Homepage: Geiger-Kolleg spricht mit Uni Erlangen Sondierungsgespräche über Umzug des Kollegs
Das Abraham-Geiger-Kolleg der Universität Potsdam hat erste Sondierungsgespräche mit der Leitung der Universität Erlangen-Nürnberg geführt. Wie Geiger-Direktor Walter Homolka den PNN sagte, seien „finanzielle sowie strukturelle Problemfelder“ erörtert worden.
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Das Abraham-Geiger-Kolleg der Universität Potsdam hat erste Sondierungsgespräche mit der Leitung der Universität Erlangen-Nürnberg geführt. Wie Geiger-Direktor Walter Homolka den PNN sagte, seien „finanzielle sowie strukturelle Problemfelder“ erörtert worden. „Die Gespräche würden weitergeführt“, so Homolka. Der Erlanger Uni-Präsident Karl-Dieter Grüske sprach von vielen offenen Fragen. „Ob das am Ende was wird, ist völlig offen“, so Grüske. Hintergrund ist das Bestreben, an der Potsdamer Universität eine Fakultät für jüdische Theologie einzurichten. Falls dies in Brandenburg nicht möglich wird, behält sich das Geiger-Kolleg vor, den Standort zu verlassen.
Die Universität Potsdam, der das vor zwölf Jahren gegründete liberale Rabbinerseminar als sogenanntes An-Institut angeschlossen ist, bleibe aber weiter Gegenstand der Sondierungen, so Homolka. Am 30. November seien Gespräche mit der brandenburgischen Hochschulstrukturkommission geplant. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst hatte sich unlängst positiv zur Idee einer Jüdischen Fakultät geäußert. Allerdings brauche das Vorhaben Zeit.
Die Rabbiner-Ordination der diesjährigen Absolventen des Abraham-Geiger-Kollegs fand an diesem Mittwoch in der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg statt. Dabei hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Bedeutung des jüdischen Lebens in Bayern unterstrichen: „Ich bin zutiefst dankbar, dass es hier in Bamberg, in Bayern und in ganz Deutschland wieder vielfältiges jüdisches Leben gibt“, sagte Herrmann. „In Bamberg, Fürth, Erlangen, Würzburg, München und in anderen bayerischen Städten bereichern wieder jüdische Gemeinden unser Land und unsere Kultur.“ Er verwies auf die 1000-jährige Tradition des Judentums in Bayern, die durch den Holocaust zerstört wurde.
Mittlerweile sieht sich das Potsdamer Geiger-Kolleg Kritik von orthodoxer Seite ausgesetzt. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) bemängelte, dass die Potsdamer Rabbinerausbildung die orthodoxen Strömungen außen vor lasse. Die ORD bezweifelt, dass die Anerkennung aller Strömungen in Potsdam gewährleistet sei. Gegenüber den PNN stellte Geiger-Direktor Walter Homolka klar, dass das Geiger-Kolleg sich der Ausbildung liberale Rabbiner widmen wolle, während die orthodoxe Ausbildung von der Uni Heidelberg betrieben werde.
Damit würden die Empfehlungen des Wissenschaftsrats unterstrichen, dass es in Deutschland zwei akademische Rabbinerausbildungsstätten gibt: in Heidelberg und Potsdam. „Wenn Heidelberg die orthodoxen Rabbiner ausbildet, dann kann sich Potsdam ja wie geplant ganz der Ausbildung liberaler und konservativer Rabbiner widmen“, sagte Homolka. Für diese Rabbiner sei in Deutschland die Allgemeine Rabbinerkonferenz des Zentralrats der Juden in Deutschland zuständig. Im Übrigen könne staatskirchenrechtlich Theologenausbildung nur nach Konfessionen getrennt stattfinden, niemals aber übergreifend. Jan Kixmüller
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