
© M. Thomas
Schaustellerverband in Brandenburg: Geburtstagsfeier auf dem Rummel
Der Brandenburgische Schaustellerverband wird 25. Die Feste im Lustgarten locken sogar Stammkunden
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Donnerstagmorgen kurz vor 10 Uhr. Noch ist es ruhig auf dem Frühlingsfest im Lustgarten, das traditionell viele einfach Rummel nennen. Die meisten Fahrgeschäfte sind noch geschlossen. Nur am Riesenrad herrscht ein wenig Gewusel, weil dort gerade die obligatorische TÜV-Prüfung vorgenommen wird. „Sicherheit ist bei uns das A und O“, betont Thomas Müller, Chef des Brandenburgischen Schaustellerverbandes e.V. „Sanssouci“, der am gestrigen Donnerstag sein 25. Jubiläum feierte. „Und ich kann auch stolz sagen, dass in der Hinsicht noch nie Unfälle passiert sind, wir achten wirklich sehr streng auf alle Richtlinien.“
Müller ist schon von Anfang an Mitglied im Schaustellerverband, seit neun Jahren sogar Vorsitzender. Eigentlich ist er Diplomingenieur für Maschinenbau, doch geprägt durch die Familie kam er schließlich zum Schaustellerberuf. „Ich habe den Wagen meiner Eltern übernommen und auch meine Frau kommt aus einer reinen Schaustellerfamilie“, erzählt er schmunzelnd. Kurz nach der Wende, etwa zeitgleich mit der Verbandsgründung im März 1990, hat er sich selbstständig gemacht und mit einem Schießstand begonnen. Bereut hat er den Schritt nie. Inzwischen hat er insgesamt sieben Geschäfte, die er aber nie alle gleichzeitig aufstellt. So ist sein nostalgisches Kinderkarussell eher etwas für die Weihnachtszeit, der Autozug hingegen steht auch jetzt auf dem Frühlingsfest bereit. An die Verbandsgründung kann er sich noch gut erinnern. Damals schlossen sich die Schausteller aus Potsdam und Frankfurt (Oder) zusammen. Etwa 100 Menschen waren damals daran beteiligt, heute hat der Verband 54 Mitglieder. „Damit liegen wir in Deutschland im guten Durchschnitt“, so Müller. „Die Zahl hat sich in den letzten Jahren eigentlich auch immer so um die 50 gehalten.“
Von den 1990 beigetretenen Schaustellern sind 15 bis heute dabei. Den ersten Vorsitz übernahm Günter Noack, der 1994 von Hans-Georg Müller abgelöst wurde, der es 2004 wegen Krankheit abgeben musste. Allein in dieser Dekade kam der Rummel viel herum. Hatte er zu DDR-Zeiten seinen Standort noch auf dem Bassinplatz, fand er nach der Wende lange Zeit im Babelsberger Park und im Horstweg statt. Seit 2002 hat er bereits seinen festen Platz im Potsdamer Lustgarten, in dem zweimal jährlich jeweils das Herbst- und das Frühlingsfest stattfinden. Feste Stationen sind außerdem die Stadt Brandenburg und Frankfurt (Oder).
Hans-Georg Müllers Nachfolger Wolfgang Sendler verstarb nach einem Jahr Amtszeit unerwartet, Thomas Müller übernahm den Job im Februar 2006. Gerne erinnert er sich an das 20-jährige Jubiläum im Kongresshotel, bei dem auch der damalige Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) anwesend war. „Das war eine wunderbare, familiäre Feier“, erzählt er. „Davon sprechen auch die Kollegen immer wieder.“ Überhaupt fühle er sich sehr wohl in Potsdam. Mit dem Standort im Lustgarten ist Müller ebenfalls sehr zufrieden. „Wir sind hier mitten im Zentrum, somit kommen auch viele Touristen, was sehr schön ist“, erzählt der 60-Jährige. „Und die Potsdamer sind mit das freundlichste Publikum. Kaum in einer anderen Stadt hört man so viel ‚bitte‘ und ,danke‘.“
Gerne erinnert er sich auch an Stammkunden, wie etwa einen älteren Herren, der öfter mit seinen Enkeln kommt und inzwischen immer grüßt. „Mir ist der Kontakt zu den Kunden sehr wichtig“, sagt Müller. „Ich hatte da schon wunderbare Gespräche, etwa mit einem Uni-Dozenten, aber auch mit ganz normalen Leuten.“ Meckerer seien natürlich auch immer wieder dabei, aber damit könne er inzwischen ganz gut umgehen, sagt Müller. Insgesamt habe sich das Publikumsverhalten in den letzten 25 Jahren stark verändert. So sei ein Rummel in der DDR fast ein Selbstläufer gewesen, heute hätten die Menschen dagegen so viele andere Möglichkeiten, sich zu unterhalten, sodass es schwieriger geworden sei, sie zu halten. Auch die Stoßzeit habe sich deutlich nach hinten verschoben. „Früher kamen die Leute viel über den Tag, jetzt eher ab 17 Uhr. Dafür bleiben sie dann aber auch bis zum Schluss.“
Für die nahe Zukunft hofft Müller erstmal auf eine faire Verlängerung des Pachtvertrages mit der Pro Potsdam, die den Lustgarten betreibt. Sollte die Platzmiete im nächsten Jahr steigen, müssen die Schausteller auch ihre Preise erhöhen, was Müller selbst nicht so lieb wäre.
Bei allem Auf und Ab möchte er seinen Beruf aber nicht wieder hergeben. „Wer einmal da reingeraten ist, bleibt auch drin und ist mit dem Herzen dabei“, sagt er lachend.
Der Rummel ist noch bis zum 19. April täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 23 Uhr. Der Mittwoch ist vergünstigter Familientag, am Donnerstag ab 18 Uhr Ladies Night.
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