Landeshauptstadt: Glücksfall Berlin plus Potsdam
Volker Hassemer mahnt Länderfusion an
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Pirschheide – „Potsdam ist ein Glücksfall für Berlin, wie Berlin einer für Potsdam ist“. Das meint Volker Hassemer, ehemals Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz in Berlin. „Warum so wenig Zusammenarbeit, warum zwei Bundesländer?“ Mit diesen Fragen setzte er sich auf einer Veranstaltung des Marketingclubs Potsdam Montagabend im Seminaris See Hotel auseinander.
Hassemer vermisst einen neuen Ansatz für ein gemeinsames Land sowohl beim Berliner Senat als auch bei der brandenburgischen Landesregierung. Wenn es nach ihm ginge, würde das gemeinsame Land eher heute als morgen „Brandenburg“ heißen und die Hauptstadt Potsdam.
Das „neue Berlin“ habe genug damit zu tun, die Hauptstadt Deutschlands zu werden, wovon es noch weit entfernt sei. Der Status als Hauptstadt eines föderalen Landes sei weitgehend ungeklärt. Von der Arbeitsteilung zwischen Berlin und Potsdam würde daher Berlin in einem gemeinsamen Land Brandenburg viel profitieren. Es gehe nicht um eine „Länderehe“, sondern darum, „aus der Unterschiedlichkeit Kraft zu schöpfen.“ Die Angst vor dem „Moloch Berlin“ in den so genanten Randregionen hält Hassemer für unbegründet. In einem gemeinsamen Land würde sich schnell die Meinung durchsetzen: „Wir sind zwar kein ganz großes Land, aber auf unserem Territorium liegt die deutsche Hauptstadt.“
Die Region Berlin und Brandenburg befinde sich schon heute in einer vorteilhaften Situation, stellte der Ex-Senator fest. Zwar sei es im Vergleich zur Welt eine sehr kleine Region, doch Berlin sei weltweit bekannt und müsse nicht neu „verkauft“ werden. Auch Potsdam sei bedeutend und bekannt. „Das Ansehen geht weit über das hinaus, was die beiden Städte zu leisten imstande sind“, stellt er fest. Das liege zum Teil an der fehlenden Zusammenarbeit. Nicht einmal die gemeinsame Wirtschaftsförderung sei zustande gekommen. Hassemer machte keinen Hehl daraus, dass er die Initiativen von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck für unzureichend hält. Wie Karl-Heinz Haufe, Vorstand des Marketing Clubs, erwähnt, sei unter den Marketing-Slogans immerhin für Potsdam unter anderem der Begriff „Hauptstadt“ in Hinblick auf ein gemeinsames Land reklamiert.
Für die Städte sei eine Marketing-Strategie wichtig, sagt Hassemer, der auf diesem Gebiet als langjähriger Geschäftsführer der „Partner für Berlin“ wirkte. „Das neue Berlin“ und „Stadt der Freiheit“ seien auch heute noch zutreffende Begriffe. Für Potsdam falle es ihm schwer, es ebenso auf den Punkt zu bringen. Es sei eine „fabelhafte Residenzstadt“ und die „Stadt von Sanssouci“. Wenn ein Potsdamer in China jemandem erklären müsste, wo Brandenburg und Potsdam liege, sei er gut beraten, „irgendwie Berlin zu erwähnen“ . Günter Schenke
Günter Schenke
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