
© HK
Groß Glieinicke: Gewaltausbruch im Flüchtlingsheim
Bei Massenschlägerei sind zwei Syrer verletzt worden. Die Polizei ermittelt gegen sieben Tschetschenen.
Stand:
Groß Glienicke - Es war der wohl bisher größte Gewaltausbruch in einem Potsdamer Flüchtlingsheim seit dem massiven Anstieg der Asylbewerberzahlen vor einem Jahr: Nach Rangeleien und Gewalttätigkeiten auf dem Gelände eines Flüchtlingsheims ermittelt die Polizei gegen sieben Männer aus Tschetschenien wegen Landfriedensbruchs und versuchter gefährlicher Körperverletzung. An der Auseinandersetzung am Mittwochmorgen seien rund 30 Asylsuchende aus Tschetschenien und Syrien beteiligt gewesen, teilte die Polizei mit. Zwei 23- und 26-jährige Syrer wurden leicht verletzt und ambulant vor Ort behandelt.
Die genauen Hintergründe blieben zunächst unklar. Die Tatverdächtigen im Alter von 16 bis 40 Jahren seien vorläufig festgenommen worden, hieß es. Die Polizei wurde demnach gegen 8.40 Uhr vom Wachschutz des Heimes alarmiert. Demnach seien die Männer mit einzelnen Besenstielen, die zu Holzknüppel umfunktioniert wurden, aufeinander losgegangen. Die Polizei war mit zehn Streifenwagen vor Ort, rund 20 Polizisten trennten die Streitenden. Bei dem Gewaltausbruch sei auch ein Syrer, der schlichten wollte, verletzt worden, hieß es weiter. Offenbar ging dem Auflauf ein Vorfall vom Dienstagabend voraus. Schon da sei es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Asylbewerbern gekommen. Ein 23-jähriger Syrer steht dabei im Verdacht, einen 18-jährigen Tschetschenen leicht verletzt zu haben. Der laut Polizei nicht alkoholisierte Syrer sei zur Verhinderung weiterer Straftaten vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen worden, der Verletzte wurde ambulant behandelt.
Nach PNN-Informationen soll der Konflikt am Mittwochmorgen wieder aufgeflammt sein. Eine Polizeisprecherin sagte, man ermittle zu einem Zusammenhang zwischen beiden Vorkommnissen. Sowohl bei den Ermittlern als auch bei der Stadtverwaltung hieß es gegenüber den PNN, eine Auseinandersetzung von diesem Ausmaß habe es bisher in Potsdamer Flüchtlingsheimen noch nicht gegeben.
Vor Ort war die Lage in dem am Rande der Stadt liegenden Heim am späten Vormittag, nach Abzug der Polizei, ruhig. Weder ein Wachmann noch die Heimleitung wollten Stellungnahmen abgeben. Man wolle das Geschehen erst auswerten, wie es hieß. Später hieß es, als erste Konsequenz werde einer der Betroffenen umziehen, um weitere Konflikte zu vermeiden – eine nach PNN-Informationen in den Potsdamer Heimen gängige Praxis, wenn es zu Streit zwischen Einzelpersonen oder -gruppen kommt. Betrieben wird das Heim vom Internationalen Bund, dem größten Träger der Flüchtlingshilfe in Potsdam. Das Wohnheim in der sogenannten Waldsiedlung gibt es seit mehr als einem Jahr, derzeit ist es mit 95 Personen nur etwa zur Hälfte belegt. Rund 50 Prozent der Bewohner seien derzeit Familien, sagte ein Stadtsprecher auf Nachfrage.
Generell gelte, dass jedes Heim ein eigenes Sicherheitskonzept besitze, hieß es weiter. Dessen Umsetzung werde auch kontrolliert, so der Stadtsprecher. Dieses würde vom Träger in Abstimmung mit der Polizei und dem Wachschutz erarbeitet. Dennoch kommt es auch in Potsdamer Einrichtungen – nicht nur in Groß Glienicke – und anderswo immer wieder einmal zu Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen. Die Gründe sind vielschichtig: In zurückliegenden Gerichtsverfahren wurden etwa Langeweile, mangelnde Privatsphäre, Alkoholismus oder eben Rivalitäten unter verschiedenen Nationalitäten als Gründe für Schlägereien genannt. Henri Kramer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: