Landeshauptstadt: Gegen Turbo-Abitur und für mehr Polizei
Schüler der Katholischen Marienschule luden zur Podiumsdiskussion mit Politikern zur anstehenden Landtagswahl
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Schnell noch stellen Adrian von der Hagen (17) und Maximilian Baus (16) in der Mensa der Katholischen Marienschule Wassergläser bereit und richten den Beamer richtig aus. Dann betreten die Politiker die Bühne und die von den beiden Schülern organisierte Podiumsdiskussion kann beginnen.
Weil sich die beiden Elftklässler in Bezug auf die kommenden Landtagswahlen im September nicht gut genug informiert fühlten, luden sie am vergangenen Dienstag Politiker der im Landtag vertretenden Fraktionen in die Schule ein. „Wir beide sind sehr an Politik interessiert“, sagte Adrian. „Aber wir wissen, dass viele unserer Mitschüler die Wahlprogramme nicht lesen und deswegen haben wir diesen Abend organisiert.“ Ihrer Einladung folgten der Spitzenkandidat der CDU, Michael Schierack, Linke-Spitzenkandidat Christian Görke, Vize-Fraktionschefin der Grünen, Marie-Luise von Halem, FDP-Fraktionschef Andreas Büttner und Bildungsministerin Martina Münch von der SPD.
Mit der Vorbereitung der Podiumsdiskussion begannen die beiden Schüler schon im Dezember letzten Jahres. „Wir haben Mails an die verschiedenen Parteien geschickt“, erzählte Maximilian. „Schließlich haben wir auch den Landtag besucht und persönlich mit ihnen gesprochen.“ Zu dem Diskussionsabend haben sie auch Schüler von anderen Schulen eingeladen. „Schließlich geht uns das ja alle was an“, so Adrian. Das Interesse scheint groß, denn die Plätze in der Mensa waren am Dienstagabend zu einem Dreiviertel belegt.
Bei der diesjährigen Landtagswahl dürfen erstmals auch 35 000 junge Brandenburger ab 16 Jahren mitwählen – auch für die Parteien sind diese Erstwähler eine ernst zu nehmende Wählerschaft. Nicht zuletzt sind Diskussionsrunden wie in der Marienschule auch für die Politiker eine Gelegenheit, die Jungwähler für ihre Interessen zu gewinnen.
Der von Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld moderierte Abend war in drei Themenblöcke geteilt: Bildungspolitik, Innenpolitik und Stadt-Land-Gefälle. Zu jedem Thema gab es eine Frage für die Politiker, wobei diese im Podium für keine großen Kontroversen sorgten. Es ging um das gekürzte Abitur in 12 Jahren, um Sicherheit vor Kriminalität und um die Finanzierung der Gemeinden in den ländlichen Regionen.
So war die Mehrzahl der Schüler dafür, das einheitliche Abitur mit insgesamt 13 Schuljahren wieder einzuführen. Die Parteien machten hingegen klar, dass das nicht der Fall sein wird. „Es gibt ja die Wahl zwischen 13 Jahren an der Gesamtschule und 12 Jahren am Gymnasium“, sagte Bildungsministerin Münch. „Das wurde alles sorgfältig abgewägt und eine Rolle rückwärts wäre jetzt nicht besonders sinnvoll.“
Danach verwickelten sich Görke und Schierack in eine Diskussion um die Finanzierung von Lehrerstellen. Die Schüler interessierte das jedoch weniger. Die wohl brisanteste Frage des Abends, warum Mittel für Privatschulen gekürzt wurden, wurde aus Zeitgründen leider nicht vertieft. Münch wandte lediglich ein, dass es sich um eine Systemumstellung der Finanzierung und nicht um eine Kürzung handele, was zu lautem Murren im Publikum führte. Büttner, Schierack und von Halem plädierten kurz für eine bessere Unterstützung der Privatschulen, dann leitete Weidenfeld auch schon zum nächsten Thema über. Dabei hätte dieser Punkt die Schüler direkt betroffen und für mehr Kontroversen gesorgt als die Frage nach dem Sicherheitsgefühl im Land Brandenburg.
Hier reagierten die Schüler zwar empört auf die Prämien für jene, die ihr Haus selbstständig einbruchssicherer machen und beklatschten die Forderung von FDP-Fraktionschef Büttner für mehr Polizisten im Einsatz. Doch ein wirklicher Schlagabtausch entstand nicht. Somit fehlte es der Veranstaltung insgesamt an Pfiff. Man vermisste provozierendere Fragen, die die Parteimitglieder mehr aus der Reserve hätten locken können.
Die Organisatoren, von denen sich zumindest Maximilian als CDU-Mitglied outete, zeigten sich jedoch nach guten eineinhalb Stunden Podiumsdiskussion sehr zufrieden. „Es ist super gelaufen“, so Maximilian. „Die Kandidaten haben verständlich gesprochen und ich fühle mich noch besser informiert.“
nbsp;Sarah Kugler
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