Von Guido Berg: Garnisonkirche: Turmbau ab 2013 möglich
Stiftung unterzeichnet Vertrag mit Planungsbüro / Flachbau-Abriss noch 2010 / Pfarrstelle gefordert
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Innenstadt - Das Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche Potsdam geht in die konkrete Planungsphase. Die Garnisonkirchenstiftung hat die Dresdner Firma „teamproject“ mit der Projektsteuerung beauftragt. Gestern unterzeichneten Stiftungsvorstand Wolfgang Huber, bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz, gemeinsam mit Stiftungsgeschäftsführer Peter Leinemann und den teamproject-Vertretern Christian Franke und Erland Zergiebel die Verträge. „2013 ist ein Baustart für den Kirchenturm sinnvoll“, so Franke. Basis dafür, so Leinemann, sei ein entsprechendes Spendenaufkommen.
Bis Ende 2012 werde der Wiederaufbau planungsreif sein, so Franke weiter. Danach sollen Architekten-, Planungs- und Gutachterleistungen ausgeschrieben werden. Ziel sei es, alle erforderlichen Daten einschließlich einer Kostenschätzung für die Wiedererrichtung des Turmes zu erhalten. Dafür stehen zwei Millionen Euro Fördermittel des Landes Brandenburg aus dem ehemaligen DDR-Parteivermögen zur Verfügung. „Es war klar, dass die Stiftung Hilfe braucht, um das Geld sachgemäß auszugeben“, so Leinemann.
Von diesen Mitteln sollen rund 1,4 Millionen Euro für Planungsleistungen, rund 200 000 Euro für die Anfertigung von Einzelbauteilen und rund 400 000 Euro für die Einrichtung eines Andachtsraumes mit einer temporären Ausstellung verwendet werden. Diese „Kapelle“ und der Ausstellungsraum werden ihren Platz in der Nähe des Garnisonkirche-Standortes haben, erläuterte Franke. Stiftungsvorstand Huber zufolge werde derzeit an einem neuen Ausstellungskonzept gearbeitet. Wie Huber erklärte, bedeute die Zusammenarbeit mit teamproject den „Übergang zu konkreten Schritten zur Wiedergewinnung des für das Potsdamer Stadtbildes so wichtigen Gebäudes“. Ziel sei es, den Turm der Garnisonkirche bis 2017 fertig zu stellen. Dieser werde Huber zufolge eine Kapelle enthalten, in der Gottesdienste stattfinden könnten. Die oberen Etagen sollen für Ausstellungen, Bildungs- und Begegnungsveranstaltungen genutzt werden. Bereits für die temporäre Kapelle wünscht sich die Stiftung die Schaffung einer Pfarrstelle. Die finanziellen Grundlagen dafür müssten jedoch noch innerkirchlich geklärt werden.
Erste Bauaktivitäten werden indes bereits in diesem Jahr an der Breiten Straße zu beobachten sein. Leinemann zufolge werde in den kommenden Tagen mit dem Sanierungsträger die Modalitäten des Abrisses des einstigen Fahrradladens auf dem Garnisonkirchenareal geklärt. Noch 2010 soll der Flachbau, in dem sich noch die Garnisonkirchen-Ausstellung befindet, abgerissen werden.
Der Wiederaufbau der 1945 beschädigten und 1968 gesprengten Kirche ist umstritten. Die Garnisonkirche galt als Potsdams Militärkirche; beim „Tag von Potsdam“ inszenierten die Nationalsozialisten am 21. März 1933 die Machtübernahme und versuchten, sich in einen preußisch-deutschen Zusammenhang zu stellen. Huber sieht die künftige Garnisonkirche als Treffpunkt der Jugend aus verschiedenen Ländern. Dabei dürfe es nicht nur um Versöhnung und Vergangenheit gehen, sondern auch um Zukunftsorientierung. Huber: Wichtig ist eine „Balance zwischen Erinnern und Gestalten“.
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