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Landeshauptstadt: Griebnitzsee durch Deponie bedroht?

Bündnis 90 / Die Grünen sehen Handlungsbedarf / Senatsverwaltung: „Wir haben alle Zeit der Welt“

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Bündnis 90 / Die Grünen sehen Handlungsbedarf / Senatsverwaltung: „Wir haben alle Zeit der Welt“ Babelsberg - Sie wolle keine Panik verbreiten, erklärte gestern Claudia Hämmerling, umweltpolitische Sprecherin der Bündnis 90 / Grünen in Berlin. Zwar drohe keine akute Gefahr, doch „die fortschreitende Vergiftung des Grundwassers und des Griebnitzsees durch die Deponie Wannsee“ müsse gestoppt werden. Auf dem Hirschberg, der Potsdamer Uferseite gegenüberliegend, wurden zwischen 1956 und 1980 insgesamt 15 Millionen Kubikmeter Hausmüll, 13 Millionen Kubikmeter Industrieabfälle und 400000 Kubikmeter Sondermüll entsorgt. Und dieser Sondermüll hat es in sich. Im Sommer entnahm Claudia Hämmerling Proben aus dem Deponiesickerwasser. Deutliche Überschreitungen von Grenzwerten für Schwermetalle und andere Giftstoffe – Arsen mit einer 22fachen Überschreitung des zulässigen Grenzwertes – seien festgestellt worden, erklärte Hämmerling. Die seit drei Jahren laufende Sanierung der Mülldeponie durch den Berliner Senat und die Berliner Stadtreinigung (BSR), bei der neu aufgetragenen Erdschichten unter anderem aus Lehm und eine starke Bepflanzung ein Einsickern der Schadstoffe durch Niederschläge verringern soll, bezeichnete Hämmerling als unzureichend. Auch Wolfgang Wieland, Spitzenkandidat für die Landtagswahl von Bündnis 90 / Die Grünen, plädiert für eine wirkungsvolle Sanierung, die den Einzug von Spundwänden und die Anlage eines Brunnens umfasst, aus dem das Deponiesickerwasser abgepumpt werden könne. Schon aus seiner Zeit als Berliner Abgeordneter kenne er das Problem mit der Deponie Wannsee. Im Jahr 2000 habe er sogar eine Strafanzeige gestellt, weil keine weiteren Schritte gegen die schleichende Vergiftung unternommen wurden. Manfred Breitenkamp, Leiter der Abteilung Umweltpolitik in der Berliner Senatsverwaltung, kann dies nicht bestätigen. Das Problem Wannsee-Deponie sei schon lange bekannt. „Wir versuchen alles, was gemacht werden muss“, betont Breitenkamp. Die in Kürze abgeschlossenen Erdarbeiten bezeichnet er als derzeit ausreichend. „Aus 25 Brunnen entnehmen wir halbjährlich Proben. Die Auswertungen zeigen, dass die Schadstoffwerte eher zurückgehen.“ Doch von einem Trend will Breitenkamp nicht sprechen. Die von den Grünen geforderte Sanierung würde bedeuten, den Hirschberg komplett abzuholzen und zu betonieren, so der Chef der Abteilung Umweltpolitik. Mehrere Jahre veranschlagt Breitenkamp für dieses Vorhaben, das, vorsichtig geschätzt, mindestens 500 Millionen Euro kosten würde. Die Fließgeschwindigkeit des Deponiesickerwassers sei so langsam, dass es erst in über 1000 Jahren das Wasserwerk Beelitzhof erreichen würde. „Wir haben alle Zeit der Welt.“ Sollten sich in vier oder fünf Jahren unerwartete Veränderungen ergeben, könne man noch immer handeln. Auch Sabine Thümler, Pressesprecherin der BSR, sieht derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf. Seit 25 Jahren sei kein Abfall mehr auf der Deponie Wannsee entsorgt worden. Der Einzug von Spundwänden habe sich auf einer anderen Deponie gar als überflüssig erwiesen, erklärt sie. Und auch die Probe, die von Claudia Hämmerling angeführt werde, entspreche nicht dem Deponiesickerwasser, da die Entnahme in einem Gasbrunnen erfolgte, wo das Wasser ganz anders belastet sei. Stefan Klotz, Pressesprecher der Stadtwerke Potsdam, möchte ebenfalls beruhigen. Die Deponie Wannsee liege nicht im Einzugsgebiet der Stadtwerke. Das hiesige Trinkwasser sei von gleichbleibender Qualität.

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