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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

Kolumne PYAnissimo: GZSZ aus Jerusalem

Aus aktuellem Anlass und weil wir in der Redaktion feststellten, dass wir trotz unserer Serie „Glaube in Potsdam“ nur über rudimentäres Grundwissen zu Bibel und zu österlicher Liturgie verfügen, präsentieren wir hier und heute das garantiert allererste „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“-Drehbuch – GZSZ aus Jerusalem.

Stand:

Was bisher geschah:

Jesus war auf Tournee und entschied sich für einen Abstecher nach Jerusalem. Es gab keine Öffis, er nahm einen Esel. Zur Begrüßung kamen ihm seine Fans entgegen und legten Palmwedel auf den staubigen Weg – Palmsonntag. Ist für 2017 schon vorbei.

In Jerusalem gab es ungute Stimmung. Die römischen Besatzer wollten den komischen Vogel loswerden, denn der predigte immer was von gewaltfreiem Widerstand, das war ihnen unheimlich. Damit konnten die Römer nichts anfangen. Manche seiner eigenen Anhänger auch nicht. Die wollten kämpfen, Auge um Auge, Zahn und Zahn, nicht dem Angreifer auch noch die andere Wange hinhalten.

Und so geht es weiter:

Jesus ahnt, dass Jerusalem schwierig wird. Er sucht Rückhalt, hofft vielleicht auch auf ein Wunder, und organisiert ein Support-Dinner. Er sagt den Jungs: Wenn ihr irgendwann in Schwierigkeiten steckt und ich nicht dabei bin, dann denkt an mich und stoßt auf mich an. Das ist das erste Abendmahl. Das heute, am Gründonnerstag, gefeiert wird. Anschließend wird in der Kirche das Geschirr weggeräumt und die Kerzen werden gelöscht, denn nach dem Essen wurde es damals ungemütlich für Jesus.

Der geht zum Verdauungsspaziergang in den Garten und beginnt zu grübeln, was er jetzt machen soll. Er hat die Nase voll von seinem Job, immer predigen, motivieren und die Massen zusammenhalten. Und immer sitzt er zwischen allen Stühlen, die gottlosen Ausbeuter auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Juden, sein eigenes Volk. Die sind ewig uneins, ob und wie man die Römer bekämpfen soll und stehen sich dabei selbst im Weg.

Aber – einer muss es ja machen, ahnt Jesus. Was dieses „es“ bedeutet, das weiß er wohl auch nicht so richtig. Jedenfalls: Er entscheidet sich für die Pflicht, aber er hat eine Scheißangst. Und die Jungs, die aufpassen sollen am Gartentor, damit die römischen Hooligans sie nicht aufmischen, die sind einfach eingepennt.

Die Besatzer finden ihn also im Garten, und weil es weder Fahndungsfotos noch Facebook gibt, sind sie auf einen Hinweis angewiesen: den Judaskuss. Jesus wird verhaftet, leistet keinen Widerstand und kommt in U-Haft. Pilatus, der Generalsekretär der Römer, überlegt lange, was er mit dem Gefangenen, der ja eigentlich nichts Schlimmes getan hat, machen soll. Aber der Pöbel auf der Straße schreit und nervt und Pilatus entscheidet sich zuletzt, den Kerl loszuwerden. Als eine Art Bauernopfer. Es ist Freitag, noch vor dem Wochenende soll alles erledigt sein. Es wird also zügig gekreuzigt und in der dritten Stunde am Nachmittag stirbt Jesus. Deshalb ist die Andacht nachmittags um drei zumindest bei den Katholiken der absolute Showdown im Kirchenjahr. Keine Kerzen, keine Blumen, keine Orgel, kein Halleluja.

Familie und Freunde dürfen Jesus schließlich begraben, er wird nach dem Waschen in duftende Laken gewickelt und in ein landestypisches Höhlengrab gelegt, von wo aus er am dritten Tage – man zählt Freitag, Samstag, Sonntag – im Morgengrauen verschwindet. Aufersteht, heißt es im klassischen Bibeltonus. Gewagte moderne Deutungen sagen, er war vielleicht doch nicht ganz tot und erholte sich durch die Wickelmassage, machte sich ungesehen aus dem Staub und lebte fortan incognito als Ackerbauer mit Frau und Kind. Die Bibel geht davon aus, dass der Vater seinem Jungen geholfen hat – genug Erde, komm zu mir. Es musste ja ein Zeichen gesetzt werden: So nicht, Freunde, entweder ihr reißt euch jetzt zusammen, oder das wird nie was mit einer christlichen Kirche.

Und so geht es bei GZSZ weiter: Jesus ist unsicher, ob er seine Fans mit dem Missionierungsauftrag alleine lassen kann, macht ab und zu Kontrollbesuche, entscheidet sich dann doch zur finalen Himmelfahrt und schickt zu Pfingsten einen letzten Gruß vom Himmel auf die Erde.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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