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Landeshauptstadt: Halbstarkes Rundmaul

Zwei Störe und 15 Neunaugen sind die Neuen im Aquarium des Naturkundemuseums

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Die Neunaugen wollen nicht so recht. Sie entwischen immer wieder dem kleinen Kescher. Dann endlich windet sich ein Tier auf der Hand von Detlef Knuth, saugt sich fest, erkennt die Täuschung, sucht weiter. „Der oder die sucht jemanden zur Paarung“, sagt der Leiter des Naturkundemuseums. Dabei sind sie gerade mal im frühen adulten Stadium, also zwei bis vier Jahre alt. So genau weiß man das nicht, die Bachneunaugen hat Aquariumsleiter Udo Rothe aus dem Flüsschen Plane im Fläming geholt: 15 sogenannte Querder, junge Neunaugen noch im Larvenstadium, und zwei größere Tiere. Sie sind zehn bis 15 Zentimeter lang, haben einen aal-artigen Körper und ein Rundmaul, in dem viele scharfe Zähnchen sitzen. Am vergangenen Mittwoch werden sie in ein Aquarium gesetzt. Die Querder graben sich sofort ein im Kies, die beiden halbstarken saugen an der Beckenwand.

Knuth freut sich, dass es in seinem Museum nun wieder Neunaugen mit den charakteristischen neun Punkten an den Seiten gibt. Eigentlich gab es bereits welche im Haus – Knuth wusste davon nur nichts. Sie lebten versteckt im Bodenmaterial eines Aquariums. Erst als vor einigen Wochen plötzlich das Becken leckte und ausgeräumt werden musste, entdeckte man sie. Nach diesem ungeplanten Umzug sollen sie nicht gleich wieder gestört werden. Die neuen aus dem Fläming machen das Rennen – und sind Indiz dafür, dass die Flüsse in Brandenburg sich erholen. Wo es wieder Bach- oder die etwas größeren Flussneunaugen gibt, da gibt es auch bald wieder Störe. Beide Arten gehören zu den Fischen, die zum Laichen an ihren Geburtsort wandern. Weil sie gut zueinanderpassen, kommen ebenfalls zwei Störe, Jahrgang 2013 und etwa 30 Zentimeter lang, ins Becken. Nach einer Eingewöhnungsphase zieht auch der Schwarm Ukeleis, derzeit noch im Ausweichbecken einquartiert, zurück in sein angestammtes. „Die neuen Tiere lernen von den alten das Pellet-Fressen“, sagt Knuth fürsorglich. „Ist alles nicht so einfach. Ich hoffe, der Stör nimmt weiter zu.“

Zum Museumstag soll alles komplett sein. Von der mittleren Katastrophe, die sich hier vor einigen Wochen abspielte, ist nichts mehr zu sehen. Zunächst war Rothe damals eine Schwachstelle, eine Verfärbung am Dichtungsstreifen, aufgefallen. Muss man beobachten, dachte er sich. „Dann kam ich am nächsten Tag in den Keller, das Becken war schon halbleer, auf dem Boden stand was Wasser.“ Die Fische konnten gerettet werden, das Becken, 2,20 Meter lang und einen Meter hoch mit etwa 1800 Litern Wasser, wurde repariert.

Nun kann man hier das Leben der Bachneunaugen verfolgen. Die fischähnlichen Wirbeltiere gibt es auch in Groß, Meeresneunaugen, die bis zu einen Meter lang und armdick werden können. Sie saugen sich zum Fressen bisweilen an größeren Fischen fest und knabbern dort ein wenig, erzählt Detlef Knuth dramaturgisch effektvoll. Vor ihren kleineren Kollegen in Brandenburgs Flussläufen müsse man sich aber nicht fürchten. Erwachsene Fluss- und Bachneunaugen fressen nichts mehr und verstecken sich meist. An manchen Stellen, zum Beispiel in der Nuthemündung, sind die geschützten Tiere mit etwas Glück beim Laichen zu beobachten. Alternativ bietet sich ein Besuch im Naturkundemuseum an – nicht nur am Museumstag. Steffi Pyanoe

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