zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Goldene Zeiten

Roland Winke bekam eine Lola – genauso wie die Kordes-Schwestern, die einst an der HFF studierten

Stand:

Herr und Frau Winke werden sich an diesem Abend nicht einig. Er findet, die Lola gehört ins Arbeitszimmer. Sie dagegen will sie im Wohnzimmer haben – des Glanzes wegen. Die schlanke, goldige Dame ist heiß begehrt, mit ihr kann sich schließlich nicht jeder schmücken: Wer hat schon einen Deutschen Filmpreis im Schrank?

Seit Freitagabend gehört der Potsdamer Tonmeister Roland Winke zu den Auserwählten. Gemeinsam mit seinen Kollegen Stefan Busch, Dirk Jacob, Michael Kranz, Frank Kruse, Matthias Lempert und Hanse Warns wurde er von der Deutschen Filmakademie für die beste Tongestaltung im Kinofilm „Das Parfüm“ mit dem Filmpreis in Gold – dotiert mit 10 000 Euro – ausgezeichnet. Und jeder der sechs Tonmeister bekam seine eigene Lola überreicht. „Ich bin glücklich, dass es endlich geklappt hat“, sagte Winke nach der Verleihung im Palais am Funkturm in Berlin. Schließlich hatte er sich schon vor zwei Jahren Hoffnungen auf den Filmpreis machen können. Damals war er gleich zweifach nominiert: Für die Tongestaltung in „Schneeland“ und in „(T)Raumschiff Surprise“.

Doch erst die Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süßkind, die nur wenige Tage nach der Filmpreis-Verleihung 2005 begonnen hatte, brachte Winke den Erfolg. Von den zwölf Drehwochen in Spanien und München schwärmt er heute noch – und natürlich von der Begegnung mit Hollywood-Star Dustin Hoffman, der die Rolle des Parfümeurs Baldini übernommen hatte. Dem Bann des berühmten US-Schauspielers könne man sich kaum entziehen, meinte Winke. Er hatte außerdem Mr. Hoffmans Stimme direkt im Ohr. Als O-Tonmeister ist der Potsdamer beim Dreh immer vor Ort und versucht, so viel Originalton einzufangen wie möglich. Bei einem Historien-Film wie „Das Parfüm“ kein einfaches Unterfangen. Schließlich dürfen die Geräusche der heutigen Zivilisation nicht zu hören sein, erklärt Winke. Und es komme auf die Feinheiten an. Den Moment beispielsweise, in dem der besagte Parfüm-Flakon geöffnet wird.

Sein Handwerk gelernt hat der heute 44-jährige Roland Winke in Babelsberg. Von 1987 bis 1991 arbeitete er als festangestellter Tonassistent bei der Defa, begann 1990 außerdem ein Fernstudium an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) zum Diplom-Toningenieur. Offenbar ein Grundstein für den Erfolg – denn Winke war nicht der einzige HFF-Absolvent, der am Freitagabend ausgezeichnet wurde.

Für die Produzentinnen und Schwestern Meike und Alexandra Kordes gab es den mit 500 000 Eur dotierten Filmpreis in Gold für den besten Spielfilm, das Gefängnisdrama „Vier Minuten“ – und beide haben an der HFF studiert, Alexandra Kordes Kamera und Meike Produktion. Hochschul-Präsident Dieter Wiedemann hat zu ihnen noch guten Kontakt, ihr Film „Vier Minuten“ wurde bereits an der HFF gezeigt und „wir quatschen auch mal“, sagte Wiedemann stolz.

Nicht ganz so viel Freude brachte die Filmpreis-Verleihung für das Studio Babelsberg. Der vom Studio koproduzierte und in Babelsberg gedrehte Film „Die Fälscher“ war für sieben Lolas nominiert, bekam jedoch nur eine: Für seine Rolle als SS-Mann wurde Devid Striesow als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Wegen einer Autopanne verpasste er die feierliche Übergabe auf der Bühne allerdings um wenige Minuten. Verglichen mit diesem Missgeschick können Roland und Birgit Winke sich doch glücklich schätzen – trotz der Suche nach dem ehrenvollsten Platz für die Lola.Sabine Schicketanz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })