Von Henri Kramer: Gegen fiese Klingelton-Fallen Studenten und Verbraucherschützer klärten Schüler gestern bei einem Aktionstag über Abzock-Tricks auf
Das Angebot für den neuen Klingelton klang verlockend. Der 13-jährige Marcel, Schüler am Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder, lud ihn auf sein Handy herunter – und wurde danach mit SMS bombardiert.
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Das Angebot für den neuen Klingelton klang verlockend. Der 13-jährige Marcel, Schüler am Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder, lud ihn auf sein Handy herunter – und wurde danach mit SMS bombardiert. „Für jede habe ich sieben Euro zahlen müssen, da war innerhalb einer Woche das Guthaben meiner Handy-Karte alle.“ Marcel wusste sich nicht mehr zu helfen – die Karte wurde „geschrottet“ und gesperrt. Nun hat er eine neue Nummer.
Vielleicht wäre Marcel der Stress mit dem Klingelton erspart geblieben, hätte er schon eher eine Veranstaltung wie den gestrigen „Aktionstag Verbraucherbildung“ am Campus Golm besucht. Studenten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam hatten dafür zusammen mit der Verbraucherzentrale und der Deutschen Rentenversicherung einen Tische-Parcours gestaltet, an dem sich Schulklassen aus Potsdam und Umgebung über Fallstricke des modernen Lebens informieren konnten – von Handyvertrags-Fallen bis hin zu Gefahren bei Musik-Downloads aus dem Internet. Dazu kamen Tipps zu gesunder Ernährung und zur Altersvorsorge. „Hier war vieles neu für mich“, sagt Marcel.
Mandy Natalie Henneberg war eine der Organisatorinnen des Tages, sie betreute den Tisch mit Infos zum Thema Handys. „Viele Jugendliche waren schon relativ clever, was dieses Thema betrifft“, erzählt die Studentin, die später als Lehrerin das Fach Wirtschaft, Arbeit, Technik unterrichten will. Zugleich habe es aber auch Unsicherheiten gegeben, etwa zum Begriff Grundgebühr: „Manche Jugendliche denken, dass so eine Gebühr nur einmalig und nicht monatlich gezahlt werden muss.“ Ebenso sei beispielsweise die Bedeutung der bei vielen Gewinnspielen verwendeten Vorwahlnummer „0137“ weitgehend unbekannt – Anrufer dieser Nummer müssen bis zu 50 Cent pro Minute zahlen. Bei einigen Anbietern würde dies jedoch nur am Rande erwähnt.
Um das Kleingedruckte ging es gestern auch bei Musik-Downloads aus dem Netz: An einem Tisch wurde vorgerechnet, wie teuer ein Abonnement für Musik-Downloads sein kann – 50 Euro. Geworben wurde in dem Beispiel mit fünf kostenlosen Musikstücken, eingebettet von Starbilderchen. „Lasst Euch nicht Ablenken von dem Geblinke auf solchen Seiten“, so der Rat der Verbraucherschützer.
In der Tat besteht beim Thema Verbraucherwissen Nachholbedarf bei Schülern. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage unter 500 Zehntklässlern aus Deutschland waren nur 25 Prozent in der Lage, die Kriterien für einen günstigen Handy-Tarif zu ermitteln. Und 17 Prozent waren der irrigen Auffassung, eine aufwendig und ansprechend gestaltete Internetseite zeuge von der Zuverlässigkeit der darauf verbreiteten Information. Ebenso glaubten laut der Umfrage 31 Prozent der Befragten, bei Bestellungen im Internet müsse die private Telefonnummer angegeben werden.
So sorgte die Veranstaltung gestern für Erkenntnisgewinn – auch bei bei dem 14 Jahre alten Aaron. An einem Tisch lernte er, dass in Apfelschorle viel mehr natürliche Zutaten sind als in dem süßlichen Energy-Drink, den er sonst oft trank: „Ich hätte nicht gedacht, dass das so ungesund ist.“ Ob er aber jetzt aber wirklich nur noch Apfelschorle trinken wird, wie er ankündigte, das sei einmal dahingestellt.
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