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Landeshauptstadt: Guse lässt NPD links liegen

Stadtverordneter für Rechtsextreme zu radikal

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Die rechtsextreme NPD in Potsdam steckt offensichtlich tief in der Krise. Wie der für den Ortsverband zuständige Kreisverband Havel-Nuthe aktuell mitteilt, ist der Potsdamer Stadtverordnete Marcel Guse aus der Partei „wegen unüberbrückbarer politischer Differenzen“ ausgetreten. Guse, geboren 1980, sei damit einem „Antrag auf Ausschluss zuvorgekommen“, hieß es von der NPD weiter.

Der Hintergrund für diesen Schritt ist, dass Guse seine rechtsextreme Weltanschauung selbst für seine Parteikollegen zu radikal propagierte. So erinnerte gestern ein Sprecher des Landesverfassungsschutzes am gestrigen Freitag daran, dass bereits 2010 „erste Brüche zwischen Guse und der NPD erkennbar waren, als die Partei Guse-Beiträge von ihrer Internetseite löschte.“ So habe Guse auf der Internetseite des NPD- Verbands Havel-Nuthe anlässlich des tragischen Flugzeugabsturzes des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski im April vor einem Jahr erklärt, es sei ihm „egal“, ob ein polnischer Präsident „samt Gefolge ins Gras beißt“. Guse außerdem: „Mich interessiert nur eine Frage: Wann kehrt die Heimat meiner Vorfahren wieder heim ins Reich.“ Laut Verfassungsschutz sei dies selbst dem NPD-Kreisverband zu weit gegangen: Der Beitrag von Guse sei wieder entfernt worden. Auch jüngst von der Antifa veröffentlichte interne E-Mails der NPD sollen zeigen, wie groß in der rechtsextremen Partei der Unmut über Guses offensiven Neonazismus war. So zitiert die Antifa die NPD-Landesspitze in einer internen E-Mail von Mitte 2010, nachdem „jeder Artikel von Marcel Guse vor dem Hochladen einer Prüfung unterzogen werden muss“.

Guse ist seit 2009 Stadtverordneter. Er kam als Ersatz für den verstorbenen DVU-Mann Günther Schwemmer und wechselte nach der Landtagswahl 2009 zur NPD. In der Folge nutzte der 29-Jährige das Stadtparlament mehrmals zur Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts und sorgte dabei für eklathafte Szenen. Allerdings blieb er laut dem Büro der Stadtverordnetenversammlung mehreren Sitzungen auch gänzlich fern, zweimal unentschuldigt. Vollständig anwesend war er den Angaben nach nur bei etwa einem Viertel der Stadtverordneten-Sitzungen. Laut dem Sprecher des Verfassungsschutzes seien mit dem Austritt von Guse „die Ansätze der NPD, Strukturen in der Landeshauptstadt errichten zu wollen, damit vorerst gescheitert“. Abzuwarten bleibe, ob Guse weiter im Umfeld der „gerade in Potsdam“ extrem nazifizierten NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“ aktiv bleiben werde und ob er sein Stadtverordnetenmandat behalte. Guse war am Freitag nicht zu erreichen. Henri Kramer

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