
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Gegen den Umzug
Universität will die Juristenausbildung behalten / 2000 Studenten betroffen
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Für Potsdam ist das neue Gutachten der Hochschulstrukturkommission ziemlich brisant. Wird doch in der am Freitag an die Landespolitik übergebenen Analyse empfohlen, den Studiengang Rechtswissenschaft mit dem Ziel Juristische Prüfung an die Europa-Universität Frankfurt (Oder) zu verlagern. Die Juristische Fakultät soll in eine neu zu gründende Fakultät für Rechts- Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften aufgehen, zugunsten eines neuen Exzellenzbereiches Verwaltungswissenschaft. Wie der Kommissionsvorsitzende Friedrich Buttler erklärte, empfehle man dies aus strukturpolitischen Gründen, nicht wegen Qualitätsdefiziten.
An der Uni Potsdam stößt die Empfehlung auf Widerspruch. Dass die Konzentration der Juristenausbildung an einem Ort zu einer Effizienzsteigerung führen soll, sei nicht nachvollziehbar. „Durch eine Konzentration der Ausbildungskapazität an einem Ort fern von Berlin wird dort keine zusätzliche Studierendennachfrage entstehen“, so der Vizepräsident für Studium und Lehre, Andreas Musil, der eine Professur für Verwaltungs- und Steuerrecht an der Uni inne hat. Ein Wegfall des Staatsexamensstudiengangs führt nach seiner Schätzung mittelfristig zu einer Einbuße von 2000 Studierenden in Potsdam. An der Fakultät gibt es 16 Juraprofessuren, die für Wirtschafts- und Verwaltunsgrecht relevanten Professuren empfiehlt Buttler in Potsdam zu halten, die übrigen sollen nach Frankfurt gehen.
Musil hat einen Gegenvorschlag: Die Juristenausbildung soll in Potsdam und Frankfurt erhalten bleiben, aber jeweils auf einen eigenen Schwerpunkt profiliert werden: „Die Viadrina könnte ihre Juristenausbildung noch stärker als bisher in Richtung ihrer internationalen und europäischen Ausrichtung profilieren, in Potsdam hingegen könnte eine stärkere Profilierung in Richtung Public Management, Kommunal- und Verwaltungswissenschaft sowie Medien erfolgen.“ Eine Fusion der Juristen mit der WiSo-Fakultät würde einen solchen Profilierungsprozess behindern. Dass die Kommission auch empfiehlt, den deutsch-französischen Studiengang nach Frankfurt/Oder zu transferieren ist für die Universität Potsdam völlig inakzeptabel, er gilt als Aushängeschild.
Auch bei den Wirtschaftswissenschaften der Potsdamer Uni sieht die Kommission Reformbedarf: Mehrfachangebote in BWL sollen kritisch überprüft werden. Die geplante Rabbinerausbildung wird ausdrücklich befürwortet, allerdings brauche es dazu keine eigene Fakultät. Für den Rektor des Rabbinerkollegs, Walter Homolka, kein Hinderungsgrund: Das Gutachten gehe in die richtige Richtung, nun könne man die weiteren Schritte angehen, sagte er den PNN.
Die 2011 eingesetzte Hochschulstrukturkommission sollte die Brandenburger Hochschullandschaft 20 Jahre nach ihrer Gründung einem Praxistest unterziehen. Laut Buttler ist der Test bestanden. Die Kommission empfehle keine Schließungen, allenfalls Verlagerungen und neue Schwerpunkte. Die Studienplatzzahl von derzeit 50 000 soll im Land gehalten werden. Allerdings müsse man mehr Geld für die Hochschulen ausgeben, die Betreuungsrelation verbessern, Weiterbildung und Nachwuchsförderung stärken. Wissenschaftsministerin Sabine Kunst kündigte nun an, dass das Gutachten ab sofort diskutiert werden soll. Ziel sei ein Hochschulentwicklungsplan.
Der Potsdamer Filmhochschule HFF empfiehlt das Gremium die Weiterentwicklung zu einer „Universität des bewegten Bildes“. Sie soll enger mit der Uni und Fachhochschule Potsdam zusammenarbeiten. Die fünf Fachbereiche der FH Potsdam hält die Kommission für überdimensioniert. Naheliegend sei eine Zusammenlegung von „Architekur und Städtebau“ und „Bauingenieurwesen“.
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