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Links und rechts der Langen Brücke: Geheimes hinterm Bauzaun

Sabine Schicketanz könnte sich über das Schwarze-Peter-Spiel von Stadt und Land amüsieren – ging es dabei nicht ausgerechnet ums Fortunaportal

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Es könnte eine veritable Provinzposse sein: Ein Bauwerk bekommt plötzlich Risse, und keiner will’s gewesen sein. Die zuständigen Behörden üben sich im Schwarzer- Peter-Spiel, angeführt werden wechselseitig Gutachten, Betrachtungen, Expertisen, Übergabetermine. Das Ganze könnte Liebhaber absurder Geschichten zum brandenburgischen Amtsschimmel geradezu amüsieren, ginge es nicht ausgerechnet um das Fortunaportal in Potsdams Mitte. Jenes Sandstein-Bauwerk, dessen Errichtung den symbolischen Anstoß gab, auf dem ehemaligen Stadtschloss-Grundriss wieder zu bauen, dort den Landtag in Gestalt des Knobelsdorffschen Prachtbaus entstehen zu lassen. Von der Bedeutung des Baus wurde seitdem viel gesprochen: Die Wiedergewinnung der Mitte gibt der Landeshauptstadt ihr Herz zurück, hieß es, endlich werde das Stadtbild wieder komplettiert sein, unschätzbar sei der Wert der Wiederbelebung historischer Stadträume.

Dafür ist der Umgang mit dem Fortunaportal, dem ersten Bauwerk am Platze, allerdings überraschend wenig pfleglich. Insbesondere, da es sich bei dem Nachbau um ein Geschenk handelt: Günther Jauch, Deutschlands vermutlich bekanntester Fernsehmoderator, zeigte sich in einem Werbespot der Zementindustrie und steckte die Gage, rund drei Millionen Euro, in das Portal. Zu erwarten wäre, dass Stadt und Land – die einer nach dem anderen Besitzer der Jauch-Spende wurden – nun auch ihren Eigentümer-Pflichten nachkommen.

Folgt man dem aktuellen Sachstand der gegenseitigen Schuldzuweisungen, haben es offenbar beide versäumt, ihr Eigentum ordentlich zu erhalten: Es gibt Schäden am Portal, die Risse sind unübersehbar. Ob sie im Zuge der Arbeiten für das Landtagsschloss oder zuvor entstanden sind, darüber können Stadt und Land jetzt gern trefflich streiten. Sie geben dabei allerdings ein klägliches Bild ab, das genau zu dem passt, was viele Potsdamer in Sachen Stadtschloss-Wiederaufbau seit langem umtreibt und misstrauisch macht: Informationen zum Baufortschritt werden nur auf Anfrage erteilt, es herrscht der Eindruck, es werde in der Mitte lieber im Geheimen gearbeitet, dieses und jenes zurechtgebogen – oder hinter dem blickdichten Bauzaun versteckt.

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