Das neue Barberini Potsdam: "Ganz berauscht"
Das Museum Barberini öffnete am Samstag seine Türen. 1800 Besucher kamen und nahmen lange Wartezeiten in Kauf, Hunderte schafften es nicht mehr ins Museum. Die Resonanz war dennoch überwältigend.
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Innenstadt – Es war schon eine ganz besondere Stimmung, die am Samstagabend über dem Alten Markt in Potsdam lag. Wer sich dem Platz im abendlichen Dunkel von der Langen Brücke aus über die Humboldtstraße näherte, dem bot sich ein fast geheimnisvolles Bild: Die Fassade des Alten Rathauses war grün und blau erleuchtet. In großen, von Scheinwerfern erzeugten Lettern stand am Gemäuer geschrieben: „Unterwegs im Licht“. Denn genau unter diesem Motto stand der Samstagabend in Potsdam. Doch zu dem gewissermaßen magischen Bild, das der Alte Markt in diesen Stunden bot, trug vor allem die Silhouette der vielen Menschen bei, die auf dem Platz eine lange Schlange bildeten.
Friedlich standen die Potsdamer und ihre Gäste dort. Man unterhielt sich leise. Vor dem Alten Rathaus spielten ein paar Musiker: Gitarre, Saxophon, Gesang. Doch das Ziel der Wartenden war Potsdams neue Attraktion: das Museum Barberini. Zum ersten Mal durfte man gratis in den fertigen, mit Gemälden und Skulpturen bestückten Tempel der Kunst, den Potsdams neuer Ehrenbürger Hasso Plattner gestiftet hat. Gegen 19 Uhr reichte die Schlange der Wartenden vom Barberini bis zur Höhe des Fortunaportals. Denn mehr als zweitausend Menschen wollten sich selbst ein Bild machen von dem, was Potsdam hier gerade sozusagen geschenkt wurde. So wie diese Frau, die mitten in der Schlange wartete und sagte: „Ich bin neugierig auf die Zusammenstellung und auf die Atmosphäre da drin.“
Hunderte kamen nicht mehr ins Barberini
Gemessen an der Situation, die hier Stunden zuvor herrschte, durfte die abendliche Menschenschlange getrost noch als kurz gelten. Zeitweise reichte der Strom der Wartenden quer über den Alten Markt an der Fachhochschule vorbei entlang der Schlossfassade bis etwa zu den Kolonnaden. 1800 Besucher zählten die Verantwortlichen am Ende des Tages. Und das waren nur jene Menschen, die wirklich hineinkamen in die heiligen Hallen, in denen Monets Seerosen ebenso als Belohnung für das lange Warten lockten wie die „Die Brücke von Saint-Cloud“ von Alfred Sisley oder auch ein Guss der von Auguste Rodin geschaffenen „Johannesschüssel“. Ungefähr 300 bis 400 Menschen, so die Schätzung von Bauherrenvertreter Willy Athenstädt, kamen trotz Anstehens nicht mehr hinein. Man habe aber recht frühzeitig den Wartenden auf dem Platz gesagt, ab welchem Bereich der Schlange es schwierig werden könnte, an diesem Abend noch hineingelassen zu werden. Von 15 bis 21 Uhr war das Museum geöffnet.
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Unter den letzten, die Glück hatten und gegen 20 Uhr Einlass fanden, war Christel Fricke, die mit ihrem Sohn Andreas gekommen war. „Das war jetzt im Schnelldurchlauf“, sagte die Potsdamerin im Anschluss an den Museumsbesuch. Nur eine Stunde blieb den beiden Zeit, das neue Haus mit seinen kostbaren Werken zu erkunden. Die Ausleuchtung der Gemälde sei exzellent gelungen, meinte Fricke. „Die Bilder, die leben ja durch das Licht.“ Auch Sohn Andreas Fricke zeigte sich begeistert: „Es ist eindrucksvoll.“ Wen man auch fragte – nahezu immer waren die Besucher angetan vom Museumshaus und der darin ausgestellten Kunst. „Sehr gut, ganz toll hat's mir gefallen“, sagte eine Potsdamerin. „Wir sind ganz berauscht“, meinte eine andere Besucherin aus Potsdam, die mit ihrem Mann und ihrer neunjährigen Tochter gekommen war. „Vor allem die Architektur, die überzeugt uns hier.“ Zugleich lobte sie die Angebote für Kinder. Und auch die Ausstellung selbst. „Echte Gourmethäppchen“, meinte die Frau, die sich als Kunstlehrerin zu erkennen gab. Und dann, beide Daumen nach oben reckend, fügte sie an: „Das gibt fünf Sterne plus, plus, plus.“
Kaum kritische Töne
Kritische Töne waren an diesem Abend nur selten zu hören. Ein Mann beklagte, Plattner habe mit seinem Engagement doch etwas für den Osten tun wollen. Warum habe er das Museum dann aber in Potsdam gebaut, wo doch andere Orte einen solchen Publikumsmagneten viel dringender nötig hätten?
Begeistert zeigte sich hingegen Besucherin Birgit von Bockelberg, die mit ihrem Mann aus Berlin gekommen war: „Traumhaft viele schöne Bilder aus Privatbesitz, die man sonst nicht sehen kann“, schwärmte sie über die Ausstellungen im Haus. „Das haben wir uns so toll nicht vorgestellt", ergänzte ihr Mann Joachim von Bockelberg und lobte zugleich das Mäzenatentum Hasso Plattners.
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