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Kirchen in Potsdam: Gotteshäuser an der Havel

Der Bauingenieur Andreas Kitschke hat ein neues Buch über die Potsdamer Kirchenlandschaft vorgelegt.

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Potsdam - Wer sich über die Geschichte Potsdamer Gotteshäuser informieren will, dem war bislang das Buch „Kirchen in Potsdam“ zu empfehlen. Das Werk von Andreas Kitschke erschien 1983 in der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin. Lange schon vergriffen, bestenfalls noch antiquarisch zu erwerben, war es das Standardwerk über die Potsdamer Sakralbauten. Nun hat Kitschke einen neuen Wurf gewagt. Soeben im Berliner Lukas Verlag erschienen ist sein Buch mit dem Titel „Die Kirchen der Potsdamer Kulturlandschaft“. Völlig neu konzipiert und gegenüber dem Vorgängerbuch inhaltlich stark erweitert kann das neue Werk daher keinesfalls als eine zweite Auflage angesehen werden. „Erstausgabe, 1. Auflage 2017“, heißt es folgerichtig im neuen Nachschlagewerk über die Geschichte Potsdamer Kirchen und Synagogen. Im Grunde habe er sich, so Kitschke, seit dem Erscheinen des alten Buches „sporadisch immer weiter mit dem Thema beschäftigt“. Das Potsdamer Themenjahr unter dem Motto „Stadt trifft Kirche“ und auch das Reformationsjubiläum seien für ihn jetzt letzter Anlass gewesen, das Buch in diesem Jahr herauszubringen. „Das war jetzt mal überfällig“, sagt Kitschke.

Längst nicht mehr alle der von dem Potsdamer Bauingenieur in seinem neuen Werk beschriebenen Gotteshäuser existieren heute noch. Im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft haben sich trotz ihrer Tilgung im Stadtbild die Garnison- und die Heiligengeistkirche sowie die Synagoge am heutigen Platz der Einheit erhalten. Doch Kitschke hat tief gegraben in den Archiven und für sein Buch auch die Geschichte einer ganzen Reihe weiterer nicht mehr bestehender Sakralbauten erhellt und somit dem Vergessen entrissen. Es beginnt mit der ersten Stadtpfarrkirche, die Mitte des 13. Jahrhunderts im Bereich des heutigen Alten Markts als dreischiffige romanische Feldsteinbasilika entstanden war. Der Autor beleuchtet zudem die verschiedenen Kapellen, die über die Jahrhunderte hinweg im Potsdamer Stadtschloss erbaut wurden. Freilich findet in Kitschkes reich bebildertem Werk ebenfalls die barocke Nikolaikirche am Alten Markt gebührende Erwähnung. 1795 wurde sie bei einem Brand zerstört. Der Maler Franz Hillner hat die Feuersbrunst später in seinem lokal recht bekannten Gemälde festgehalten. In Kitschkes Buch findet sich davon eine Abbildung.

Auch eine Aufnahme von der Sprengung der Bethlehemkirche am 18. September 1952 ist in dem neuen Buch enthalten. Die einst von Ludwig von Tiedemann entworfene Kirche war im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden. Das Gotteshaus auf dem Neuendorfer Anger in Babelsberg, das sich neben der mittlerweile wieder hergestellten alten achteckigen Kirche befand, hatte man damals gesprengt, weil der 54 Meter hohe Turm einsturzgefährdet sei – laut Kitschke eine unzutreffende Begründung.

Die einzelnen Kirchen werden in dem neuen Buch chronologisch behandelt – an sich eine sehr nachvollziehbare Idee. Für manchen Leser könnte dies vielleicht dennoch etwas gewöhnungsbedürftig sein, weil Kirchenneubauten und ihre Vorgängergebäude dadurch zuweilen an völlig unterschiedlichen Stellen im Buch behandelt werden. So findet man beispielsweise zunächst ein Kapitel über die barocke Nikolaikirche, aber erst viele Seiten später beschreibt der Autor ausführlich die Pläne für den Neubau des durch einen Brand zerstörten Barockgebäudes. Unter diesen Plänen ist übrigens auch ein nie verwirklichter Entwurf von Christian Heinrich Ziller, der einen verhältnismäßig weltlich wirkenden Neubau des Gotteshauses auf dem Bassinplatz vorsah.

Mit längeren Texten führt Kitschke jeweils in die einzelnen baugeschichtlichen Epochen ein, die er in separaten Kapiteln behandelt. „Ich habe immer versucht, die Wechselwirkung von Stadtbildentwicklung und Kirchenbauten darzustellen“, sagt der Autor. Die in die jeweilige Epoche fallenden Kirchenbauten werden in den von Kitschke gewählten Kapiteln dann einzeln beschrieben. Der Bauingenieur behandelt jedoch nicht nur die Kirchen im Stadtgebiet von Potsdam. Vielmehr schlägt der Autor einen weiten Bogen vom Südwesten Berlins bis hin nach Werder. So manche neue Erkenntnis im Detail hat er dabei nach eigenem Bekunden während seiner Recherchen – unter anderem im Landeshauptarchiv und in diversen Pfarrarchiven – gewonnen. So stellte Kitschke beispielsweise fest, dass die Kirche von Kartzow entgegen bisheriger Annahmen bei einem Dorfbrand im 19. Jahrhundert gar nicht beschädigt wurde.

Auch politische Statements von Kitschke zur neuzeitlichen Stadtentwicklung finden sich in seinem Buch. Der Autor spricht sich klar für den Weg der Wiederannäherung Potsdams an den historischen Stadtgrundriss aus. Für die Befürworter des Erhalts der Fachhochschule am Alten Markt hat er hingegen kein Verständnis. Sie würden „vorgeben, DDR-Architektur erhalten zu wollen“. Jedoch sei diese Argumentation scheinheilig, wie man am Umbau des Bibliotheksgebäudes sehen könne. Vom einstigen DDR-Bau sei dort nämlich nicht mehr viel übrig geblieben.

Am Dienstag, dem 11. April, um 18 Uhr stellt Andreas Kitschke sein neues Buch im Potsdam Museum am Alten Markt vor. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wird ein Grußwort sprechen

Andreas Kitschke:Die Kirchen der Potsdamer Kulturlandschaft. Erschienen im Lukas Verlag. 320 Seiten mit 600 Abbildungen kosten 29,80 Euro; als E-Book 24 Euro.

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