Von Jana Haase: Geködert
Monika Anna Wojtyllo und Axel Ranisch haben den Trailer zum 18. Cottbuser Filmfestival gedreht
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Das tut weh: Als der Fischer seine Angel nach der walkürenhaften Meerjungfrau auswirft, rutscht die blondgelockte Schöne von ihrer knallroten Boje ab und kracht rückwärts in die wasserblauen Pappwellen. Was im Film wie ein gewollter Absturz aussieht, war allerdings ein schmerzhafter Unfall – und das am ersten Drehtag. Anneli Knobloch, die Nixen-Darstellerin, hatte danach wirklich blaue Flecken und Blutergüsse, erzählt Regisseurin und HFF-Absolventin Monika Anna Wojtyllo, die den Film zusammen mit HFF-Student Axel Ranisch gedreht hat: „Anneli hat weitergemacht, aber für die nächsten Aufnahmen musste das überschminkt werden.“ Der Unfall-Take ist im Film geblieben. Und auch wenn der herrlich verknorzte Fischer, gespielt von Heiko Pinkowski, seine Traumfrau nicht an die Angel kriegt, bekommen sich die beiden am Ende doch – umschwärmt von echten Goldfischen.
Nur 30 Sekunden lang ist der Film, der momentan in Kinos in ganz Brandenburg läuft. Geködert werden sollen damit Gäste für das 18. Filmfestival in Cottbus, das am kommenden Dienstag startet. Das Festival des osteuropäischen Films wird volljährig und die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) ist wieder dabei. Dass der Trailer von HFF-Studenten gemacht wird, ist fast schon eine Tradition: Im vergangenen Jahr machte HFF-Regiestudentin und Schauspielerin Rita Lengyel („Berlin Calling“) beim Auswahlverfahren der Festivalveranstalter um den Werbefilm das Rennen. Außerdem ist die HFF auch in diesem Jahr wieder mit einem eigenen Filmblock vertreten (siehe Kasten).
Hinter dem 30-Sekunden-Film für den Trailer stecken viele Wochen Arbeit. Von der Fahrt an die Ostsee, wo der Hintergrund aufgenommen wurde, über die zwei Drehtage im HFF-eigenen Studio, wo Ranisch und Wojtyllo vor Blue Screen drehten, bis hin zu insgesamt drei Monaten Postproduktion. Selbst die Filmmusik wurde extra aufgenommen: Das Filmorchester Babelsberg spielt den von Johannes Repka komponierten Soundtrack zur Liebesgeschichte um die Nixe und ihren Fischer.
„Wir haben ohne Ton gedreht, das war toll“, erinnert sich Monika Wojtyllo an die Drehzeit: „Wir konnten die ganze Zeit reinbrüllen und Anweisungen geben.“ Das Ergebnis ist ein surrealer Film mit durchgeknallter Story – „noch schöner, als ich mir das gedacht hatte“, gibt Axel Ranisch zu.
Dass so etwas entstehen musste, wenn Ranisch und Wojtyllo zusammenarbeiten, scheint nur logisch, wenn man die beiden zusammen erlebt: Der 25-jährige Axel Ranisch, der gerade einen „Senioren-Terror-Film“ vorbereitet, in dem „gerontorevolutionäre Brigaden“ sich gegen Rentenkürzungen wehren, und die gebürtige Polin Anna Wojtyllo, die schon mit ihrem HFF-Abschlussfilm „Polska Love Serenade“ ihren Sinn für schrägen Humor bewiesen hat (PNN berichteten). Die „politisch unkorrekte deutsch-polnische Weihnachtskomödie“ läuft auch im Cottbuser Festivalprogramm.
„Die Chemie zwischen uns stimmt einfach“, meint Axel Ranisch. Dabei war der Cottbus-Trailer das erste gemeinsame Projekt der beiden. Gerade drehen sie wieder zusammen, diesmal allerdings als Schauspieler unter der Regie von HFF-Student Jonas Grosch. „Rèsiste – Aufstand der Praktikanten“ lautet der Titel des Diplom-Projektes, bei dem der Potsdamer Hannes Wegener und Katharina Wackernagel die Hauptrollen spielen. Ranisch und Wojtyllo gehören in der Revoluzzer-Story um unzufriedene Praktikanten zu den ausgebeuteten Aufständigen: Ranisch als Kaffeepraktikant in einer „IT-Bude“, Wojtyllo als unterforderte ehemalige Kriegsberichterstatterin bei einer Fernsehshow.
Das Festival in Cottbus wird für die beiden wegen des Drehs eine logistische Herausforderung: Denn zur gleichen Zeit sind Aufnahmen für „Rèsiste“ in Berlin geplant. Aber die Teilnahme in Cottbus ist Wojtyllo sehr wichtig: „Der Fokus auf osteuropäische Filme ist etwas Besonderes“, sagt die 31-Jährige, die schon am Konzept für ihren nächsten Film sitzt: Eine Musical-Komödie mit dem Thema „Weltfrieden“ soll es werden. „Ich denke mir das als Hommage an „Beyond The Sea“, erklärt Monika Wojtyllo: „Dafür brauche ich aber ganz viel Geld.“
Ob auch die verunfallte Walküren-Nixe und ihr Fischer in einem längeren Film weiterleben dürfen, haben Ranisch und Wojtyllo noch nicht entschieden. Bei den Goldfischen aus dem Trailer sieht das anders aus: „Die wohnen jetzt bei mir zuhause“, sagt Axel Ranisch.
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