zum Hauptinhalt

Etwas HELLA: Habt Geduld mit der Wollmilchsau

Dass es der Landwirtschaft immer noch nicht gelungen ist, eine eierlegende Wollmilchsau zu züchten, ist eine schwache Kür. Doch die Natur und speziell tierische Gene haben eben ihre Tücken.

Stand:

Dass es der Landwirtschaft immer noch nicht gelungen ist, eine eierlegende Wollmilchsau zu züchten, ist eine schwache Kür. Doch die Natur und speziell tierische Gene haben eben ihre Tücken. Da ist Geduld angesagt. Aber auch in anderen Bereichen hapert es leider an der Superlösung. So ist es den Potsdamer Verkehrsplanern immer noch nicht gelungen, schnittigen Autoverkehr ohne Staus mit einer Fahrradspur auf der Straße und klinisch reiner Luft ohne Schadstoffbelastung zu koppeln. Deshalb heißt wohl auch hier die Parole: Geduld.

Und da können die Autofahrer, einspurig auf der Zeppelinstraße eingekeilt, viel von den Radfahrern, die ich bezeichnenderweise Pedalritter nennen möchte, lernen. Seit Jahr und Tag beweisen die einen Edelmut bei ihrer Fahrt durch die Zeppelinstraße, dass man ihnen Hochachtung zollen muss. Sie pfeifen sich ein Liedchen und auf angemessene Geschwindigkeit. Lassen dort, wo sie sich den Gehweg mit den Fußgängern teilen müssen, denen den Vortritt und wagen auch nicht, sie von hinten anzuklingeln. Sonst würde der Fußgänger womöglich verschreckt direkt vors Rad springen. Wenn sie doch mal leise und einfühlsam „Vorsicht!“ oder „Darf ich vorbei?“ rufen, dann werden sie böse angeguckt und kriegen zu hören: „Warum klingeln Sie nicht?“ Nur wenn Autos – natürlich nur zum Be- und Entladen – den schmalen Fußweg auch noch zustellen, sind sich ausnahmsweise Fußgänger und Radfahrer einig.

Der nächste Schreck lauert dann an den Stellen, wo der Radfahrer über eine Seitenstraße muss, die Autos aber genau in die rechts abbiegen wollen. Schließlich kann der arme Autofahrer nicht ahnen, wer da hinter Baum und Ampelmast hervorschießt. Der schon lange angekündigte Radweg auf der Straße – welch entspannende und beschleunigende Einrichtung – kann natürlich nicht die Lösung sein. Alle Autofahrer finden unisono, dass nur eine Autospur in der viel befahrenen Straße das Letzte ist.

Was allerdings so gar nicht in mein kleines beschränktes Radlerhirn hinein will, ist die Tatsache, dass immer erst alles auf den letzten Drücker geschieht. Die Grenzwerte für Schadstoffe waren doch schon länger bekannt. Dass man für ein Umsteigen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel Park-and-ride-Plätze braucht, ist ganz neu auch nicht. Die Kapazität der öffentlichen Verkehrsmittel zu erhöhen, rumort schon in diversen klugen Köpfen.

Ich selbst arbeite seit Langem am wollmilchartigen Fahrrad, dass nicht nur elektrifiziert ist – haben wir ja schon –, sondern auch noch ein Klappverdeck bekommt fürs Regenwetter. Und an den Parkplätzen ausgeliehen werden kann. Ob ein anschraubbarer Schneeschieber benötigt wird, muss die Zukunft zeigen. Es schneit ja kaum noch und den Rest fegt die Stadtreinigung im Prinzip schon blitzblank weg. Auf die Superlösung, dem Straßennamen entsprechend, Zeppeline im Entlastungsverkehr einzusetzen, müssen wir aber wohl noch eine Weile warten.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })