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Landeshauptstadt: Glückliches Doppel

Die Borcherts sind diamantene 60 Jahre verheiratet

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Vielleicht bringen die Borcherts den Vermieter des Karstadt-Kaufhauses ja auf einen tollen Gedanken. Ingeburg und Werner, die gestern ihre Diamantene Hochzeit feiern konnten, haben sich 1948 in der obersten Etage des Potsdamer Warenhauses kennengelernt, wo es laut Werner Borchert ein Restaurant-Café gab und wo auch zum Tanz aufgespielt wurde. Vielleicht sollte man über ein solches Angebot in der 4. Etage erneut nachdenken?

Für den 23-Jährigen jungen Mann und seinen Schwarm Ingeburg war es jedenfalls eine gute Möglichkeit, sich näher kennenzulernen und sich sehr bald auch mit Heiratsgedanken zu tragen. Werner hatte seine Lehre als Feinmechaniker abgeschlossen und war den Kriegswirren glücklich entronnen. In der Festung Spandau hatte er im Heeresgasschutzlaboratorium gearbeitet, war nicht in Kriegsgefangenschaft geraten und einfach „nach Hause“, nach Potsdam, geschickt worden. Er war damals gerade ganze 20 Jahre alt. Inge arbeitete als Kontoristin, in Büros, zwischendurch auch als Schneiderin und so konnte sie sich das Hochzeitskleid selbst anfertigen. Werner absolvierte noch ein Fernstudium und arbeitete dann fast sein ganzes Berufsleben als Ingenieur im Geodätischen Institut.

Die Hochzeit am 29. Januar 1949 verlief so unspektakulär wie eigentlich das ganze Leben der Borcherts. „Das Entscheidende in einer glücklichen Ehe ist die Liebe“, sagt Werner und noch immer leuchten seine Augen, wenn er seine Inge ansieht, obwohl die wegen ihrer Alzheimererkrankung die Familienmitglieder kaum noch wiedererkennt. Er fand sich auch damit ab, dass das Paar keine Kinder bekommen konnte. „Wir haben das beste daraus gemacht“, sagt er und seine Schwägerin Ilse Wust ergänzt: „Unsere Kinder waren auch ihre Kinder.“ Ein halbes Jahr nach den Borcherts hatte sie den Bruder von Ingeburg geheiratet.

Die beiden Familien blieben ein ganzes Leben eng verbunden und sind es auch noch heute trotz aller Probleme. Ilse ist Witwe, Ingeburg und Werner kämpfen mit ihren Krankheiten. Und wenn es Werner auch nicht mehr schafft, sich selbst um seine Inge zu kümmern, er besucht sie noch regelmäßig im betreuten Wohnen. Gemeinsam fuhren die beiden Familien in den Urlaub, gemeinsam wurden und werden die gängigen Feste gefeiert und gemeinsam setzte man sich auch zum 60. Ehejubiläum , zu der Bürgermeister Burkhardt Exner die Glückwünsche der Stadt überbrachte, an die Kaffeetafel. Ihr Sohn habe nach der Wende ein Haus gekauft und da wohnten sie jetzt zusammen, sagt Ilse Wust und dass ihre Kinder immer auch für die Borcherts da seien. dif

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