
© Andreas Klaer
Homepage: Goldstern in Sanssouci
An der Universität Potsdam hat Franziska Hoehl Biologie studiert. Dabei hat sie entdeckt, dass der Welterbepark Rückzugsgebiet für seltene Pflanzen ist
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Die Aquilegia vulgaris L. (Akelei) trägt in Brandenburg den Schutzstatus 0, sie gilt also als ausgestorben. Doch im Park Sanssouci fand Franziska Hoehl noch ein Vorkommen, allerdings aus einer ausgewilderten Kultur. Der Böhmische Goldstern (Gagea bohemica subsp. saxatilis) hat in Brandenburg nur an der Oder noch einige wenige Standorte – und einen in dem Potsdamer Welterbepark.
Dies konnte die Biologiestudentin bei den Recherchen für ihre Diplomarbeit „Untersuchungen zur Diversität und Populationsstruktur krautiger Gefäßpflanzen im Park Sanssouci“ nachweisen. Sie ermittelte Bestand und Verteilung vornehmlich der Wiesenpflanzen zwischen Orangerieschloss und Charlottenhof, Neuen Palais und Marlygarten. Ausgangspunkt waren dabei unter anderem Forschungsergebnisse des Urvaters der brandenburgischen Botanik, Paul Ascherson, aus dem Jahr 1859 und aus jüngster Zeit von dem inzwischen pensionierten Potsdamer Hochschullehrer Wolfgang Fischer. Ascherson hatte 1859 für den Park rund 600 bis 700 wildwachsende Arten genannt, Fischer 483. Davon wählte Franziska Hoehl 90 Arten aus, die selten und schutzwürdig sind. Bahn für Bahn ging sie seit 2008 mit Genehmigung der Stiftung Schlösser und Gärten die Langgraswiesen ab, die sonst nicht betreten werden dürfen, nahm Proben, fotografierte und kartografierte die Pflanzen. Das dauerte lange, zumal die junge Frau inzwischen ihr drittes Kind zur Welt gebracht hat.
Ergebnis war eine Aufstellung, in der neben der zur Schutz-Kategorie 0 zählenden Akelei unter anderem sechs Pflanzenarten der Gruppe 1 und sechs der Gruppe R (extrem selten) aufgeführt werden. Damit stellt der Park Sanssouci nicht nur ein durch geniale Landschaftsgestalter und Baumeister geschaffenes Welterbedenkmal dar, sondern auch Lebensraum und Rückzugsgebiet für seltene Pflanzen. „Wenn Sanssouci nicht bereits Welterbe wäre, müsste es zum hochrangigen Naturschutzgebiet erklärt werden“, so Dr. Thilo Heinken, der wissenschaftliche Betreuer der Diplomarbeit.
Darin untersucht Franziska Hoehl auch, wie die Pflanzen hierher gekommen sind, ob sie bei der Parkgestaltung bewusst neu eingebracht oder ob sie eingeschleppt wurden. Ausgewildert ist beispielsweise Primula eliator, die heute vom Aussterben bedrohte Große Schlüsselblume. Von dem ebenfalls in die Schutzkategorie 1 eingeordneten Böhmischen Goldstern nimmt die Diplomandin an, dass er 1864 beim Wegebau mit Kieslieferungen aus Töplitz durch Zufall in den Park gelangt ist.
Die aus Mecklenburg stammende junge Frau, die ihr Grundstudium in Bayreuth absolviert hat und das Hauptstudium seit 2004 an der Uni Potsdam fortsetzt, freut sich über die Unterstützung, die sie von Gärtnern der Stiftung erhalten hat. Von ihrer Diplomarbeit erhofft sie sich, dass sie zur Abwägung strittiger Fragen zwischen Parkgestaltung und Naturschutz beitragen kann. Dazu zähle beispielsweise die Pflege von Trockenrasen mit der Mahd zum rechten Zeitpunkt und dem Verzicht auf Bepflanzung.
Auch die Erhaltung nicht in höchste Schutzkategorien eingeordneter Pflanzen nennt die Diplomandin wichtig. Es sei doch schade, wenn ein schöner Bestand des Blausterns einer Kiefernpflanzung geopfert wird oder der Wegebau in den einzigen Standort der Karthäuserlichtnelke eingreift. Unverständlich für sie sei ebenso, dass nahe dem Lindstedter Tor Bäume auf eine Feuchtwiese gepflanzt wurden, wo die bedrohte Orchideenart Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut) noch ein Vorkommen besitzt. In Vorträgen und Führungen möchte Franziska Hoehl die Naturschätze in Sanssouci vorstellen und für deren Schutz werben. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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