
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Gedenken ohne Protest
Uraufführung des Potsdam Requiems: Die Stadt gedachte gestern ihrer Zerstörung vor 68 Jahren
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Innenstadt - Der angekündigte Protest blieb aus. Bei der offiziellen Veranstaltung in der Potsdamer Nikolaikirche zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt vor 68 Jahren blieb es am Sonntag ruhig. Linksalternative, die in der vergangenen Woche noch erklärt hatten, mit Livemusik und Sekt direkt vor der Kirche auf dem Alten Markt das Ende Preußens feiern zu wollen, hielten sich am Abend von diesem Gedenkort fern. Wie die zuständige Einsatzleiterin mitteilte, sei auch keine Demonstration angemeldet worden. Trotzdem war die Polizei am Abend mit mehreren Fahrzeugen auf dem Alten Markt vor Ort. Selbst in der Kirche zeigten die Ordnungshüter Präsenz.
Bevor auf der gut besuchten Gedenkveranstaltung das von Nikolaikantor Björn O. Wiede im vergangenen Jahr komponierte „Potsdam Requiem“ uraufgeführt wurde, erinnerten Potsdams Bürgermeister und Finanzbeigeordneter Burkhard Exner (SPD) und Oberkirchenrat Martin Vogel in ihren Gedenkworten an die Geschehnisse des 14. April 1945. Am Abend jenes Tages wurde die alte Residenzstadt Potsdam Ziel eines britischen Luftangriffs. Die von den Flugzeugen der Royal Air Force abgeworfenen Bomben zerstörten dabei vor allem die südlichen Teile der Innenstadt sowie das Areal um den Potsdamer Hauptbahnhof. Etwa 1600 Menschen fielen dem Bombardement zum Opfer.
„Ein sonniger und warmer Frühlingstag“ sei der 14. April damals gewesen, sagte Exner. Und doch „freilich keine unbeschwerten Tage“ hätten die Potsdamer damals, am Ende des Krieges, erlebt. Exner, der Potsdams erkrankten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auf der Gedenkveranstaltung vertrat, erinnerte zugleich an die Ursachen des zerstörerischen Luftangriffs. „Die Nacht von Potsdam ist ohne den Tag von Potsdam nicht denkbar“, sagte Exner. Was am 21. März 1933 mit der Feier zur Eröffnung des Reichstages in der Potsdamer Garnisonkirche begann, habe in der Konsequenz schließlich zur Zerstörung Potsdams geführt. Exner blickte in seiner Ansprache aber auch in die Zukunft der Stadt. Nicht nur für die Vergangenheit gelte es Verantwortung zu übernehmen, sondern auch für das, „was kommen wird“. Ausdrücklich nannte Exner dabei den Wiederaufbau der Garnisonkirche, um den es in der Vergangenheit bereits heftigen Streit gegeben hat.
Oberkirchenrat Martin Vogel erinnerte während des gestrigen Gedenkens an den 14. April als für Potsdam schicksalhaftes Datum. Im Jahrhundertschritt habe dieser Tag immer wieder einen markanten Abdruck in der Stadt hinterlassen. So sei am 14. April 1745 der Grundstein für das Schloss Sanssouci gelegt worden, genau 100 Jahre später, am 14. April 1845, der Grundstein für die Friedenskirche am Rande des Schlossparks. Nach dem leidbringenden 14. April 1945 hoffe er, so Vogel, dass jener Tag im Jahre 2045 „ein Tag des Friedens werden möge“.
Von dem am Sonntagabend durch den Nikolaichor und die Neue Potsdamer Hofkapelle unter der Leitung von Björn O. Wiede uraufgeführten „Potsdam Requiem“ zeigten sich viele Besucher sehr ergriffen. Eugen Kahl etwa, der mit seiner Frau aus Berlin nach Potsdam gekommen war, sagte nach der Aufführung, es seien die alten Erinnerungen an seine Zeit als Luftwaffenhelfer in Frankfurt am Main wieder lebendig geworden. Damals sei er Zeuge von Luftangriffen in der Stadt am Main geworden.
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