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Landeshauptstadt: Göttin in Not

Die Minerva-Skulptur muss restauriert werden. Auf 20 000 Euro werden die Kosten geschätzt. Eine Kunstauktion soll das notwendige Geld bringen

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Innenstadt - Von ihrer viel gepriesenen Schönheit ist kaum etwas geblieben. Der Minerva fehlen beide Arme, die Nase ist abgebrochen, Risse am ganzen Leib. Das Gesicht fast schwarz und was vom Körper übrig blieb, bis auf die mit Gips ausgebesserten Stellen, zeigt sich in einem tristen Grau.

Von der „schönsten Frau Potsdams“, wie sie der Stadthistoriker Hans Kania einst pries, als sie noch den Giebel des Theaterflügels am Potsdamer Stadtschloss zierte, möchte man bei diesem Anblick nicht mehr reden. Denn Minerva, die antike Schutzgöttin der Kunst und Wissenschaft, ist seit langem schon selbst schutzbedürftig. Doch das soll sich nun ändern.

Mit einer Kunstauktion will die Potsdamer Bürgerbewegung „Mitteschön“ Geld für die Restaurierung der Minerva und den Bau einer Kopie sammeln. Gestern hatte Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), die die Schirmherrschaft für die Restaurierung übernommen hat, zu einer Besichtigung in das Skulpturendepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten geladen, um die sanierungsbedürftige Skulptur vor Pressevertretern zu präsentieren.

Etwa 20 000 Euro werden für die Restaurierung der drei Meter hohen Skulptur gebraucht. Damit sollen die offensichtlichen Schäden beseitigt und die fehlenden Teile, wie die Arme, vorübergehend ersetzt werden. Etwa ein halbes Jahr würde diese Restaurierung dauern. Wie Roland Will, Restaurator der Skulpturenwerkstatt sagte, sei das Anbringen der fehlenden Teile notwendig, um so Angaben für eine geplante Kopie der Minerva-Skulptur zu gewinnen. Danach soll das Original der Minerva ausgestellt werden. Für die Kopie, die nach Vorstellung der Initiative „Mitteschön“ den Landtagsneubau am Alten Markt ab Ende 2011 schmücken soll, sind 40 000 Euro eingeplant. Zwölf Potsdamer Künstler und Vereine, darunter auch die Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, wollen für die Kunstauktion Objekte spenden, die auf unterschiedliche Weise die Minerva, das Stadtschloss und den Alten Markt thematisieren, sagte Johanna Wanka. So hat die Tochter des Malers Paul August aus dessen Nachlass ein Aquarell von 1949 gestiftet. Im Oktober sollen die Spenden im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte versteigert werden. Daneben ist ein Kalender mit den zwölf Versteigerungsobjekten zugunsten der Restaurierung geplant.

Die vom Bamberger Bildhauer Johann Gottlieb Heymüller 1750 geschaffene Minerva gilt als Meisterwerk des friderizianischen Barocks, wurde schon 1932 wegen größerer Schäden durch eine Kopie ersetzt und in einem Depot eingelagert. Nur so „überlebte“ sie die Zerstörung des am Ende des Zweiten Weltkrieges beschädigten und im Jahr 1960 vollständig zerstörten Stadtschlosses. Doch da die Minerva nach 1932 im Depot an der Havelbucht unter freiem Himmel gelagert wurde, sind die Schäden unter anderem durch Einfluss von Feuchtigkeit weiter fortgeschritten.

Dass die Minerva nun seit 1932 wieder einen Pressetermin „wahrnehmen“ konnte, bezeichnete Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung, als einen „kulturhistorischen Moment“. Sollte die geplante Kopie auf dem geplanten Neubau aufgestellt werden, könnte sie wieder ihre „hinreißende Fernwirkung“ entfalten, so Saskia Hüneke.

Dirk Becker

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