Potsdams Schlösser: Großauftritt der Handwerker
Ab diesem Jahr beginnt die Schlösserstiftung mit fast allen Sanierungsvorhaben – und mit einem Neubau. Die Arbeiten werden sich aber hinziehen, einige Preußenschlösser teils für Jahre geschlossen.
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Sanssouci - Die Zeit des Planens ist fast vorbei: Die Schlösserstiftung startet in diesem Jahr das größte Bauprogramm ihrer Geschichte. Ab jetzt gilt es, den üppigen Rest des 155 Millionen Euro schweren Masterplans, den der Bund, Berlin und Brandenburg für die Rettung bedrohter Preußenschlösser aufgelegt haben, auszugeben. 85 Prozent aller Planungsvorhaben seien fertiggestellt, sagte Masterplan-Projektleiter Ayhan Ayrilmaz den PNN. „Fast überall fangen wir jetzt an.“ 45 Millionen Euro hat die Schlösserstiftung bislang ausgegeben. Die größten Brocken aber werden jetzt gestemmt. 2013 starten Bauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund 80 Millionen Euro, die sich größtenteils bis zum Auslaufen des Masterplans im Jahr 2017 hinziehen werden. Etwa 18 Millionen Euro werden davon allein in diesem Jahr investiert. Einige Einrichtungen müssen während der Bauarbeiten teils für Jahre geschlossen werden. Hier ein Überblick über die wichtigsten Bauvorhaben.
Neues Palais
Nach dem Ende der großen „Friederisiko“-Ausstellung zum 300. Geburtstag Friedrichs II. bestimmen im Neuen Palais wieder Bauarbeiten das Geschehen. Rund 22 Millionen Euro hat die Stiftung für ihr größtes Schloss noch zur Verfügung. Vier Schwerpunkte gibt es: Sockel, Dach, Marmorsaal und Fenster. Fast zwölf Millionen Euro verschlingt allein die Sanierung des Sockelgeschosses. Weil es mehrere Meter vorsteht, dringt dort seit Jahren Nässe ein. Alle Sandsteinplatten müssen abgenommen werden, um das Mauerwerk darunter abzudichten und für eine Lüftung zu sorgen. Im Mai soll Baustart sein. Arbeit weiter über den Masterplan hinaus bietet das Dach. Gut fünf Millionen Euro kann die Stiftung zunächst ausgeben. Dafür wird das Dach über dem Flügel des Schlosstheaters saniert, das ab dem Sommer für vier Jahre geschlossen werden muss. Im Theater müssen die Holzbalken des Dachs und der Schnürboden, von dem aus die Kulissen bedient werden, dekontaminiert werden. Sie sind mit giftigen Holzschutzmitteln durchtränkt. Die Kuppel des Schlosses mit den Figuren der drei Grazien wird ebenfalls restauriert, weil sie sonst abzustürzen drohen. Bis Ende 2017 wird das Dach dann notdürftig geflickt sein. Für seine restliche Sanierung sind noch einmal acht Millionen Euro nötig. Dafür hofft Ayrilmaz auf eine zweite Auflage des Masterplans, über die die Schlösserstiftung mit den Stiftungsgebern ab 2015 verhandeln will. Die Reparatur der Fenster will die Stiftung in diesem Jahr abschließen. Im Keller, im Erd- und im Dachgeschoss sind sie bereits aufgearbeitet, nun folgen jene im ersten Obergeschoss. Schließlich gehen im Marmorsaal die Restaurierungsarbeiten weiter. Bis 2015 wird der Raum mit seinem prächtigen Marmorfußboden sowie der darunter liegende Grottensaal für die Besucher nicht zugänglich sein. Der Rest des Schlosses bleibt aber offen.
Schloss Babelsberg
Nach Jahren der Vorbereitung und immer neuer Verschiebungen des Baustarts beginnt im März die lange geplante Hautkur des Schlosses Babelsberg. Für insgesamt 9,5 Millionen Euro werden bis 2016 Dach und Fassade instand gesetzt, desgleichen sämtliche Fenster und Türen, Brunnen und Außenanlagen. Parallel investiert die Schlösserstiftung bis 2017 noch rund 4,7 Millionen Euro in die Wiederherstellung des Brauchwassernetzes, das die Parkbrunnen speist. Zumindest die Wasserspiele des Schlosses sollen nach der Hüllensanierung ab 2016 wieder sprudeln. Das Schloss selbst bleibt während und auch nach der Sanierung bis auf gelegentliche Sonderführungen für Besucher geschlossen. Bevor es wieder öffnet, muss Geld für die Innensanierung aufgetrieben werden. Auch dies ist ein Fall für einen möglichen zweiten Masterplan nach 2017.
Filmmuseum
Im März zieht das Filmmuseum aus dem historischen Marstall in der Breiten Straße aus. Ein Jahr lang werden in dem Gebäude für insgesamt 1,5 Millionen Euro die Brandschutz- und die Haustechnik erneuert und neue sanitäre Anlagen eingebaut. Außerdem wird Barrierefreiheit und ein behindertengerchter Zugang zum Gebäude geschaffen. Das Café auf der dem Alten Markt zugewandten Giebelseite muss ebenfalls für zwölf Monate umziehen. Dafür bekommt der Betreiber künftig mehr Platz: Die bislang offenen Wände des Giebels werden geschlossen, um sich dem ursprünglichen historischen Zustand wieder anzunähern. Teils sollen die Wände zugemauert, teils modern verglast werden. 2014 können Café und Museum wiedereröffnen.
Orangerie
Noch auf Jahre über den ersten Masterplan hinaus wird die Orangerie im Park Sanssouci ein Sanierungsfall bleiben. Zwar sind die Pflanzenhallen bereits zumindest von außen saniert, doch für die auf 25 Millionen Euro veranschlagte Innensanierung des Schlosses ruhen die Hoffnungen der Stiftung ebenfalls auf einem zweiten Masterplan. Immerhin: Bis 2017 stehen aus dem ersten Masterplan noch knapp sieben Millionen Euro zur Verfügung, mit dem der Mitteltrakt des Schlosses inklusive der Doppeltürme, die bereits seit mehr als 20 Jahren von Balken gestützt werden müssen. Begonnen werden soll im Spätsommer dieses Jahres am südöstlichen Pavillon, dessen marode Fassade und Fenster dringend saniert werden müssen. Auch das Dach wird instand gesetzt, weil von dort Wasser ins Gebäude eindringt. Im nächsten Jahr sind Fassade und Dach des Mittelbaus dran. Im Pavillon sind keine Museumsräume untergebracht. Das Orangerieschloss, die Pflanzenhallen und die Türme bleiben daher auch während der Bauarbeiten für die Besucher zugänglich.
Marmorpalais
Auf den ersten Blick scheint die Restaurierung des Marmorpalais im Neuen Garten abgeschlossen zu sein. Doch oft steckt der Teufel im Detail. Die Außenanlagen des zu DDR-Zeiten als Armeenmuseum genutzten Gebäudes und vor allem die Kaimauern nebst Balustraden und Treppen sind noch in einem erbarmungswürdigen Zustand. Gut vorangekommen ist die Schlösserstiftung bereits mit der Instandsetzung der früheren Schlossküche, die äußerlich einem antiken Tempel nachempfunden wurde und in der heute der Kastellan seinen Sitz hat. 2,5 Millionen Euro werden in die verbleibenden Bauarbeiten investiert. Die Küche wird Ende dieses Jahres fertig. Im Südflügel des Schlosses wird ebenfalls noch nachgebessert: Weil sich eine Säule als nicht mehr tragfähig erwiesen hat, muss sie per Kran herausgehoben und das Dach verstärkt werden, bevor sie wieder eingebaut werden kann. Im Hof des Schlosses werden nach historischem Vorbild wieder Pappeln, Bitterorangen und Zwergpalmen gepflanzt. Die unschönen Schotterplätze nördlich und südlich der Kopfbauten des Schlosses erhalten ihre Wasserparterres zurück – quadratisch angelegte Grünflächen mit Blumenbeeten und je einem Fontänenbrunnen in der Mitte. Ein solcher Brunnen wird auch auf der mit einem Obelisken verzierten dreieckigen Grünfläche südlich des Schlosses wiederhergestellt. Die Fundamente aller drei Wasserspeier sind noch vorhanden. Das Schloss selbst ist während der Bauzeit uneingeschränkt zu besichtigen.
