
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Grüner Greifer am Kellerberg
Eine Maschine hilft im Wildpark bei der Waldpflege. Der Baumbestand soll dadurch geschont werden
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Schon aus der Ferne dringt am Montagvormittag das Brummen des schweren Dieselmotors durch das Unterholz des Potsdamer Wildparks. Mit einem zehn Meter langen Greifarm packt die Harvester genannte Maschine einen Baum, sägt den Stamm über dem Boden ab. Räder mit Stahlzähnen ziehen den Stamm durch den Greifer. Dabei werden Äste abgetrennt und der Stamm in die gewünschte Länge gesägt. An diesen Anblick können sich Spaziergänger und Jogger im Potsdamer Westen in den nächsten Wochen gewöhnen. Etwa zwei Monate lang gibt es in dem Waldgebiet umfangreiche Baumpflegearbeiten.
Auf insgesamt 45 Hektar Fläche werden zahlreiche Bäume gefällt. „Das gehört zur regelmäßigen Waldpflege“, sagt Revierförster Werner Eichhoff. Wie viele Bäume genau gefällt werden, kann er nicht sagen. Am Ende werden ungefähr 1400 Kubikmeter Holz gefällt worden sein. Bis zum Beginn der Brutzeit soll alles erledigt werden. Jeden einzelnen Baum hat Eichhoff vorher ausgesucht und markiert.
Los geht es in einem Mischwaldgebiet an der Waldschule im Hegemeisterweg. Hier wächst vieles nebeneinander: Kiefern, europäische Lärchen, Eichen, Roteichen, Birken, Ahorn und Robinien. Die ältesten Bäume schätzt der Förster auf etwa 60 Jahre. „Das sind Nachkriegspflanzungen. Der Wildpark war damals komplett abgeholzt“, so Eichhoff. Durch das Fällen einzelner Bäume sollen andere mehr Licht bekommen und besser wachsen. Die sogenannten Zukunftsbäume sollen mehr Raum erhalten und der Charakter des Waldgebiets erhalten bleiben. Deshalb bleibt auch der ein oder andere tote Baum als Lebensraum für Vögel, Amphibien und Insekten stehen.
„Die Maschine ist eine große Hilfe“, sagt Eichhoff. Während der Harvester den nächsten Baum greift, beobachtet der Förster gelassen das Geschehen. Die Maschine sei schon einige Male in Potsdam eingesetzt worden. Er kennt den Ablauf. Auch Familienhund Emma bleibt ruhig, als der nächste Stamm durch den Greifarm rattert. Was auf den ersten Blick nach einem massiven Eingriff in den Wald aussieht, ist laut Eichhoff Teil eines genauen Plans und schädigt den Baumbestand weniger als die konventionelle Art des Holzeinschlags. Früher habe man die gefällten Bäume mit Pferden oder einem Traktor durch das Unterholz geschleift. Dabei sei oft die Rinde der übrigen Bäume beschädigt worden, so Eichhoff. Schädlinge und Pilze konnten die Bäume so angreifen.
Der Name „Harvester“ kommt vom englischen Wort für Ernte. Im Amtsdeutsch heißt das fast 14 Tonnen schwere grüne Ungetüm auch Großbaumvollernter. Nachteile hat die Größe allerdings auch: Der Harvester kommt nicht überall hin. „Wir können im Wald nur bestimmte Schneisen befahren“, sagt Eichhoff. Trotz der insgesamt sechs großen Räder würde das Gewicht des Harvesters den Waldboden zu stark verdichten. „Das wollen wir vermeiden“, sagt Eichhoff. Deshalb passt dem Förster der derzeit milde Winter gar nicht. Bei Frost wäre der Boden fester. Bäume, die außerhalb der Reichweite der Maschine stehen, müssen auf herkömmliche Art gefällt werden. Und bei größeren Bäumen stößt die Maschine an Grenzen. Bei 40 Zentimeter Stammdurchmesser ist Schluss.
Der Großteil des Holzes wird von der Forstverwaltung verkauft. Ein Teil bleibt jedoch liegen. „Das kann als Brennholz gesammelt werden“, so Eichhoff. Interessenten können sich dazu bei der Revierförsterei anmelden. Marco Zschieck
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