zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Grün für die Betonpiste

Am Großen Waisenhaus an der Breiten Straße entstanden neue Vorgärten nach historischem Vorbild

Stand:

Innenstadt - Der Ausbau der Breiten Straße zur „sozialistischen Magistrale“, beschlossen 1975 nach dem Abriss der Garnisonkirche, gehört wohl zu den schlimmsten Bausünden der DDR. Entsprechend langsam gelingt es, der Betonpiste quer durch die Stadt wieder etwas grünes Leben einzuhauchen – so kann jeder Begrünungs-Versuch kaum hoch genug gelobt werden. Ganz besonders dann, wenn sich zur Anlage eines historischen Vorgartens vor dem Großen Waisenhaus Breite Straße 9 gleich mehrere Partner zusammengetan haben.

Die Vorarbeiten für den rund 3,09 Meter tiefen Vorgarten leistete der Fachbereich Grün und Verkehrsflächen der Stadt. Von ihm wurden die Betonplatten des Gehweges abtransportiert, der Straßenboden ausgehoben und durch Komposterde ersetzt, ein neuer Bordstein angebracht sowie die Gartenumgebung neu gepflastert. Das geschah auf städtische Rechnung. Für die Anlage des Gärtchens und die historische Umzäunung gaben die Stiftung Großes Waisenhaus, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und eine private Spenderin jeweils 5000 Euro. So konnte ähnlich wie beim Naturkundemuseum nebenan ein freundlicher Vorgartenbereich entstehen. Den schließt zum Gehweg hin ein Stabzaun ab, an den Seiten werden Schuppenzäune angebracht, die die Firma Böthe aus Neuseddin in Handarbeit herstellt. „Für einen guten Preis“, wie Felix Merk von der Unteren Denkmalschutzbehörde betonte. Die Gärten werden ab Herbst Rosenstöcke zieren, die sich zu Pyramiden entwickeln sollen. Kugelig gestutzte Eiben sind schon gepflanzt, Buchsbaumeinfassungen und Stauden werden folgen.

Historisches Ambiente war zwingend vorgeschrieben, denn die Anlage der Gärten geht auf Friedrich Wilhelm den IV. zurück, der 1844 die Breite Straße als Fahrbahn anlegen ließ. Allerdings von Linden gesäumt und mit einem Rasenstreifen in der Mitte begrünt. Den Hausbesitzern gestattete er Vorgärten anzulegen, die eine Rute breit sein durften. Das waren 3,84 Meter nach Dezimalmaß. Nachahmung ist sicher erwünscht. Ehe jedoch die endgültige Ausstattung der Breiten Straße nicht feststeht und die Umgehungsstraße als Entlastung in weite Ferne gerückt ist, dürfte es schwer sein, auch auf der anderen Seite zum Beispiel vor den Hiller-Brandtschen Häusern oder der Industrie- und Handelskammer Stifter fürs Grün und eine freundlicher Gestaltung des Straßenzuges zu finden. Immerhin will sich auch das Predigerwitwenhaus mit einem Vorgarten schmücken.

Wie Heidi Büttner, Leiterin der Potsdamer Außenstelle der Denkmalschutzstiftung betonte, flössen Sponsorenmittel für Potsdam besonders reichlich. Die Stiftung habe bisher sechs Millionen zum Erhalt von Denkmalen dazugeben können, angefangen vom Nauener Tor bis zur historischen Straßenbahn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })