt WM-Schulen, das unter anderem von „Brot für die Welt“, der Stiftung Jugendfußball und dem Tübinger Institut für Friedenspädagogik unterstützt wird, geht es aber nicht nur um Fußball. Den 205 teilnehmenden Schulen wurde im Vorfeld ein Land „zugelost“. Mit „ihrem“ Land setzten sich die Schüler intensiv auseinander. Kontaktierten die Botschafter oder Schulen direkt im Partnerland. In begleitenden Spendenaktionen wurden über 100 000 Euro gesammelt, wie Uli Jäger vom Institut für Friedenspädagogik stolz berichtet.

Und nicht nur Geld wurde in Bewegung gesetzt: Schülerinnen aus dem Iran kamen nach Berlin, Schüler aus Drochtersen in Niedersachsen fuhren nach Brasilien und besuchten ein Kinder-Aids-Hospital, in Hamburg wurde die Abschiebung einer türkischen Mitschülerin verhindert und die Patenschaft für ein Mädchenhaus in Kalkutta übernommen. Für Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter zeigt das Projekt vor allem eins: „Fußball ist nicht kopflos.“ Ein Teil der Ergebnisse ist derzeit im Alten Rathaus zu sehen.

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