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Der T-Rex, der hat Zähne... Die Biosphäre hat eine neue Dino-Ausstellung.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Gefährlicher Räuber im Federkleid

In der Biosphäre ist seit Montag eine große Dinosaurier-Ausstellung zu sehen. Es ist die sechste in elf Jahren

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Erschrocken mag manch Besucher der Biosphäre, der in den Anblick einer tropischen Orchidee versunken ist, zurückweichen, wenn es plötzlich neben ihm tierisch grunzt. Eine über einen Meter lange Echse mit wuscheligem „Fell“ öffnet ihr Maul und gibt martialische Laute von sich. „Velociraptor“ ist auf der Erklärungstafel zu lesen. Velox bedeutet auf Lateinisch schnell und Raptor ist die Bezeichnung für Räuber. Das Vorbild des wie lebendig wirkenden Modells lebte vor 85 bis 76 Millionen Jahren auf dem chinesischen Kontinent. Was wie ein Fell aussieht, besteht in Wirklichkeit aus Federn.

Das eigenartige Geschöpf gehört zur Ausstellung „Dinofieber“, die am Montag in der Biosphäre eröffnet wurde. Es ist die sechste Schau dieser Art in elf Jahren.

„Das Aussehen der Dinosaurier-Modelle folgt wissenschaftlichen Erkenntnissen“, erklärte der Zoologe Ulrich Joger. Der Direktor des Staatlichen Naturhistorischen Museums Braunschweig war mit zwei seiner Kollegen zur Eröffnung angereist. Das Team hat mit seiner Sachkunde mit zum Gelingen der Schau beigetragen. Im Pavillon der großen Halle ist nachzuvollziehen, wie die Forscher an ihrer Grabungsstelle im Niger, einem Staat in Westafrika, arbeiten, wie sie Skelette freilegen und viele Millionen Jahre alte Spuren unter dem Wüstensand sichern. Die Forschergruppe ist nahezu die einzige, die Dinosaurier in Afrika ausgräbt. „Ein bisschen Fantasie ist auch dabei“, räumt der Experte mit Blick auf die Rekonstruktion ein. So lasse sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Laute die Saurier einst von sich gaben und wie ihre Augen aussahen. Die Skelette ließen sich hingegen meist genau rekonstruieren, selbst wenn die Knochen in Jahrmillionen gequetscht worden sind. Sogar eine neue Art haben die Braunschweiger Forscher entdeckt.

Joger erwähnt, dass vor 100 Jahren eine Expedition im Auftrag des Berliner Museums für Naturkunde nach Deutsch- Ostafrika, dem heutigen Tansania, startete, um nach Dinosaurier-Fossilien zu graben. Das größte Saurierskelett der Welt, der Brachiosaurus brancai, ist seitdem im Museum zu besichtigen.

Die Biosphäre hat mit dem acht Meter großen Tyrannosaurus ebenfalls ein stattliches Exemplar zu bieten. Die Riesenechse mit ihren mächtigen Reißzähnen sieht gefährlich aus – sie gilt als bekanntester fleischfressender Saurier der Welt. Wie die Braunschweiger Forscher erzählen, stießen sie bei Grabungen bei anderen Arten oft auf Verletzungen der Wirbelsäule im Schwanzbereich, was auf Rivalen- oder Verteidigungskämpfe hinweise. „Größe, Bewegungen und Töne, alles an unseren Sauriern wirkt täuschend echt“, sagte der Geschäftsführer der Biosphäre, Eckhard Schaaf. Derart lebendige Dinos suchten in ganz Europa ihresgleichen. Die Forscher des großen Braunschweiger Naturhistorischen Museums stimmten dem zu. Sie können sogar aus Potsdam Anregungen mitnehmen. So fotografierte Joger die an der Decke des Durchgangs zum Aquarium hängenden Kolonien großer Fledermäuse. „Etwas Ähnliches wollen wir bei uns auch installieren“, sagte er.

Bis zum 15. September bevölkern die Giganten der Urzeit den Biosphären- Dschungel. Doch nicht nur Modelle von Dinos sind zu sehen, sondern auch viele lebendige Tiere wie Reptilien, Insekten und Vögel. Günter Schenke

Günter Schenke

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