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Landeshauptstadt: Gefräßige Käfer und bleiche Säuger Wissenschaftler beraten in Potsdam über den Schutz der Museumsbestände

Für drei Tage bis zum 14. Oktober ist das Naturkundemuseum Potsdam Gastgeber für Direktoren und Mitarbeiter von naturwissenschaftlichen Museen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Für drei Tage bis zum 14. Oktober ist das Naturkundemuseum Potsdam Gastgeber für Direktoren und Mitarbeiter von naturwissenschaftlichen Museen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zur Herbsttagung in der brandenburgischen Landeshauptstadt trafen 80 Teilnehmer ein, die sich mit dem Thema „Schutz von Museumsgut“ auseinandersetzen werden. Das ist eine viel brisantere Problematik als der Museumsbesucher, der die Präparate wohlverwahrt in Vitrinen und festverschlossenen Kästen untergebracht glaubt, vielleicht annimmt.

Potsdams Direktor des Naturkundemuseums Detlef Knuth verfügt zum Beispiel nur über zehn Prozent moderner Ausstellungsvitrinen, während die ältesten seit 50 bis 80 Jahren mit Verschleißerscheinungen kämpfen und teilweise so undicht geworden sind, dass sich der Speckkäfer Zutritt zur Ausstellung „In der Spur des Menschen“ verschafft und die Beine ausgestellter Enten angenagt hat. Auch die Beleuchtung in den Ausstellungsräumen müsste erneuert werden, denn UV-Strahlung bleicht die Präparate aus und hat nicht nur Fledermäuse erblassen lassen, sondern auch einem Baummarder das Fell „blondiert“. Er beantrage Jahr für Jahr, Geld in den Stadthaushalt einzustellen, sagte dazu Knuth. „Doch ich fliege immer wieder raus.“ Es ginge dabei um Summen von etwa 150 000 Euro für neue Vitrinen und 200 000 Euro für neue Beleuchtung.

Die Naturwissenschaftler der Museen sind sich jedoch einig, dass nicht nur das Interesse an der Naturkunde und die Besucherzahlen steigen – auch Potsdam wird 2012 zulegen und etwa 20 000 Gäste im Haus und 25 000 bei Sonderausstellungen begrüßen – , sondern dass auch der Schutz der Sammlungen von höchster Wichtigkeit ist. Nur wer einen wissenschaftlich fundierten Blick in die Vergangenheit tun könne, der werde auch die Zukunft präzise prognostizieren, so Knuth. Der Region Brandenburg komme dabei eine besondere Bedeutung zu. Hier hätten zwei Eiszeiten gravierende Spuren hinterlassen, in der Zukunft aber seien starke Erwärmung und Versteppung zu erwarten. Knuth hält deshalb an dem Plan fest, ein Wissenschaftsschaufenster über die Ergebnisse neuester Forschungen von Potsdamer Instituten einzurichten und dazu Evolution und künftige Entwicklungen in einer Ausstellung darzustellen. Wie die Erkenntnisse der Wissenschaftseinrichtungen und die Potenziale des Naturkundemuseums gebündelt werden können, daran arbeitet Ina Pokorny. Ein Jahr reiche dafür aber nicht aus, erklärte Knuth am Donnerstag anlässlich der Tagung. Er will deshalb die Weiterbeschäftigung Pokornys und für 2014 eine Standortprüfung für den neuen Museumsbau beantragen. Er soll neben dem Naturkundemuseum in der Breiten Straße entstehen. Kosten etwa 20 bis 30 Millionen Euro, gefördert durch die EU aus dem Programm für nachhaltige Entwicklung.

Dass Investitionen möglich sind, berichtete die Sprecherin der Fachgruppe Naturwissenschaftliche Museen, Gabriele Gruber aus Darmstadt. Dort entsteht gerade eine neue Museumslandschaft durch Sanierung und Neubau. Eigentlich wollte man damit schon 2011 fertig sein, doch nun wird die Wiedereröffnung des hessischen Landesmuseums 2013 erwartet. Bis dahin zeigt das Naturkundemuseum, das dann über eine Gesamtfläche von über 2000 Quadratmetern verfügt, eine Auswahl seiner Bestände in Wanderausstellungen. Potsdam verfügt inklusive Aquarium über 660 Quadratmeter Fläche und musste mit der Tagung ins Haus der Natur ausweichen, weil nur höchstens 40 Besucher gemeinsam im Naturkundemuseum untergebracht werden können. dif

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