Wissenschafts- und Restaurierungszentrum
Viele Jahre der Vorbereitung hat es gedauert, im Frühjahr soll es nun losgehen: Auf dem Gelände des früheren Hans-Otto- Theaters in der Zimmerstraße errichtet die Stiftung ihr neues Wissenschafts- und Restaurierungszentrum. Für insgesamt 26 Millionen Euro wird das denkmalgeschützte Vorderhaus saniert, dahinter entstehen mehrere Neubauten. In dem Komplex sollen die Bibliothek, die Graphische Sammlung, die Dokumentationsabteilung, das Archiv der Königlich-Preußischen Porzellan-Manufaktur (KPM), Restaurierungsateliers für Gemälde, Textilien, Papier und Wandbespannungen sowie das naturwissenschaftliche Labor und das Fotolabor untergebracht werden. Die Restaurierungswerkstätten befinden sich derzeit noch im Neuen Palais. Ende 2016 soll das neue Zentrum eröffnet werden. Eigentlich sollte auch ein unterirdisches Depot gebaut werden. Aus Kostengründen wird stattdessen auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück neben den früheren RAW-Hallen in der Nähe des Hauptbahnhofs eine Halle errichtet, in der die Stiftung Möbel, Gemälde, Skulpturen und Rahmen lagern will. 7,7 Millionen Euro soll die Halle kosten, mit dem Baustart ist aber erst im Frühjahr 2014 zu rechnen. Die räumliche Trennung von Wissenschaftszentrum und Depot erweist sich nun als finanzieller Glücksgriff: Weil statt der ursprünglich veranschlagten knapp 40 Millionen Euro nur 33,5 Millionen Euro ausgegeben werden müssen, hat die Stiftung einen Notgroschen für den Fall parat, dass einige Projekte teurer werden als geplant. Und das ist nicht unwahrscheinlich: „Die Baukosten“, sagt Ayrilmaz, „sind wegen der Finanzkrise steil nach oben geschossen“.
Schloss Charlottenburg
Eines der neben Sanssouci größten Besuchermagneten der Schlösserstiftung, das Berliner Schloss Charlottenburg, wird bis 2017 nach und nach hinter Gerüsten verschwinden. Für insgesamt zehn Millionen Euro werden die Fassaden und Dächer des Schlosses restauriert und im Innern Brandschutzmaßnahmen durchgeführt. Die Arbeiten sind in zehn Abschnitte unterteilt. Wo saniert wird, haben Besucher keinen Zutritt. Derzeit ist das im Neuen Flügel der Fall, der noch bis zum Frühjahr 2014 restauriert wird. Vollständig geschlossen wird das Schloss Charlottenburg aber nicht.
Schloss Rheinsberg
Das zum Kronprinzenschloss Friedrichs II. gehörende Kavalierhaus wurde zwar bereits Ende der 90er Jahre teilweise saniert. Für den Markt- und den Stadtflügel des Gebäudes reichte das Geld damals nicht. Ab diesem Sommer sollen nun für knapp drei Millionen Euro Dächer, Fassaden und Innenwände saniert sowie der Brandschutz verbessert und die technischen Anlagen erneuert werden. Ein Jahr sollen die Bauarbeiten dauern, für die Besucher sind damit keine Beeinträchtigungen verbunden.
Cecilienhof
Als letzte große Baumaßnahme startet die Stiftung 2014 mit der 8,7 Millionen Euro teuren Sanierung des Schlosses Cecilienhof. Auch dort müssen Fassaden und Dächer instand gesetzt werden. Während die Gedenkstätte für die Besucher offen bleibt, muss das Schlosshotel bis voraussichtlich Ende 2017 schließen. Rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Schlosses wird es wiedereröffnet.
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