
© Christoph Assmann/Constantin Film Verleih
Landeshauptstadt: Göhte und Django
Potsdams Kinos ziehen Bilanz für 2013: Am beliebtesten waren eine deutsche Komödie und eine Western-Farce
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Ein frisch aus dem Knast entlassener Bankräuber heuert als Lehrer an, um an die auf dem Schulgelände vergrabene Beute zu kommen – und wird mit seinen unkonventionellen Methoden nicht nur schnell zum Liebling bei den Schülern, sondern bandelt auch mit einer Kollegin an: Mit mehr als sechs Millionen Zuschauern war „Fack Ju Göhte“ der erfolgreichste deutsche Film des vergangenen Jahres. Auch bei den Potsdamern kam die Komödie mit Elyas M’Barek und Karoline Herfurth außerordentlich gut an: Im UCI-Kino in den Bahnhofspassagen landete sie auf Platz eins der Jahres-Hitliste – gefolgt vom zweiten Teil der „Hobbits“-Trilogie und Quentin Tarantinos Western-Farce „Django Unchained“, wie Kinoleiter René Pilz den PNN sagte. Im Babelsberger Thalia hat es der Tarantino-Film an die Spitze geschafft – gefolgt von „Nachtzug nach Lissabon“, „Lincoln“, „Paulette“ und „Hannah Arendt“, so Kinochef Thomas Bastian. Beide Potsdamer Lichtspielhäuser zeigen sich mit dem Kinojahr 2013 zufrieden.
Das UCI-Kino in den Bahnhofspassagen konnte die Besucherzahl vom vorvergangenen Jahr halten – entgegen dem Deutschlandtrend, wie sich René Pilz freut: Rund 450 000 Gäste zählte der Kinoleiter insgesamt. Neben den drei Spitzenreiterfilmen entwickle sich auch für die erst kurz vor Jahresende gestartete Bestsellerverfilmung „Der Medicus“ – die erste internationale Produktion der Babelsberger Ufa – zum Publikumserfolg bei den Potsdamern. „Das zeigt, dass auch anspruchsvolle Filme ein breites Publikum erreichen können“, meint Pilz.
Das Thalia fiel dagegen hinter die Zahlen aus dem Rekordjahr 2012 zurück: „Es fehlte ein Hit wie ,Ziemlich beste Freunde’“, bilanziert Thomas Bastian. Zum Vergleich: Allein 18 000 Besucher hatten den Überraschungserfolg aus Frankreich 2012 in Babelsberg gesehen – den Spitzenreiterfilm von 2013, Tarantinos „Django Unchained“, sahen gerade mal 8000 Besucher. 138 000 verkaufte Tickets zählte Bastian im gesamten Jahr: „Damit waren wir ungefähr wieder auf 2011er-Niveau.“
Trotzdem sei es für das Programmkino ein gutes Jahr gewesen: Eine Million Euro habe man in neue Technik und ein neues Feuermeldesystem gesteckt, berichtet Bastian. Alle vier Säle haben jetzt digitale Vorführtechnik, auch die Netzstromanlage, das Feuermeldesystem und das Kassensystem wurden erneuert – bei laufendem Kinobetrieb. Wegen des geschlossenen Filmmuseums hatte das Thalia auch häufiger als sonst Vorführungen mit Gesprächsgästen im Haus: 64 solcher Veranstaltungen gab es 2013.
Neu gestartete Formate wie den Originalversionen-Tag am Montag oder die regelmäßige Gay- und L-Filmnacht hätten sich etabliert und würden fortgeführt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Waschhaus für das Freiluftkino im Sommer werde fortgesetzt – womöglich aber nur noch dieses Jahr. Denn mit einem 35-Millimeter-Vorführapparat sei die Technik in der Schiffbauergasse nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Auch Potsdams neues Filmfestival „The Incredible Filmfest“ soll in diesem Jahr wieder stattfinden, kündigte Bastian an.
Mit besonderer Spannung erwartet er die Berlinale im Februar: Denn das Babelsberger Kino wurde für die Internationalen Filmfestspiele erneut als Kiezkino ausgewählt. Welche Filme – samt Filmteam – in Babelsberg gastieren werden, steht indes noch nicht fest. Bastian hofft auf einen der Filme aus dem Studio Babelsberg – die Filmschmiede ist mit Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“, George Clooneys „Monuments Men“ und der Märchenadaption „Die Schöne und das Biest“ im Wettbewerb vertreten. Kinochef Bastian: „Wir drücken uns die Daumen.“
Auch das UCI-Kino liebäugelt wieder mit Vorführungen von Originalversionen – man arbeite an einem neuen Konzept für die Original-Reihe, die vor einigen Jahren wegen fehlender Nachfrage eingestellt worden war, sagt René Pilz. Ob es im Sommer die Fußball-Weltmeisterschaft auf großer Leinwand zu sehen geben wird, stehe noch nicht fest.
Klar ist dagegen, dass das UCI die Live-Übertragungen von Opern und Balletts unter anderem aus der New Yorker Metropolitan Opera oder dem Londoner Royal Opera House fortführen wird. „Das läuft sehr erfolgreich“, sagt Pilz. Die Reihe erreiche bei beliebten Stücken wie dem „Nussknacker“ mehr als 100 Zuschauer pro Vorstellung, Karten würden – anders als fürs gewöhnliche Kinoprogramm – mitunter schon Monate vorher gekauft. Der Ticketkauf soll in diesem Jahr generell einfacher werden, kündigte Pilz auch an: Das Kino werde im ersten Halbjahr eine Lösung einführen, bei der Tickets Zuhause selbst ausgedruckt oder auf dem Smartphone-Bildschirm vorgezeigt werden können: „Dann braucht niemand mehr Schlange zu stehen.“
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