Landeshauptstadt: Geborgenheit und Krankheit
Mehr als 100 Teilnehmer beim zweiten Gesundheitsforum / Gesundheitsarbeit soll stadtteilbezogen werden
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Innenstadt – Vier einfache Regeln sollen Potsdam gesünder machen. Die ersten drei kann jeder nur selbst verantworten: Bewegung, vernünftige Ernährung und eingeschränkter Alkohol- und Tabakkonsum. Mit dem „vierten Präventionsgebot“ sieht das anders aus, wie Ellis Huber, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Präventologen e.V., gestern Vormittag auf dem Potsdamer Gesundheitsforum im Malteser Treffpunkt Freizeit erläuterte. Der „achtsame Umgang miteinander“ könne eine Vielzahl chronischer oder unheilbarer Krankheiten verhindern: „Wenn Menschen sich sozial nicht mehr geborgen fühlen, treten häufiger Krankheiten auf“, sagte Huber. Unter Potsdamer Kindern etwa sei die Wahrscheinlichkeit einer Gesundheitsstörung in sozial schwächeren Familien zehn mal so hoch wie in sozial besser gestellten Elternhäusern, sagte Huber und berief sich auf Zahlen aus dem Sozialbericht der Stadt aus dem Jahr 2004/05.
Auf Vernetzung und eine Atmosphäre der Anteilnahme hin sei die Gesundheits- und Sozialarbeit der Stadt ausgerichtet, erklärte Elona Müller (parteilos), die Sozialbeigeordnete. Momentan plane man etwa eine Weiterbildung für Hebammen und Kinderärzte. Sie sollen geschult werden, „kritische“ Familiensituationen zu erkennen und richtig damit umzugehen. Auch der Ende 2007 eingerichtete „Baby-Begrüßungsdienst“ ziele darauf ab, „Familien nicht in ihrer Häuslichkeit zu isolieren“. Stattdessen sollen sie mit Angeboten zur Kontaktaufnahme in das soziale Umfeld des Stadtteils hineingezogen werden, so Müller. Dem im Jugendamt bereits bewährten stadtteilbezogenen Ansatz sollen in Zukunft auch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes folgen: Geplant sind Angebote vor Ort, so Müller. Eine bessere Zusammenarbeit wünscht sich die Sozialbeigeordnete allerdings noch mit den Schulen. Als „Vorzeigeschule“ nannte sie die Grundschule im Priesterweg. Ellis Huber lobte das „Kooperationsklima“ in Potsdam: Er bezeichnete die Zusammenarbeit von Stadtentwicklung, Ehrenamtsinitiativen und Selbsthilfeförderung als „beispielhaft“: „Das gibt es sonst nur in Mannheim.“
Die Mittel für Potsdam aus dem Bundesprogramm „Soziale Stadt“ sollen bis 2011 1,5 Millionen Euro jährlich betragen, hofft Rainer Baatz vom Babelsberger Entwicklungsträger „Stadtkontor“. Die Verhandlungen über die Höhe – die sich zu einem Drittel aus Geldern der Stadt, des Landes und des Bundes zusammensetzt – liefen noch.
Mehr als 100 Akteure aus dem Gesundheitsbereich waren gestern der gemeinsamen Einladung vom Gesundheitsamt, Gesunde Städte Netzwerk und Stadtkontor in den Malteser Treffpunkt Freizeit gefolgt. Unter dem Motto „Kooperationsideen bei knappen Kassen“ diskutierten die Teilnehmer auf drei Workshops. Dabei ging es um die Vernetzung der Kinder- und Jugendlichenarbeit, um Fragen des betrieblichen Gesundheitswesens und um die Einbindung der Generation 50Plus. Jana Haase
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