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Feine Sache: „Doçura“ in Babelsberg: Globale Verführung aus Schokolade

Süßes aus aller Herren Länder gibt es bei „Doçura“ in Babelsberg. Vor allem edle Schokolade, die Marina Monteiro und Jascha Kappelmeyer auf ihren Reisen entdecken

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Potsdam - Dieser Duft! Wer den Laden „Doçura“ von Marina Monteiro und Jascha Kappelmeyer betritt, taucht ein in eine süße Wolke aus Schokoladenaroma, Vanille und Gewürzen, aus duftigem Karamell. „Doçura ist Portugiesisch für die Süße, den Geschmack oder auch eine Person“, sagt Marina Monteiro. Dann breitet die in Brasilien geborene Berlinerin inmitten von Hunderten kleinen und großen Herrlichkeiten ihre Arme aus und fragt: „Was essen Sie denn so gerne?“

Unmöglich, sich hier zu entscheiden. Der kleine Laden in der Babelsberger Garnstraße ist ein Paradies für Schokofetischisten und Freunde internationaler Spezialitäten. Hier gibt es alles, was es woanders nicht gibt: vor allem Schokolade aller Art aus Europa, den USA, aus Südamerika. Dazu Lakritze und Karamell, Marzipan, Gebäck und Tee. Alles handverlesen von den Inhabern, und zu 90 Prozent in kleinen bis mittelständischen Manufakturen hergestellt. Massenware, industriell gefertigte Produkte findet man hier kaum. Lediglich ein kleines Sortiment von Hersheys-Schokolade und Cadbury liegen hier stellvertretend für die bekanntesten Hersteller aus den USA und Großbritannien im Regal.

Schokoladen von weit weg

„Heimwehschokolade“ nennt Marina Monteiro ihre Auswahl an besonders weit gereisten Sorten. Deutsche, die im Urlaub landestypische Leckereien liebgewannen, holen sich Nachschub für die urlaubsfreie Zeit. Und Ausländer, die schon lange in Deutschland wohnen, Veteranen oder Austauschschüler sind entzückt, wenn sie hier Vertrautes finden. „Ein alter Herr sagte mir, die Hershey-Schokolade erinnere ihn an die Zeit der Luftbrücke, als die Amerikaner so etwas nach Berlin brachten.“

Das zweite Standbein sind Kunden, die ausgefallene Geschenke suchen, hochwertige Produkte, die etwas hermachen, weil es sie anderswo nicht gibt. Sortenreine Schokoladen aus Brasilien, die nur Kakao von einer bestimmten Plantage enthalten, gern auch als Packung mit mehreren Kostproben. „Ist wie beim Wein – man schmeckt nach einer Weile die Unterschiede.“ Auch vegane Schokolade sowie aus Bioanbau und mit Fair-Trade-Siegel gibt es hier, daneben Kurioses, poppig-bunte Schoko-CDs in einem Drehständer – zum Essen, nicht zum Reinhören. Eine Rarität sind die belgischen Starbrook-Airlines-Schokoladen. Das Einwickelpapier im 50er-Jahre-Design gestaltete der Künstler Jaak De Koninck nach Aquarellen zu einer Fantasie-Fluggesellschaft: fesche Stewardessen in blauen Kostümen posen vor Flugzeugen und blauem Himmel.

Innen lecker und auch außen ansprechend

Immer geht es Marina Monteiro und Jascha Kappelmeyer nicht nur um perfekten Geschmack, sondern auch um eine ansprechende äußere Erscheinung ihrer Produkte. Vintage-Blechdosen und geschmackvolle Schächtelchen gehören dazu. In einer Vitrine warten Pralinen im Winterschlaf darauf, wachgeküsst zu werden. Im Holzregal lagern Vorräte an britischem Shortbread, Marmelade und Honig, heiße Schokoladen. Als Gast umkreist man vor allem einen großen Tisch mit einzeln verpackten Häppchen, ein süßer Querschnitt durch Europa. Ab 30 Cent gibt es Kleinigkeiten, nicht selten geben die Kinder der Nachbarschaft ihr Taschengeld für die Minis aus: Marzipan, Nougat und Trüffel, verführerisch verpackt in glänzender Alufolie. Sie tragen Namen wie Limoncello und Piemonte Pistazie, Tartuffo nero – oder Fiat. „Großartiger Schichtnougat“, schwärmt die Inhaberin. „Die Fiat-Würfel wurden einst als Werbegeschenke des Autohersteller entwickelt, heute sind sie Kult.“ Natürlich gibt es auch Süßes aus Deutschland: Die Söhne des Chocolatiers Erich Hamann, der in den 1920er-Jahren seine kleine Manufaktur in Berlin-Wilmersdorf gründete, liefern die handgewickelten Tafeln im unverändert schlichten, unverwechselbaren Design sogar persönlich nach Babelsberg.

Mittendrin thronen, es geht auf den Valentinstag zu, knallrote Schokoherzen in jeder Größe und witzige Schoko-Pumps in Echtgröße. Natürlich richtet sich in einem Schoko-Laden auch vieles nach der Saison. Zu Weihnachten verkaufe sich Baumschmuck gut, sagt Marina Monteiro, und Füllmaterial für Adventskalender. Demnächst kommen die Osterhasen, ganz ohne Schnickschnack, sondern einfarbig in glänzenden Neonfarben, so wie die großen Schoko-Gartenzwerge. Die gehen ganzjährig, ebenso weiß-rote Candy Canes, weiße Mäuse und grüne Krokodile aus Zuckerschaum, originale Calissons, eine Spezialität aus Aix-en-Provence. Salziges Karamell aus der Bretagne und salzige Lakritze aus Skandinavien erfreuen Liebhaber herber Köstlichkeiten.

Nicht jeder Plan funktionierte

Immer schon sind Marina Monteiro und Jascha Kappelmeyer gern gereist, immer interessierte sie, was man anderswo isst, nascht, genießt. „Ich dachte anfangs, wir fahren weiterhin durch die Welt und sammeln dort leckere Schokolade ein“, sagt sie heute und lacht. Nein, der Plan ging nicht ganz auf. Die Filiale in Babelsberg ist die dritte neben zwei Geschäften in Berlin-Kreuzberg und am Mexikoplatz. 2001 gründeten sie ihre kleine Firma, zum Reisen bleibt seitdem wenig Zeit. Als das erste der beiden Kinder des Paares geboren wurde, improvisierten sie: Es gab noch kein Elterngeld und Marina Monteiro wurde im Laden gebraucht, also kam die Tochter ins Tragetuch, später auf die Krabbeldecke. Nun geht sie längst in die Schule, der kleine Bruder in die Kita.

Kinder kommen hier dennoch viele vorbei. Allein der historische Kaufmannsladen aus Holz, bestückt mit allerlei schokoladigem Kleinkram, ist ein Blickfang im Schaufenster, akkurat auf Kinderaugenhöhe. Bisweilen geschieht auch richtig Aufregendes, wenn Eltern für ihre Kinder oder gleich die ganze Geburtstagsgesellschaft eine Schnitzeljagd planen. Dann stürmen die Kinder in den Laden und bekommen aufs Passwort ein Leckerli. Einmal habe ein sehr verliebter junger Mann seine Freundin hergeschickt. „Die kam zur Tür herein und musste laut sagen: Ich bin die Prinzessin! Dann bekam sie Schokolade“, erinnert sich Marina Monteiro von „Doçura“. „Das war so süß!“

Garnstraße 18, Tel (0331) 588 59 727

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