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Sport: Gekonnt gegen den Strom

Die Türkei gewinnt Bootschaftsrennen der 15. Potsdamer Wasserspiele

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Fast wäre man geneigt gewesen zu behaupten, Petrus sei ein Kanute. Fast, denn nach drei Stunden Regatta bei feinstem Sonnenschein öffnete er seine Schleusen. Und wenn bis dahin lediglich sportlicher Eifer verantwortlich dafür war, dass der ein oder andere Paddler bei den 15. Potsdamer Wasserspielen am Sonntagnachmittag nass aus dem Boot stieg, machte schließlich doch ein kräftiger Regenschauer einige Wettrennen zu einer nassen Angelegenheit. Sportlich lässt sich der Wert eines Sieges nach einem 180-Meter-Rennen schwer beurteilen. Aber eines war offensichtlich: Ein guter Rhythmus, ein synchroner Bewegungsablauf aller Bootsinsassen sowie ordentliche Schlag- und Zugkraft sind nicht die schlechtesten Erfolgsgaranten. Potsdams Judoka beherrschten diese Qualitäten im Rennen der Sportvereine am besten und ließen das Boot der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und der Potsdamer Rudergesellschaft hinter sich.

Gut besetzt präsentierte sich das Rennen der Botschaften, sechs Boote schaukelten auf dem windigen Templiner See an der Startlinie hin und her. Crews aus den USA und Kanada, aus Peru und Venezuela, des Auswärtigen Amtes und des türkischen Generalkonsulats paddelten um die Wette und lagen lange Zeit gleichauf. Am Ende gewann die Türkei. Konsulatssekretär Erchem Ucaner hatte eine plausible Erklärung dafür, weshalb die Mitarbeiter des türkischen Konsulats in dem Sechser-Mannschaftskanu eine so gute Figur machten. „Wir Türken sind darin geübt, gegen den Strom zu rudern“, meinte er.

Ohnehin ist Spaß der wichtigste Akteur im Boot, meinten die Teilnehmer der Wasserspiele unisono. Egal ob nach der „Wasserschlacht der Gastronomen“, dem Rennen der Potsdamer Betriebe oder den Kükenrennen – mitunter stiegen die Paddler zwar schwer atmend, aber immer gut gelaunt aus dem Boot. Auch das letzte Rennen, das sich SPD, FDP und CDU, eskortiert vom Boot der Industrie- und Handelskammer lieferten, hatte zwar durchaus Prestige-Charakter, vor allem aber Unterhaltungswert für Akteure und Zuschauer.

Letztere mussten sich erst einmal an den neuen Austragungsort gewöhnen. Hatte das Publikum in den vergangenen Jahren von der Promenade am art'otel freien Blick auf das Renngeschehen, war das Blickfeld durch die Bäume an der Regattastrecke am Luftschiffhafen doch etwas eingeschränkt. Dennoch bekamen die Gäste einen Eindruck von der Idee einer Regattastrecke mit Tribünen am Luftschiffhafen. Dass die Wasserspiele zu ihrer 15. Auflage an neuer Stätte ausgetragen wurden, wollen die Veranstalter vom KC Potsdam durchaus als Rückkehr an die Wurzeln des Potsdamer Wassersports verstanden wissen: Bereits in den 1920er befanden sich hier Bootshäuser und eine Regattastrecke für Ruderer und Kanuten.

Eine komplette Wettkampfstrecke mit Tribünen gab es gestern noch nicht, aber Politik und Wirtschaft spendierten dem Kanu-Club zwei neue Mannschaftscanadier. Brandenburgs Sportministerin Martina Münch (SPD) taufte das von der Landesregierung gesponserte 20-Mann-Boot „Roter Adler“, das von der IHK gestiftete Boot heißt „Potsdam“. „Breiten- und Spitzensport ist uns wichtig“, betonte Münch und erklärte, dass von den aktuellen Spardebatten im Regierungskabinett die Sportförderung nicht betroffen ist. „Die bleibt auf dem Niveau der letzten Jahre“, so die Sportministerin, die zugleich versprach: „Im nächsten Jahr steige ich ins Boot und paddle mit.“

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