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Links und rechts der Langen Brücke: Grün und lebenswert

Michael Erbach sieht im Bornstedter Feld eine Potsdamer Erfolgsgeschichte – trotz vorhandener Probleme

Stand:

Während in vielen Teilen des Landes Brandenburg Straßenzüge verwaisen oder ganze Stadtteile abgerissen werden, wird im Norden von Potsdam eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Im Bornstedter Feld sollen rund 6400 Wohnungen für mehr als 13 000 Menschen entstehen, dazu die notwendige Infrastruktur sowie Tausende Arbeits- bzw. Studienplätze. Dort, wo bereits 1750 Soldaten für den Kriegseinsatz gedrillt wurden, später Wehrmacht, russische Truppen und Einheiten der Nationalen Volksarmee der DDR ihre Übungen veranstalteten, ist ein komplett neuer Potsdamer Stadtteil entstanden. Und die Dynamik, mit der dies vonstatten geht, ist längst zum Problem geworden. Groß ist der Druck, den diejenigen ausüben, die inzwischen im Bornstedter Feld wohnen – zu Recht fordern sie mehr Kitas, Schulen und andere Einrichtungen, die ein lebenswerter Stadtteil benötigt. Doch der Stadt sind in diesem Zusammenhang nur wenige Vorwürfe zu machen – im Bornstedter Feld lebt es sich gut: Die Nahverkehrsanbindung an das Stadtzentrum funktioniert, der Volkspark bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Natürlich bleiben auch Negativschlagzeilen nicht aus. Gern hätten sich die Bewohner im Quartier das neue Bad an ihren Ort gewünscht, für die Biosphärenhalle ist noch immer kein neuer Betreiber gefunden, es mangelt an Handels- und Dienstleistungsanbietern. Dem muss sich die Verwaltung stellen, zumal der Zustrom in das Gelände unentwegt anhält: So bauen die Kassenärztliche Vereinigung und die Landesärztekammer im Bornstedter Feld ihr neues Domizil, will die Prinz von Preussen AG sogar hochwertige, sprich richtig teure Wohnanlagen in der Nähe der Biosphäre errichten – was für die hohe Qualität des Ortes spricht. Und so hat Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius gestern angekündigt, dass weitere 500 neue Wohnungen im neuen Stadtteil geplant sind. Dafür sollen jedoch Flächen weichen, die in den zurückliegenden Jahren von den Anwohnern gern als Freizeitflächen genutzt wurden. Der Grund: Für diesen Bereich gab es bislang noch keine konkreten Bebauungspläne. Das allerdings soll sich ändern. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass die Anwohner nur ungern auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichten wollen – doch sprechen alle Argumente für die Pro Potsdam. Die Pläne, die vier Hektar zu bebauen, existieren schon lange, die Verwertung der Grundstücke ist fester Bestandteil des Wirtschaftsplans des Entwicklungsträgers. Und nur mit den Einnahmen aus der Grundstücksverwertung kann die Entwicklung des Standortes vorangetrieben werden. Müller-Zinsius sprach von einem „Fluch der guten Tat“, weil das betreffende Areal nach der Bundesgartenschau den Anwohnern zunächst überlassen wurde. Wenn auch die Argumente überzeugend sind – mancher Verdruss hätte durch eine bessere Informationspolitik vermieden werden können. Jetzt aber dürfte der Konflikt gelöst sein. Das Bornstedter Feld wird weiter wachsen – Potsdam sich weiter Richtung Norden entwickeln. Mit weiterhin viel Grün.

Michael Erbach

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